Rhetorik im Sommersemester 2007 an der FH – Südwestfalen, Abteilung Soest, Kleiner Bericht über ein Seminar Bericht von Christoph Fleischer, Werl 2007

Anfangsphase, zugleich ein Vorschlag für die Vorbereitung einer Rede.
Das Brainstorming am Anfang einer Stoffsammlung könnte sofort strukturiert mit dem MindMap geschehen. Gleiches gilt für das Seminar, so dass ein MindMap zum Thema „Rhetorik“ vorliegt. Dieses Mind Map wurde im Seminar-Gespräch erstellt, wobei die Vorgaben und das Vorwissen der Teilnehmer aufgenommen wurde und zugleich Vereinbarungen über die Ziele getroffen wurden. Die Ziele eines MindMap sind: Stichwortsammlung, Struktur, Phantasie, Entwicklung zur Gliederung. Zum Schluss des Seminars, nach der Rede: Überprüfung der Inhalte und Ziele.
Die Überarbeitung des Mindmap zeigte dann die Struktur einer Aufteilung der Rhetorik in folgende Themen: Die rhetorische Situation, Kommunikation, Abfassung der Rede, die Person des Redners, der Rednerin, Adressaten, Medieneinsatz, Text und Worte der Rede und Redegattungen. Diese Themen wurden im Seminar nicht nacheinander deduktiv erarbeitet, sondern so, dass sie ineinandergreifen und einander verstärken, zum Teil auch induktiv, aus der Beobachtung der einzelnen Vortragsbeispiele.
Die Übung erfolgt mit dem Notebook, auf dem mittels eines Programms und eines Mikrophons die Redebeiträge aufgezeichnet werden. Dazu wird gleich in der ersten Sitzung das Thema zu einem spontanen Redebeitrag vorgeschlagen: Meine persönlichen Stärken. Obwohl ich eigentlich gedacht hatte, dass sich jeder Seminarteilnehmer so vorstellen würde, zeigt sich dies als eine falsche Ewartung. Ob die Überforderung in dem mangelnden Mut zur Selbstdarstellung oder gegenüber der feien Rede lag, mag ich nicht zu beurteilen.
Die vorgelegte Literaturliste zur Rhetorik in Theorie und Praxis sollte mit den folgenden Angeben konkretierit werden:
– Lektüre für alle und als Vorlage für die Referate: Joachim Knape. Was ist Rhetorik? Reclam Stuttgart 2000, Cornelia Dietrich/ Degener MoreOFFICE (Hrsg.. Rhetorik. Die Kunst zu überzeugen und sich durchzusetzen. Cornelsen Berlin 2005.
– Beispiele aus dem Internet: vor allem http://www.mediaculture-online.de/Die_politische_Rede.360.0.html (Klassische Autoren, Überblick Theorie und Training, : z. B. rhetorische Figuren, klassischer Redeaufbau u.a.) sowie einige anderen Links zur Rhetorik.
– zusätzlich: Trainingsbuch Rhetorik. Tim-Christian Bartsch u.a.Paderborn 2005 (utb), Vera F. Birkenbihl. Rhetorik. 3. Auflage im Taschenbuch. Mosaik bei Goldmann, München 2004, Samy Molcho, ABD der Körpersprache. Hugendubel, Kreuzlingen, München 2006, …
Lektüre: Joachim Knape. Was ist Rhetorik?
Referate über die Kapitel: Ecce homo, Orator, Konstruktion und Widerstand, sowie Medialrhetorik. Die Sprache Knapes wurde insgesamt als zu „philosophisch“ bzw. zu „soziologisch“ empfunden. Die Fachbegriffe waren oft nicht nachvollziehbar. Nur wenn sich die Referenten stark vom eigentlichen Inhalt gelöst haben, die Essentials dargebracht und durch eigene Beispiele anschaulich erklärt haben, wurde die Lektüre intessant vermittelt. Trotzdem halte ich die Inhalte dieser Schrift für absolut aktuell und unverzichtbar, z. B. die Erklärung des Konstruktivismus und seiner Konsequenzen für die Kommunikation. Ich nenne einige Zitate, die festzuhalten sind:
