Coronopoly, Rezension von Christoph Fleischer, Fröndenberg 2022

 

 

 

Diesen Text als Rezension zu bezeichnen ist schon fast übertrieben. Ich möchte hier das Spiel Coronopoly vorstellen und zur Verfügung stellen. Der Verlag KATAPULT hat den Link zur Verbreitung freigegeben:

 

https://ta6496972.emailsys1a.net/c/50/5008285/3547/0/17754227/10539/400675/493030552c.html

 

auf diesem Link findet Ihr das Spielbrett, das hier noch einmal als Bild erscheint. Sinnvoll ist es nur im Zusammenhang mit den Spielregeln, die ich hier bewusst auch ergänze:

 

 

 

Weiter Informationen erhaltet Ihr beim Verlag:

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Ansporn für müde Gläubige, Predigt von Joachim Leberecht, Herzogenrath 2022

Sonntag Sexagesimae 2022, Predigt über Hebräer 4,12+13 (Luther 2017)                                                                         

Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft geben müssen.

 

Liebe Gemeinde,

Das ist doch auch mal ein Wort und ein Ruf an diejenigen, die jetzt so zahlreich aus ihren Kirchen austreten. Doch sie sitzen nicht hier. Sie hören es nicht und wollen es auch nicht mehr hören, von oben herab.

Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Austrittswelle und wird am Arbeitsplatz, im Verein und in den Familien diskutiert. Überall höre ich die Rede, dass es Monate braucht bis am Amtsgericht der Kirchenaustritt erfolgen kann. Das Personal dafür wird in vielen Kommunen aufgestockt. Auch der ehemalige Papst Benedikt der XVI. ist der Lüge überführt. Wem kann man eigentlich noch Vertrauen in der Institution Kirche? Die heute austreten ziehen meiner Ansicht nach eine Konsequenz aus einer langen Entfremdungsgeschichte mit ihrer Kirche und vielleicht sogar auch mit der Kernbotschaft, der Rede und dem Glauben an Gott, mit dem sie nichts mehr anfangen können.

Sie sind müde geworden

Auch der Schreiber des Hebräerbriefs sieht, wie viele Menschen sich in den christlichen Gemeinden der zweiten und dritten Generation gar nicht mehr so recht dazu gehörig fühlen. Sie sind müde geworden, der Lebenskampf fordert viel Kraft und die Gemeinschaft der Gläubigen ist nicht ein erhoffter konfliktfreier Ort. Die Orientierung auf das Ziel des Glaubens ist aus den Augen geraten. Der Sinn scheint verloren gegangen, die Antwort auf die Frage: Weshalb sind wir eigentlich gemeinsam unterwegs? Eindringlich bittet der Schreiber des Briefes: „Werft euer Vertrauen nicht weg!“ (Hebräer 10,35)

Hier macht sich jemand ziemlich viel Mühe den Leserinnen und Lesern aufzuzeigen, warum es sich lohnt zusammen zu bleiben und gemeinsam wieder das Ziel des Glaubens in den Blick zu nehmen. Zugegeben: Der Schreiber benutzt viele Vorstellungen und auch Bilder, die uns fremd geworden sind, aber dennoch sind seine Gedanken klar und erstaunlich aktuell.

Das Ziel ist ein tiefer Friede

Ausgehend von Gottes Ewigkeit, von der Ruhe die vorhanden ist und nach der die Menschen damals und wir heute uns sehnen, sagt er: Wir müssen uns nach Gottes Wort richten, damit keiner zurückbleibt oder am Ziel vorbeilebt. Das Ziel ist ein tiefer Friede: Es ist das Zur-Ruhe-Kommen in Gottes Nähe.

Damit diese Ruhe in Gott schon jetzt erlebbar wird – mitten in aller Unruhe – und das Sehnen nach dieser Ruhe uns antreibt und anstachelt zu einem guten Leben, ist es wichtig immer wieder zu hören, was Gott in unser Leben hineinspricht.

Das Wort Gottes ist so etwas wie die Muttersprache des Glaubens. Sie entsteht aus dem Hören und aus dem Tun des Gehörten. Gott spricht zu uns wie er von Anfang an gesprochen hat als er durch sein Wort die Welt erschuf. Wir geben mit unserem Leben Antwort auf das Schöpferwort Gottes.

lebendig, kräftig und messerscharf

Das Wort Gottes – das ist für den Schreiber gewiss – ist lebendig, kräftig und messerscharf. Es kann zwar ungehört bleiben, aber wenn es gehört wird, dann geht es nicht spurlos an uns vorbei, dann fährt es uns dazwischen, wenn wir uns zu sehr eingerichtet haben in unsere Sicht der Dinge, wenn wir immer schon meinen zu wissen, was richtig oder falsch ist, wenn unser Mitgefühl erstickt ist, wenn alles zugeschüttet und verborgen ist, der Zugang zu uns selbst und zu anderen, wenn unsere Liebe kalt ist.

