Das spirituelle Potential ist in der Kirche vorhanden. Anmerkungen zu einer Pressemeldung von Gerd Kracht, Recklinghausen 2014

Die Geschwindigkeit auf dem Weltanschauungsmarkt verändert sich durch das Internet rasant.  Wie ändert sich der Weltanschauungsmarkt? Das erklärt Professor Peter Kruse der Enquete -Kommission des Deutschen Bundestages in 3 Minuten und 33 Sekunden. https://www.youtube.com/watch?v=e_94-CH6h-o
Die Machtverschiebung geht vom Anbieter über zum Nachfrager. Das ist in der Geschichte einmalig.
Die Evangelische Kirche von Westfalen fragt sich: „Wie also können wir als Evangelische Kirche von Westfalen auf dem sich wandelnden Weltanschauungs- Markt noch mithalten? Werden auch für lange dienende Kolleginnen und Kollegen noch Ruhestandsgehälter bezahlt werden können? Und was soll aus den Pfarrerinnen und Pfarrern werden, wenn Volkskirche vom Volk weniger angenommen wird?“ Oder für die Zukunft: „Lassen sich in dieser allgemein schwierigen kirchlichen Lage noch leidenschaftliche Theologiestudentinnen und Studenten für den Dienst in der Kirche begeistern?“ (siehe http://www.evangelisch-in-westfalen.de/presse/ansicht/artikel/kurschus-an-der-volkskirche-festhalten.html

Diese Beschreibung dient mir als gutes Beispiel für Dankbarkeit: Kann ich für alles dankbar sein? Kann ich als Pfarrer/Pfarrerin dankbar sein, dass in der Volkskirche, immer weniger Volk vorkommt? Nein, natürlich nicht. Aber ich kann die geschenkte Situation jetzt als Möglichkeit ansehen: Was kann ich jetzt tun?
a) in der Vergangenheit wurde kirchlicherseits gefragt: „Wen müssen wir – und warum – ausgrenzen, ablehnen, worin uns abgrenzend verhalten?“
b) heute wird mehr und mehr effektiv gefragt: „Welche spirituellen Entwicklungs- Möglichkeiten bringen Menschen immer schon mit? An welche Potentiale kann erinnert werden? Oder: „Wie kann sich Kirche dieses Bewusstsein zunutze machen?“

Die Begegnung mit David Steindl-Rast, O.S.B.1 und eigene Praxis- Erfahrungen führen mich immer mehr zur Dankbarkeit als Haltung dem Leben gegenüber.
Diese Haltung entspringt der Einsicht, dass alles Leben ein Geschenk ist. Dankbarkeit ist demnach kein Gefühl, sondern eine Lebenshaltung, die zur Vervielfältigung der Lebensfreude führt. Alles, was es gibt, ist eine Gegebenheit, ein Geschenk. Wir selbst sind in diesem Sinne eine ‚Gegebenheit’: Wir haben uns nicht gemacht oder gekauft oder verdient, wir sind uns ‚gegeben’.
Ergänzend zur alten, in kirchlichen Kreisen bekannt als paulinischen Praxis, „Dankbarkeit in Beziehung zur Lebensfreude,“ verfügen wir heute über wissenschaftliche Studien, die unsere bisherigen theologischen Studien ergänzen. http://www.profilmetall.de/fileadmin/user_upload/news_presse/Dankbarkeit.pdf, http://www.gratefulness.org/readings/uebung_dsr.htm

Ich denke, der Idealismus und die Leidenschaft, mit der die meisten von uns Theologen unser Studium begonnen haben, kann sich in Dankbarkeit neu entfalten. Besonders dann wenn man wie ich, viele Arbeitsbereiche in der Kirche kennenlernen durfte.

Eben 1977 horte ich von Karl Rahner in der Katholischen Hochschulgemeinde in Münster die visionäre Bemerkung, „dass die Kirche der Zukunft mystisch sei oder nicht mehr sei.“ „Und Mystik,“ so Rahner weiter, „meint eine letzte Glaubensüberzeugung und Glaubensentscheidung, die nicht das Resultat einer von außen kommenden lehrhaften Indoktrination ist, sondern aus dem Innersten der menschlichen Existenz selbst aufbricht.“
Der mystische Weg im Aufbruch zum Innersten der Existenz ist für mich unbedingt mit Dankbarkeit verbunden weil,
– Dankbarkeit jedem sofort verständlich ist,
– Dankbarkeit der Schlüssel zur eigenen Gegenwart ist. Man kann für die Zukunft oder
Vergangenheit dankbar sein. Aber das kann man nur in der Gegenwart.
– Dankbarkeit von innen her lebendig und glücklich macht.
– nicht Glücklichsein dankbar macht, sondern Dankbarkeit glücklich.