– Basiskomponenten rhetorischer Kommunikation: 1. ein rhetorisch Handelnder tritt auf. 2. Konsensstiftung (rhet. Ziel), 3. Kommunikationssituation (Setting), 4. dem Bewusstsein der Beteiligten ein Orientierung zu geben (rhet. Handlung) (S.16)
– Die Rhetorik ist nach Joachim Knape ein Sonderfall der Kommunikation, der nach dem Oratorprinzip funktioniert: „Der rhetorische Fall tritt erst ein, wenn für den Orator die Frage von Wahrheit und Geltungsanspruch so weit geklärt ist, dass er in die rhetorische Handlung eintreten kann, die in persönlicher direktiver Kommunikation besteht.“ (S.31)
– Definition: In der Praxis ist Rhetorik die Beherrschung erfolgsorientierter Kommunikationsverfahren: „Rhetorik ist die kommunikative Möglichkeit des Menschen, einem von ihm als berechtigt angesehenem Anliegen, dem rhetorischen Telos, soziale Geltung zu verschaffen und sich selbst damit, wenigstens im Moment des kommunikativen Erfolges aus sozialer Determination zu befreien. Rhetorik war von Beginn an der Ausgang des Menschen aus gesellschaftlicher Sprachlosigkeit, und der rhetorische Imperativ lautet: Habe Mut, dich deiner eigenen Ausdrucksfähigkeit offen zu bedienen.“ (S.33)
– Orator und Botschaft: „Der Orator (Redner, Rednerin) ist die Botschaft, d.h. die kognitiven menschlichen Systeme sind und bleiben bei der rhetorischen Kommunikation maßgeblich. Für den perfekten Orator ist die Verbindung von Situationsbeherrschung und Medienbeherrschung am besten in der direkten personalen Interaktion der „face-to-face“ Situation zu erreichen.“ (S.93)
– Medialrhetorik: „Die Mediarhetorik versetzt die klassische Rhetorik in das System der Medienkommunikation und zeigt, wie zusätzlich zur persönlichen Präsenz andere Mittel eingesetzt werden um Rhetorik optimal zu nutzen z.b. durch Übertragung persönlicher Interaktion, Begrüßung, Körperpräsenz, Bilder, u. v. m.. Die klassische Redesituation ist zwar face-to-face. Trotzdem wird Rhetorik professionell in den Mediensystemen eingesetzt.“ Siehe auch die Tabelle auf S. 98 über primäre und sekundäre Kommunikationsformen.
Der Vorrang der persönlichen Präsenz wurde durch den teilweisen Verzicht auf starke Medien wie dem Porgramm PowerPoint verdeutlicht.
Methoden für die Redevorbereitung.
Die Aufbereitung des Inhalts wie Stoffsammlung und Gliederung der Lektüre, dazu auch MindMap wurde im Anfangsteil dargestellt.
Zur Analyse der Redesituation wurde als ein Beispiel dargestellt und exemplarisch durchgeführt (Bericht über die Hannovermesse): W.O.G.A.M.P.I.T.Z., das heißt: Wirkung, Ort, Grundeinstellung, Absicht, Medien, Publikum, Image, Titel, Zeitpunkt. (Trainingsbuch Rhetorik S. 18-24)
Zur Thema – und Streitpunktanalyse die Auswarbeitung der Begriffe in Bezug auf das Thema: Existenz, Definition, Qualität, Quantität, Kompetenz. Es handelt sich um Dissenzkriterien, die auch bei der Argumentation erneut eine Rolle spielen. (Trainingsbuch Rhetorik s. 24-27)
Klassischer Redeaufbau (Clemens Ottmers. Rhetorik. Stuttgart 1996 (www.mediaculture…)/ (Trainingsbuch Rhetorik S. 41-50)
Redeanalyse mit Blick auf Redeaufbau und Anwendung rhetorischer Figuren. z. B. Angela Merkel. Antrittsrede vor dem europäischen Parlament (http://www.bundeskanzlerin.de/nn_5296/Content/DE/Rede/2007/01/2007-01-17-bkin-rede-ep.html) und Joschka Fischer (http://www.mediaculture-online.de/Die_politische_Rede.360.0.html). Analyse zur Fischer Rede in: Trainingsbuch Rhetorik s. 44ff