Aber wer lässt sich heute schon gerne ein Wort gefallen, das beunruhigt, das einschneidend und durchdringend ist, gefährlich sogar, jedenfalls nicht ohne Folgen bei Berührung?
Ein scharfes Wort kann tief treffen. Scharf wie eine Waffe. Wie ein zweischneidiges Schwert. Oder wie ein Filetiermesser, das Fleisch problemlos vom Knochen trennt. Oder wie ein Skalpell, mit dem der Arzt gezielte Schnitte macht, um krankes Gewebe von gesundem zu trennen. Das kann wehtun.
Vielleicht ist das Skalpell, ein scharfes medizinisches Messer, für uns heute das alltagstauglichere Bild im Vergleich zum Schwert. Dann ist Gottes Wort so riskant, aber auch so heilsam wie eine Operation am offenen Herzen. Zur Zeit des Hebräerbriefs noch undenkbar -, aber heute so selbstverständlich wie der Einsatz des zweischneidigen Schwertes damals.

Der Gedanke daran jedenfalls dürfte Menschen damals wie heute nicht kalt lassen. Was damit gemacht wird, ist wohl ganz und gar nicht egal. Weil es Folgen hat. Oft geht es um Leben und Tod, wenn ein Schwert oder ein Skalpell zum Einsatz kommt – natürlich auf sehr unterschiedliche Weise. Der Vergleich will uns klarmachen – genauso ist Gottes Wort: Ganz und gar nicht egal. Darauf kommt es an. Wenn Gott durch seinen Sohn Jesus Christus redet, dann geht es um uns, um unsere Existenz, um unser gemeinsames Leben in der Gemeinde und in dieser verletzlichen und liebesbedürftigen Welt.

Deshalb bleibt Gott für uns nicht an der Oberfläche

Darauf können wir uns einlassen oder eben auch nicht. Einer wichtigen Operation können wir zustimmen oder sie ablehnen. Aber mal ehrlich, wer würde so etwas ablehnen? Wenn man ablehnt, hat man zwar kein Risiko, zusätzlich verletzt zu werden -, aber eben auch kaum eine Chance auf Heilung.
Deshalb bleibt Gott für uns nicht an der Oberfläche. Was er sagt und von uns will, greift tief in unser Leben ein, durchdringt jeden einzelnen Gedanken, seziert jedes einzelne Vorhaben und Tun. Er blickt uns mitten ins Herz und prüft, wie wir`s meinen (vgl. Ps 139,23). Gott ist derjenige, der „uns unbedingt angeht.“ (Paul Tillich)
Dabei ist vor allem zu bedenken: Gottes Wort richtet sich nicht gegen uns, um uns zu verletzen. Gott richtet sein Wort vielmehr an uns, damit es hilft und heilt, uns auf den ewigen Weg führt, in seine Ruhe und in seinen Frieden. Mit aller Macht setzt sich das Wort Gottes für das Leben ein.
Das ist ein Kriterium zur Unterscheidung. Daran muss sich auch die Kirche messen lassen.

Amen

 

Umnutzung der Neuen Pauluskirche in Essen-Huttrop, Christoph Fleischer, Fröndenberg 2022

Paulus-Quartier

An der Steeler Straße in Essen Huttrop befindet sich das Gebäude der Neuen Pauluskirche unweit des katholischen Franz-Sales-Hauses, ganz in der Nähe der A 52. Von weiten erscheint die Kirche in der üblichen Gestalt. An der Front oben findet sich der Schriftzug „Paulus Quartier, Adolphi Stiftung“. Und ganz recht unten steht: „Paulus-Café“.

Seniorenwohneinrichtung

Die Kirche wurde im Jahr 2015 zur Seniorenwohneinrichtung umgebaut. Leider kann man diese Einrichtung im Moment nur unter Durchführung eines Corona-Tests betreten, daher konnte ich mir davon kein Bild machen.

Auf der Homepage zukunft-kirche-raeume.de wird es neben anderen erfolgreich durchgeführte Umnutzungsprojekten dokumentiert. Vom Ursprünglichen Kirchengebäude gibt es noch die Gestalt des Kirchhauses mit dem Kirchturm. Ob man vom Nebeneingang her wirklich ein Café betreten kann, weiß ich nicht. Offensichtlich handelt es sich um das Café des dortigen Altenheims, wie es das ja fast in jedem größeren Altenheim gibt. Das große Buntglasfenster der Kirche ziert die jetzt 7 Meter hohe Cafeteria.