Anmerkungen: 1 David Steindl-Rast im Austausch mit Erwachsenen und Kindern in musikalischemRahmen.
Dankbar leben im MuTh Wien 2014 : https://www.youtube.com/watch?v=y9bQ-vXUcMk
und Grow, Gratefulness, Grow: https://www.youtube.com/watch?v=JkKKzQkkhyg

Predigt über 1. Thessalonicher 5, 14-24, Christoph Fleischer, Welver 2014

Erster Thessalonicherbrief 5,14 – 24

14Wir bitten euch weiter, liebe Brüder und Schwestern:
Weist die zurecht, die ein ungeregeltes Leben führen.
Ermutigt die Ängstlichen.
Helft den Schwachen und habt Geduld mit allen.
15Achtet darauf, dass niemand von euch Böses mit Bösem heimzahlt.
Bemüht euch vielmehr stets, das Gute zu tun, im Umgang miteinander und mit allen Menschen.
16Freut euch immerzu!
17Betet unablässig!
18Dankt Gott in jeder Lebenslage! Das will Gott von euch als Menschen, die mit Jesus Christus verbunden sind.
19Unterdrückt nicht das Wirken des Heiligen Geistes.
20Verachtet nicht die Weisungen, die er euch gibt.
21Prüft aber alles, und nehmt nur an, was gut ist.
22Von jeder Art des Bösen haltet euch fern!
23Gott aber, der uns seinen Frieden schenkt, vollende euch als sein heiliges Volk und bewahre euch völlig unversehrt, fehlerlos an Geist, Seele und Leib, für den Tag, an dem Jesus Christus, unser Herr, kommt. 24Gott ist treu, der euch berufen hat; er wird euch auch vollenden.

Liebe Gemeinde,

die Drüggelter Kapelle am Möhnesee kann es wahrlich mit den großen Kirchen der Soester Innenstadt aufnehmen, denn sie ist ein Unikat. Das kleine Kirchenschiff ist rund und wird von 12 Säulen umrahmt. Die Säulenkapitelle, also die Träger des Gewölbes haben grafische Zeichnungen, die man kaum deuten kann. Eines aber ist klar, sie sind alle unterschiedlich. Keine Säule ist wie die andere. Sicherlich muss man bei diesen zwölf Säulen zuerst an das Volk Israel denken oder an die Apostel Jesu. Doch auch hier in diesem Text befindet sich die Zahl zwölf. Der Text enthält zwölf Aufforderungen oder Ratschläge.

„Predigt über 1. Thessalonicher 5, 14-24, Christoph Fleischer, Welver 2014“ weiterlesen

Austausch über Rechtfertigung mit Gerd Kracht, Christoph Fleischer, Werl 2012

Anlass:

Eine Rundmail, die ich täglich abonniere ist ein Zitat von Neal Donald Walsch aus seinen Büchern „Gespräche mit Gott“ (Quelle: www.gespraechemitgott.org).
Am 1.10.2012 bekam ich den folgenden Spruch zugeschickt, der mich zu einer Nachfrage animierte:

Ihr definiert euch selbst über das, was ihr das Böse nennt, und über das, was ihr als das Gute bezeichnet. Von daher wäre es der größte Frevel, wenn ihr überhaupt nichts als böse bezeichnen würdet. GmG 1, Seite 206

Dieser Satz besagt doch ganz einfach, dass derjenige, der sich über den Unterschied von gut und böse definiert, wie das mit der christlichen Religion allgemein der Fall ist, dann einen Frevel, also etwas Böses begehen würde, wenn er nichts als böse bezeichnen würde. Es ist mir eigentlich egal, wie tief die Worte von Walsch philosophisch reflektiert sind, denn sie enthalten oft solche Wahrheit, die an die Sprüche eines Angelus Silesius erinnern. „Austausch über Rechtfertigung mit Gerd Kracht, Christoph Fleischer, Werl 2012“ weiterlesen