Zitate des Aristoteles zum Anfang der Rede: 1. Eingehen auf die Hörer mit Lob, Tadel, Zuraten, Abraten, Appell und 2. Ausblick auf den Redeaufbau, damit die Gedanken nicht in der Luft hängen. (aus: Aristoteles. Rhetorik. ReclamStuttgart 1999/2005: Teil III, Kapitel 14.
Lektüre: Cornelia Dietrich. Rhetorik.
Die Kunst zu überzeugen und sich durchzusetzen. Themen: Reflektieren, Konzentrieren, Informieren,Überzeugen, Lenken, Durchsetzen. Die Lektüre wurde gern aufgenommen und referiert. Besonders anschaulich wurden die Referate, wenn entweder die vorgestellten Aufgaben selbst dargestellt wurden und eigene selbst erfundene oder erlebte Beispiele zur Verdeutlichung gewählt wurden.
Reflektieren: Wirkung, Verbaler, paraverbaler, nonverbaler Ausdruck; Kongruentes Verhalten: Der Sprecher wirkt überzeugend, wenn er in allen drei Ausdrucksebenen die gleiche Botschaft vermittelt.
Konzentrieren: Analyse des Gesprächspartners, Zuhörtechnik: Je mehr ein Sprecher über seinen Zuhörer weiß, um so besser kann er seine Äußerung auf diesen abstimmen. Ziel: Hörerzentriertes Reden!
Informieren: Inhaltliche Gestaltung der Äußerung. Thema, Verständlichkeit, Deduktiv oder induktive Rede, Direktive oder nicht direktive Formulierungen: Rhetorische richtige Informationsvermittlung orientiert sich am Gesprächspartner.
Überzeugen: Argumente (Behauptung und Begründung), Fragerichtungen und rhetorische Figuren beeinflussen die Überzeugungskraft einer Rede. Nur wenn der Sprecher seine Argumente mit Engagement vorträgt, hat er eine überzeugende Ausstrahlung.
Lenken: Die Lenkung zielt auf das Verhalten ab, Frageformen und Fragetypen richten sich auf den Hörer. der Umgang mit Fragen soll reflektiert werden. Offene fragen sind zu bevorzugen.
Durchsetzen: Es gibt ausgesprochen rhetorische Durchsetzungstechniken, die zuerst darauf zielen zu Wort zu kommen und macht auszuüben. Daher ist es wichtig: Durchsetzung ohne Überzeugung währt nicht lange!
Inhaltliche Ergänzungen aus der weiteren Literatur:
Die im MindMap oft angefragte Bedeutung Körpersprache wird wahrscheinlich zunächst als „Technik“ gesehen. Wichtig ist dagegen ein ganzheitlicher Einsatz der Körpersprache. Die Frage der Technik von Körpersprache ist eher für die Deutung des Gesprächspartners wichtig. Für die eigene Person gilt: Die Körpersprache drückt die Persönlichkeit eines Menschen aus. Rede ist kein Theater, weil der Redner nur über Authentizität wirkt! Rollenbilder: Der Bescheidene, der Beherrschte, der Vernebler, der Eroberer, der Unentschlossene, der Darsteller, der Aktionist, das Opfer, der Selbstbewusste, der Patriarch. Präsentieren, vor Publikum sprechen. (Samy Molcho, ABC s.o.)
Für die Redesituation im Ramen eines Teams ist auch die Sitzordnung nicht unwichtig. Ideal ist das U, bei dem der Redner nicht vor Kopf, sondern untern steht. Ein Redner steht immer. (Folie nach einer Grafik: Gestaltung eines Konferenzraumes. in: Jan L. Wage. Die Macht der KörperspracheBielefeld 2002. S.122 Abb. 76)
Zum Einsatz von Stimme und Sprache eignete sich eine Lesung der Texte aus der Broschüre „Ds gesprochene Wort“ mit Durchführung praktischer Übungen. (Institut für Rhetorik und Kommunikation Bonn 2006, Gabriele und Günter Zienterra. Das gesprochene Wort. Download unter:www.rhetorik-online.de, dort ebenfalls erhältlich: „Mit unserer Stimme überzeugen.“, erschienen 2007).