Dort, wo man den Haupteingang der Kirche vermutet, am Turm der Westseite, findet sich eine Front von einzelnen Fenstern, die auf die Geschosse des Altenheims aufgeteilt sind. Die gleiche Aufteilung erscheint auch an der rechten Seite der Kirche zur Steeler Straße.

Der Haupteingang zum Altenheim ist an der gegenüberliegenden Innenseite und ist von daher eher unauffällig. Ich habe mir beim ersten Eindruck keinen rechten Reim darauf machen können, warum die Kirche in ein Quartier umbenannt wurde, halte die Lösung aber für durchaus passabel.

Kein Tagungszentrum realisiert

In der Broschüre „Modellvorhaben Kirchenumnutzungen, Ideen-Konzepte-Verfahren, Sechzehn Beispiele aus Nordrhein-Westfalen“ aus dem Jahr 2010 findet sie diese Kirche bereits als eines der geplanten Umnutzungsprojekte (Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Referat für Presse und Öffentlichkeitsarbeit, Düsseldorf 2010). Doch in diesem Heft wird kein Altenheim, sondern ein Tagungszentrum vorgestellt. Dieses Projekt wurde nicht realisiert, so dass dann die Adolphi-Stiftung als evangelischer Träger die Gelegenheit erhielt, ein Seniorenzentrum zu errichten (https://www.zukunft-kirchen-raeume.de/projekte/neue-pauluskirche-seniorenwohneinrichtung-und-pflegeheim/).

 

Joachim Leberecht, Predigt über Matthäus 14, 22-33, Herzogenrath 2022

 

Wider Chaosmächten (4.Sonntag vor der Passionszeit 2/2022)

 

Matthäus 14, 22-33 (Basis-Bibel)

 

Liebe Gemeinde,

Jesus brauchte Ruhe und Abstand von den vielen Menschen, die ihn bedrängten. Alle wollten etwas von ihm und überall wo er hinging, liefen sie ihm hinterher. Gab es denn keinen Ort, wo er allein sein konnte? Wo ihn Stille umgab?

Nach der Speisung der 5000 schickte er seine Jüngerinnen und Jünger mit unwirschen Worten fort. Sie sollten schon einmal über den See fahren. Und nachdem er das Volk entlassen hatte, stieg er allein auf einen Berg, um Gott nah zu sein.

Die Angst infizierte alle.

Die Jünger aber waren auf dem See unterwegs. Es wurde dunkel. Eine starke Brise kam auf. Die See wurde unruhig. Die Jünger mühten sich mit dem Rudern ab. Der Wind stand ihnen hart entgegen. Das Boot wurde wie eine Nussschale auf den Wellen hin und hergeworfen. Sie bekamen es mit der Angst zu tun. Die Angst infizierte alle.

Das kennen wir doch auch alle zu Genüge aus den letzten zwei Jahren. Wir saßen und sitzen alle in einem Boot, fürchteten und fürchten uns vor den über uns schwappenden Wellen der Pandemie. Infiziert sind wir von Angst, ganz durchdrungen. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Auch die Panikmache der Regierung und besonders in den Medien hat die Angst wie ein Krebsgeschwür in Gesellschaft und Kirche wüten lassen. Die Kirche hat sich landauf, landab wie die Jüngerinnen und Jünger in der Geschichte verhalten: ängstlich! Der frühere Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“, Heribert Prantl, resümiert: Die „Kirche wirkte in der Pandemie kleinmütig und angepasst.“ (Katharina Geiger, Interview mit Heribert Prantl für katholisch.de vom 6.1.2021 unter dem Titel: „Kirche wirkte in der Pandemie kleinmütig und angepasst.“)

Und zurzeit blicken viele Länder Europas auf Deutschland und die Rede von der „German Angst“ macht wieder die Runde. Wir werden die tiefsitzende Angst in unserer auf Sicherheit ausgerichteten Gesellschaft einfach nicht los. Und niemand von uns kann da einfach aussteigen. Wir alles sitzen im selben Boot.

Die Stille vor Gott hatte ihn gestärkt.

Aber zurück zur biblischen Erzählung. Der Evangelist Matthäus berichtet weiter: Jesus beendet sein Gebet. Mehrere Stunden hatte er sich von allen zurückgezogen. Die Stille vor Gott hatte ihn gestärkt. Inzwischen war es Nacht geworden. Und mitten in der Nacht kommt er seinen in Not geratenen Jüngern entgegen.

