Heiligabend Predigt 2016, Joachim Wehrenbrecht, Herzogenrath

Gott. Würde. Mensch. (Brot für die Welt, Plakat 2016)

Liebe Heilig Abend-Gemeinde,

wie schön war das als Kind, sich in der Wohnung oder draußen eine Höhle zu bauen, sich allein oder mit einem Spielkameraden darin zurück zu ziehen. Eine eigene Höhle war ein Hort der Geborgenheit. Hier war die Welt in Ordnung. Ein Fluchtort auch vor der Erwachsenenwelt, hier wurde geflüstert, das Laute war fern, hier wurden Geheimnisse ausgetauscht unter Kindern, hier kam kein Erwachsener hin. Eine Welt für sich, oft ein Provisorium nur für ein paar Stunden oder Tage bis die Höhle abgebaut wurde oder von selbst im Wald zerfiel.
Die Höhle als Rückzugsort, als Ort des unsichtbaren Werdens von Gedanken und Plänen, als Spielort, als Ort der Regression und Erneuerung, als Ort der Begegnung mit dem Unbewussten. Alte Kirchen haben diese Sehnsucht aufgenommen: nach Rückzug aus der lärmenden und fordernden Welt, nach Stille, nach Intimität, nach Eintauchen in eine Zwischenwelt, nach einem Ort für das Selbstgespräch, für das Flüstern mit Gott, nach einem Ort des sicheren Geborgenseins, wo die Sinne zur Ruhe kommen können. Viele alte Kirchen haben ein in Dunkel getauchtes Kirchenschiff, wo die Gläubigen in Zwiesprache mit Gott und ihrer Seele geschützt sind. Erst die Gotik mit ihren langen schlanken Fenstern brachte Licht in die Kirchen. Nun galt es zu sehen und gesehen zu werden. Die Klarheit der Form sollte der Klarheit des Glaubens entsprechen. Das Geheimnisvolle wurde verdrängt und suchte sich andere Wege. Weihnachten erinnert mich in diesem Jahr besonders an den Sehnsuchtsort Höhle. An das Bedürfnis nach Rückzug, nach einem geschützten Ort mehr denn je. Ich glaube, dass in der Feier von Weihnachten eine Chance liegt. Gott kann unsere Traumata heilen und uns von lähmender Angst befreien: „Fürchte dich nicht!“ „Heiligabend Predigt 2016, Joachim Wehrenbrecht, Herzogenrath“ weiterlesen

Entwurf einer Rede, die ich halten würde. Christoph Fleischer, Welver 2016

Eine große Gruppierung in unserem Land äußert ihre Sorge über den Zuzug von ihnen fremden Menschen. Sie haben gar Angst vor einer Islamisierung. Dazu gehören Menschen, die meinen, Religion sei nicht mehr zeitgemäß und würde uns ins Mittelalter befördern. Nach und nach würden ihnen alle Rechte genommen.

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Niklas Fleischer (c)

Dann gibt es Menschen, die gehören einer anderen Religion an und sind etwa evangelisch und katholisch. Die haben ein Glaubensproblem, weil sie der Güte und Weite Gottes nicht mehr trauen und die Feindesliebe Jesu vergessen haben, mal unterstellt, sie würden die Angehörigen etwa des Islam als Feinde sehen. Zugegeben ist, dass diese Vorstellung auch dadurch unterstützt wird, indem man einseitig über die Verfolgung von Christen oder dem Verbot berichtet, vom Islam zu Christentum zu konvertieren. „Entwurf einer Rede, die ich halten würde. Christoph Fleischer, Welver 2016“ weiterlesen