Zum Umgang mit Emotionen, auf den schon die Lektüre von C. Dietrich teilweise einging, bot sich mir ein aktuelles Buch an, das leider nur in englischer Sprach vorliegt und in dem es um die Rolle von Emotionen in Verhandlungssituationen geht. Der Hauptinhalt der Autoren vom Harvard Negotation Project zielt auf die Berücksichtigung von menschlichen Kernanliegen, die die Stimmungslage positiv beeinflussen. Das Ziel der Rede bzw. der Verhandlung, die eine optimales Ergebinis erreichen möchte, ist es eine positive Wirkung durch positive Emotionen zu erzielen. Die Kernanliegen sind: Wertschätzung, Anerkennung, Autonomie, Status und Rolle. (Roger Fisher, Daniel Shapiro. beyond reason. Penguin Books New York 2006)
Eine Anregung aus dem Focus Magazin zur Frage der Persönlichkeit, auf die es ja ankommt, wenn der Redner selbst zur Botschaft wird (s. Knape): Was den guten Charakter ausmacht – Charaktertraining und Persönlichkeitsanalyse, wichtig im Blick auf Körpersprache und Einstellungstests. Dort gibt es die Möglichkeit kostenlos einen Charaktertest zu machen: http://charakterstaerken.focus.de/fragebogen.php.
Praktische Beispiele und Übungen:
Zu zwei Themen gab es je vier PowerPoint-Vorträge: „Elektrizität im Haushalt“. Und: „Stress im Studium und Bildung von guten Arbeitsformen“ (PowerPoint). Die Autoren haben sich mit viele Liebe zum Detail auf die Aufgabe eingestellt und es durchaus verstanden, die Seminargruppe zu unterhalten bzw. sachgemäß zu informieren. Dennoch traten die Schwächen des Präsentierens zutage, z. B. die wechselnde Blickrichtung des Redners und die Ablenkung der Hörer durch die Macht der Bilder. Ein praktikabler Vorschlag war: „Nur gliedernde Sätze projizieren“ (weniger ist mehr). Das heißt, dass die Präsentation die Rede unterstützt, aber dem Redner nicht die Rolle der Inhaltsvermittlung nimmt.
Die spontane Spechübung zu Beginn und weitere Übungen erfolgten nach der Vorgabe von Vera Birkenbihl (Literatur s.o.): Vorleseübung, Schlagfertigkeit, Sprechdenken, Mentales Training, „Steine im Fluss“: Wer reden will, soll keine Schreibe vorbereiten, sondern eine Rede! Also nicht zuerst ein Manuskript erstellen, sondern mit einer Aufnahme der freien Rede arbeiten, die ggf. wiederholt wird.
Die Übung „Schnelle Redestruktur“ zielt auf die freie Rede in Kongress- oder Parlamentsituationen. Anhand von praktischen Beispielen aus dem Inhalt Zeitungsmeldungen lassen sich schnelle kurze Redebeiträge entwerden und probieren: Studiengebühren, u.ä. (Trainingsbuch Rhetorik S. 35-37). Die Redebeiträge lösen spontan Diskussionen aus.
Ergänzung:
Ratschläge für das gute Reden (Trainingsbuch, S. 55):
Kürze (nicht verschachtelte Satze)
einfache Sprache (Fremdwörter vermeiden oder erklären)
direkte Ansprache der Zuhörer (Anrede)
klare Anordnung
Pointierung (Aussage in einem Satz)
Gegenwart (Eindringlich im Präsens reden)
Aktiv (wenig Passiv verwenden)
Wiederholung der Kernaussagen
Und eine Formel zum Schluss: „Tell the people what you are going to tell them, then tell them, then tell them, what you told them.“ (Vera Birkenbihl, S. 89)
Evaluationsfrage:
Was ist vorgekommen, was hat gefehlt, was hätte mehr Raum gebraucht?
Welche Methoden sind gut, welche schlecht? Was kann verbessert werden?