In ihrer Not sehen die Jünger Gespenster. „War da nicht etwas auf dem Wasser?“ „Das ist unheimlich.“ „Ich hab´s auch gesehen!“ „Hier geht was nicht mit rechten Dingen zu!“ „Das ist der Tod in der Gestalt eines Gespenstes!“ „Ein Wassergeist, der unseren Untergang ankündigt!“ Einer schreit: „Ich kann nicht mehr, ich geh ins Wasser.“ Im letzten Moment wird er zurückgehalten. Ein Klagen und Wehschreien in schwarzer Nacht, ein Tohuwabohu wie bei der Erschaffung der Erde. In das Chaos hinein spricht Christus: „Seid getrost. Ich bin´s. Fürchtet euch nicht!“

Da erkennen die Jüngerinnen und Jünger, wer ihnen in ihrer Not am nächsten ist. Es ist Christus, der HERR. Es gibt viele Schein- und Trugbilder, wenn uns auf dem Lebensweg der Wind hart entgegensteht. Da ist es gut, wenn wir uns an die Stimme Christi gewöhnt haben, dass wir sie hören und heraushören, wenn unsere innere oder äußere Not am größten ist. Es ist das Evangelium, das wir hören dürfen: „Fürchtet euch nicht!“ – „Fürchte dich nicht!“

 

Dann aber bricht Petrus ein.

Petrus, der schnelle und mutigste unter ihnen, findet zuerst seine Sprache wieder: „Jesus, rufe mich und ich komme zu dir.“ Jesus ruft ihn und Petrus geht über das Wasser. Nichts hält ihn mehr, selbst da, wo kein fester Boden unter den Füßen ist. Ganz nah möchte er seinem HERRN sein. Wie ein Kind, das voller Vertrauen in die Arme seiner Mutter springt, geht Petrus los, ganz selbstvergessen, ein höchster Akt des Vertrauens. Dann aber bricht Petrus ein. Die Wasser stürzen über ihn zusammen!

Auch wir, Liebe Gemeinde, haben in unserer Region im vergangenen Sommer die Dämonen des Wassers erlebt, die Chaosmächte, die wir  bedingt durch den Klimawandel theoretisch voraussahen, denen wir praktisch aber nicht gewachsen waren. Schon von alters her wurden Wasserfluten und todbringende Überschwemmungen gefürchtet. Jetzt sind sie so nah an uns herangekommen, haben uns heimgesucht. Wir sind erschreckt und die Betroffenen ihr ganzes Leben davon gezeichnet.

In vielen Religionen gehören Geschichten der Rettung aus dem Wasser zum Kernbestand. „In der buddhistischen Tradition findet sich eine interessante Parallele [zu unserer Geschichte]: Im Zweifel an Buddha sinkt ein Laienbruder im Fluss ein und rettet sich schließlich durch die Kraft seiner eigenen Gedanken.“ (Dorothee Wüst, Gottesdienst Praxis, 2021, S. 145)

Wie anders stellt Matthäus die Rettung dar. Es sind nicht die spirituellen Gedanken und Eigenkräfte, die Petrus retten. Petrus kann sich sprichwörtlich nicht mehr am eigenen Schopfe aus den Fluten ziehen. Petrus kann nur noch rufen: „HERR, rette mich!“ Und Jesus greift Petrus bei der Hand und rettet ihn.

Wie tröstlich, dass die Geschichte erzählt, dass Petrus seinen Glauben nicht durchhalten konnte, dass er eingebrochen ist, dass Christus ihm außer Blick gerät und er die Furcht ins Herz lässt, die reale Furcht vor dem starken Wind und den mächtigen Wellen.

Hier kann ich mich gut mit Petrus identifizieren. Ich möchte glauben und Vertrauen und dann schleicht sich doch immer wieder der Zweifel ein: „HERR, ich glaube. Hilf meinem Unglauben!“

Jesus lässt den zweifelnden Petrus nicht untergehen, stößt ihn nicht von sich weg, zieht ihn hoch auf Augenhöhe und sagt: „Du hast zu wenig Vertrauen. Warum hast du gezweifelt?“

Liebe Gemeinde,

sicherlich wurde diese Geschichte in den christlichen Gemeinden erzählt, dass wir Christus in jeder Not vertrauen können. Christinnen und Christen haben zu jeder Zeit und an allen Orten die Erfahrung gemacht, wie schwankend ihr Glaube sein kann. Es gibt Starke und Mutige, und in der Regel Kleingläubige. Diese Einsicht soll nicht in die Resignation führen nach dem Motto: Wir Menschen sind halt so, nein, diese Einsicht und Erfahrung soll zum Mitgefühl führen, zu Geduld mit denen, die ängstlich sind. Mut aber soll auch denen gemacht werden, die voll Gottvertrauen Ängste überwinden, die ihre Komfortzone verlassen, die sich nicht von der Angst gefangen nehmen lassen, die unbeirrt groß Denken und Handeln – allen Chaosmächten zum Trotz. Sie dürfen neu hören und immer wieder erfahren, wenn sie auf gefährlichem Terrain einbrechen, werden sie errettet und wieder aufgerichtet.

Entscheidend ist doch, dass Jesus hier Petrus rettet, wo ihm der Glaube wegbricht.

Die Not kann so groß werden, dass wir untergehen, dass wir unseren Glauben zu verlieren drohen, dass er uns weggeschwemmt wird, aber ein Hilferuf genügt, ein Seufzer und Gott überlässt uns nicht den tosenden Fluten, selbst wenn wir untergehen. Amen

 

 

 

 

 

Bürgermeister Wigant begrüßt Entscheidung des OVG zum Flughafen, Pressemeldung, Kreisstadt Unna

Ein passendes Video:

Unna, den 26. Januar 2022

Nacht und Abendflug rechtswidrig

Mit Freude und auch Erleichterung hat Unnas Bürgermeister Dirk Wigant die heutigen Entscheidungen (Mittwoch, 26. Januar 2022) des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Münster aufgenommen. In dieser Entscheidung hat das OVG die Genehmigung der Bezirksregierung Münster über die Zulassung von Flugverkehr in den abendlichen Nachtstunden am Flughafen Dortmund aus dem Jahr 2018 für rechtswidrig und nicht vollziehbar erklärt.

Lärmschutz hat Vorrang

„Für uns steht der Schutz der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Unna an erster Stelle. Deshalb freue ich mich auch, dass das Gericht in seiner Entscheidungsfindung dem Lärmschutz der Bürgerinnen und Bürger deutlichen Vorrang eingeräumt hat“, sagte Unnas Bürgermeister Dirk Wigant. Geklagt hatten fünf Privatpersonen und die Stadt Unna.

Schon 2015 hatte das OVG die ursprüngliche Fassung der Genehmigung vom 23. Mai 2014, mit der erstmalig planmäßige Landungen bis 23 Uhr und planmäßige Starts bis 22.30 Uhr zugelassen worden waren, wegen Abwägungsmängeln für rechtswidrig und nicht vollziehbar erklärt.

Mit der Änderungsgenehmigung vom 1. August 2018 sollten diese Abwägungsfehler behoben werden. Danach waren planmäßige Landungen bis 23 Uhr, verspätete Landungen bis 23.30 Uhr und verspätete Starts bis 22.30 Uhr zugelassen. Auch bei dieser Genehmigung stellte das Gericht Abwägungsfehler fest.

In seiner Begründung führte das Gericht aus, dass die Lärmschutzbelange der Bevölkerung, die das Gewicht der für die Verlängerung der Betriebszeit sprechenden öffentlichen Verkehrsinteressen mindern, von der Bezirksregierung als zuständiger Genehmigungsbehörde unzureichend festgestellt und berücksichtigt worden sind. Die Bezirksregierung hat Fluglärmbelastungen mit einem nächtlichen Dauerschallpegel von weniger als 45 dB(A) nicht in ihre Abwägung  einbezogen. Ebenso wenig sind durch die Bezirksregierung die Lärmbetroffenheiten durch maximale Einzelpegel ermittelt und berücksichtigt worden.

Rechtskraft erst in vier Wochen

Allerdings hat das Gericht die Genehmigung der Bezirksregierung noch nicht aufgehoben. Die Flugzeuge dürfen vorerst weiterhin nach 22 Uhr am Dortmunder Flughafen starten und landen – das aber nur so lange, bis die Urteile des OVG rechtskräftig sind – einen Monat nach Zustellung des Urteils.

Zwar hat das OVG die Klage der Kreisstadt Unna als unbegründet abgewiesen, weil die Klagebegründungsfrist nach dem Umweltrechtsbehelfsgesetz nicht eingehalten worden sein soll. Diese Frage ist durchaus strittig, für den Rechtsstreit aber im Ergebnis ohne Belang, da das OVG die Genehmigung, jedenfalls aus anderen Gründen für rechtswidrig erachtet hat.

Für die Bürger*innen der Kreisstadt Unna zählt allein, dass die Genehmigung der Bezirksregierung aus dem Jahr 2018 rechtswidrig und nicht vollziehbar ist.