MindMap Rhetorik als Text:

1. Die rhetorische Situation:
1.1 Basiskomponenten:
1.1.1 Orator
1.1.2 reth. Ziel
1.1.3 rhet. Setting
1.1.4 rhet. Handlung
1.2 Wirkung (Evidentia)
1.3 der rhetorische Raum

2. Kommunikation:
2.1 Zuhörer
2.2 Wahrnehmung
2.2.1 Emotionen
2.3 Sender, Empfänger, Kanal

3. Abfassung der Rede:
3.1 Planung
3.1.1 Stoffsammlung
3.2 Aufbau/Konzept
3.2.1 Einleitung
3.2.2 Darstellung des Themas
3.2.3 Argumentation
3.2.4 Schluss/Ergebnis

4. Die Person des Redners/der Rednerin:
4.1 Kompetenz
4.1.1 Körpersprache
4.1.2 Sprache
4.1.3 Wissen und Sachkenntnis
4.2 Persönlichkeit
4.2.1 Erscheinungsbild
4.2.2 Selbstbewusstsein

5. Adressaten:
5.1 Situation
5.2 Raum und Zeit
5.3 Publikum, Zuhörerschaft

6. Medieneinsatz:
6.1 Präsentation
6.2 Raum und Akustik

7. Text und Worte der Rede:
7.1 Didaktik
7.2 Rhetorische Mittel und Figuren

8. Rede-Gattungen:
8.1 Fest- und Lobrede
8.2 Lehre
8.3 Management
8.4 politische Rede
8.5 Gerichtsrede
8.6 Predigt

Die religiöse Einstellung Ernst Barlachs. Christoph Fleischer, Werl 2010

Der Besuch der Ausstellung Expression in Selm-Cappenberg und die Einführung von Dr. Jürgen Doppelstein führte mich dahin, einmal ein paar Worte Barlachs über seine besondere, individuelle und viellicht sogar individualistische Einstellung zur Religion zu suchen. „Die religiöse Einstellung Ernst Barlachs. Christoph Fleischer, Werl 2010“ weiterlesen

Neue Mystik, Walther Hoffmann. Aus: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 1. Auflage, 4. Band, Tübingen 1913

Kommentiert von Christoph Fleischer (Werl 2010) „Neue Mystik, Walther Hoffmann. Aus: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 1. Auflage, 4. Band, Tübingen 1913“ weiterlesen

Rainer Maria Rilke – Brief an einen jungen Dichter (23.12.1903)

Zeitlich und vieleicht auch vom Denken her zuvor ist ein Gedicht Rilkes: „Rainer Maria Rilke – Brief an einen jungen Dichter (23.12.1903)“ weiterlesen

Liebe – das Wort mit den vier Buchstaben Karen Byrne übersetzt von Christoph Fleischer, 2010

Ich möchte ein paar Worte über ein Wort sagen, dass in meiner Kommunikation zu oft gebraucht wird und zu oft vorkommt. Dieses Wort mag harmlos klingen, mag Leben hervorbringen, Leben bekräftigen oder einfach auch nur ein gutes Gefühl geben. Aber nicht immer nimmt es diesen Weg.

Dieses Wort ist: Liebe. Wir lieben unsere Autos, wir lieben bestimmte Lebensmittel, wir lieben eine bestimmte Mannschaft, wir lieben unsere Familien, wir lieben Prominente, wir lieben unsere Wohnungen, unser Lieblingstier, unser Telefon. Das Problem besteht darin, dass wenn wir jemandem sagen, dass Gott ihn liebt, wir keine Vorstellung davon haben, was wir damit sagen wollen.

Einige meinten, dass die einzige Person, die sie liebte ihr Vater sei, und als er ging, verloren sie den Glauben an die Liebe.
Bei Anderen, deren Mutter ihnen sagt, dass sie sie liebe, diese aber die Versprechen nicht einlösen konnte, mit ihnen zu spielen. Bei ihnen wurde die Liebe enttäuscht.
Andren wiederum versprachen die Freunde, sie zu lieben; doch als diese hinter ihrem Rücken redeten, war die Liebe betrogen.
Einige kennen Liebe als das, was mitten in der Nacht geschieht, womit sie verletzt werden und allein, verschmutzt und veschreckt zurückbleiben. Sie verstehen nicht, warum Liebe verletzt.
Andere hörten, dass sie geliebt sind, wenn sie gute Zeugnisse haben und ihre Aufgaben erledigen. Sie glauben, dass Liebe von Bedingungen abhängt.
Einige Menschen erfahren Liebe zu anderen, weil diese jemanden brauchen, der sie lobt. Die Liebe benutzt sie.

Die Liste des Missbrauchs dieses Wortes ist lang. Aber Liebe ist noch etwas Anderes. Die Bibel sagt, dass Gott uns liebt, aber bis wir diese Liebe spüren, sind es nur pure Worte. Wenn wir das jemandem sagen, dessen Sicht der Liebe auf Missbrauch beruht, ist es dasselbe, als erzählten wir von jemandem, der ein Spiel gewonnen hat. Es mag interessant klingen, ändert aber nciht fundamental.

Gott jedoch ist klar und eutlich darin, dass er uns sagt, wir sollen ihn mit unserem ganzen Dasein lieben. Er sagt uns ebenso deutlich, dass wir die Menschen lieben sollen. Aber er sagt uns nicht eindeutig, was die Worte „Ich liebe Dich!“ bedeuten, sondern gibt uns Beispiele, wie wir einander lieben können. Wir können geduldig und freundlich sein, vergebend und demütig, bereit, die anderen an die erste Stelle zu setzen und darüber unser Verlangen zurückzustellen. Liebe ist nicht einfach ein Gefühl, sodnern eine Bewegung.

Und um uns herum leben Menschen, die die Bedeutung des Wortes Liebe erst kennenlernen müssen. Es geht nicht um einen Stoff oder einen aktuellen Trend, oder den letzten Freudn oder die letzte Freundin. Allein Gott, der unser Schöpfer ist, der uns so gemacht hat, wie wir sind und wie er es will, und uns so liebt, hat seinen Sohn in diese gebrochene Welt gesant um dort zu leben, der für uns zerbrach, damit wir auferstehen zu einer neuen Beziehung zu Gott, um so bestimmt mit Gott zu leben. Liebe heißt nichts, ohne zu wissen, was Jesus für uns getan hat. Ohne dies ist „Liebe“ ein leeres Wort, das oft genug zu Boden fällt. Gott sandte… Jesus starb… Worte des Handelns, keine Gefühle.

So lebe den heutigen Tag als ein Beispiel für Deine Liebe, jeder nötig hat… Sie wissen nicht, was ihnen begegnet.

Anmerkung: Ich habe diesen Text gelesen, weil er offen und ungeschönt die Tatsache des Missbrauchs angesprochen hat und dem den oberflächlichen Umgang mit dem Wort Liebe in der Gesellschaft entgegen gestellt hat. Es ist in der Tat eine andere Qualität und weist auf eine andere Qualität hin, zu wissen, von Gott geliebt zu sein. Das uns diese ERfahrung das Evangelium von jesus Christus vermittelt ist ebenfalls vom Glauben her klar. Wichtig ist aber hier der Realitätsbezug. Ds Bekenntnis, die Verkündigung kann niemanden überzeugen, wenn er oder sie nicht Beispiele des liebenden Handelns erlebt, die vielleicht andere Erfahrugnen in einem anderen Licht sehen lassen. Die Verkündigung der Liebe Gottes ist nur vor dem Hintergrund der Missbauchserfahrung nicht wirklich als Liebe zu deuten. Erst konkrete Beispiele dieser Hingebung werden es ermöglichen, dass die Menschen diese Botschaft auch nachvollziehen können. Dass Liebe aber nun grundsätzlich nur als Tat und Handlung und nicht als Gefühl gelebt werden soll, vermag ich allerdings nicht nachzuvollziehen. Dass dieses Gefühl die o. g. Regeln des Respekts zu beachten hat, versteht sich von selbst. Wichtig an diesem Text ist, dass es darum geht, Menschen andere Erfahrungen zu vermitteln als die des Missbrauchs und der Enttäuschung und dass dies zuerst durchs Handeln und dann erst durch die Predigt zu vollziehen ist.