Friedrich Nietzsche zum 175. Geburtstag, Rezension, Christoph Fleischer, Welver 2019

Heinrich Meier: Nietzsches Vermächtnis, Ecce homo und Der Antichrist, Zwei Bücher über Natur und Politik, Verlag C.H.Beck, München 2019, gebunden, 352 Seiten, ISBN 978-3-406-73953-8, Preis: 28,00 Euro

Link: https://www.chbeck.de/meier-nietzsches-vermaechtnis/product/27670784

Christian Niemeyer: „Auf die Schiffe, ihr Philosophen!“, Friedrich Nietzsche und die Abgründe des Denkens, Verlag Karl Alber, Freiburg/München 2019, gebunden, 485 Seiten, ISBN 978-3-495-49044-0, Preis: 39,00 Euro

Link: https://www.herder.de/philosophie-ethik-shop/auf-die-schiffe%2C-ihr-philosophen!-gebundene-ausgabe/c-27/p-14882/

 

Am 15. Oktober 1844, vor 175 Jahren, ist Friedrich Nietzsche geboren in Röcken, Kreis Merseburg. Seine Schwester Elisabeth ist zwei Jahre jünger. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1849 zog die Familie nach Naumburg.

Sein Vater war Evangelischer Pfarrer, aber Friedrich hat ihn nicht gekannt. Ein Detail sollte später noch einmal eine Rolle spielen, dass der Vater nämlich an einer Gehirnerkrankung verstarb.

Friedrich Nietzsche gilt als Philosoph, eigentlich war er Griechisch-Professor. Über seine Lektüre der griechischen Philosophie gelangte er zum Wunsch Philosophie zu unterrichten. Dieser Wunsch erfüllte sich nicht. Er lebte zu diesem Zeitpunkt in Basel, wo er vielleicht auch gestorben wäre, wenn er nicht zu Beginn des Jahres 1889 an einer unheilbaren Demenz erkrankte. Die Diagnose der Krankheit wird in der späteren Beschäftigung mit seiner Biografie noch eine Rolle spielen. Die letzten Lebensjahre verbrachte er zuerst im Haus seiner Mutter in Naumburg und später in Weimar bei seiner Schwester, die mit ihrem zu diesem Zeitpunkt schon verstorbenen Mann aus Paraguay zurückgekehrt war. Friedrich Nietzsche starb nach 11 Jahren schwerer Demenz in Weimar im Jahr 1900.

Friederich_Nietzsche, Maler: Edvard Munch 1905, http://www.munch150.no/no/Presse/Pressebilder (gemeinfrei)

Friedrich, der schon mit 24 Jahren 1869 an der Baseler Uni Philologie unterrichtete, schied bereits 10 Jahre später aus dem Berufsleben aus und erhielt eine Pension aus gesundheitlichen Gründen. Von da an war er ausschließlich Schriftsteller und lebte in den Sommermonaten meist in Sils-Maria und in den Wintermonaten irgendwo in Norditalien oder Frankreich. In der Pension in Sils-Maria entstanden auch seine Hauptwerke „Also sprach Zarathustra“, „Jenseits von Gut und Böse“ und andere. Als er schon erkrankt war, kümmerte sich seine Schwester um seinen Nachlass, ließ seine Briefe und Schriften auch posthum herausgeben, wobei sie selbst für die Ordnung sorgte und nach Bedarf ergänzte oder wegließ. Seine beiden letzten Bücher, die im Jahr 1888 entstanden, kamen erst später heraus: „Der Antichrist“ und „Ecce homo“. „Friedrich Nietzsche zum 175. Geburtstag, Rezension, Christoph Fleischer, Welver 2019“ weiterlesen

Einfache spirituelle Übungen, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2019

Zu:

Anselm Grün: Rituale der Stille, 33 Impulskarten, Vier-Türme-Verlag, Abtei Münsterschwarzach 2019, 34 farbige Karten im Schmuck-Karton mit Magnetverschluss, ISBN 978-3-7365-0163-8, Preis: 18,00 Euro

Link: https://www.vier-tuerme-verlag.de/autoren/g/gruen-anselm/2518/rituale-der-stille

 

Wenn ich den Titel dieses Kartensets bei einem Buchhändler im Internet oder im Second-Hand-Buchversand eingebe, so finde ich etliche Varianten dieses Sets unter gleichem Titel von Anselm Grün. Das hier besprochene ist die aktuelle, völlig neu bearbeitete Neuauflage.

Pater Anselm Grün, geboren 1945, ist bei weitem das populärste Mitglied der Abtei Münsterschwarzach. Die Anzahl der von ihm verfassten Bücher wird mit ca. 400 angegeben. Früher war er im Hauptberuf der Cellerar der Abtei, das meint der wirtschaftliche Leiter des Hauses.

Anselm Grün ist populär, weil er keinen Elfenbeinturm der Religion predigt, sondern eine Religion des Lebens, die mit der säkularen Existenz vereinbar ist.

Das Kartenset ist für mich ein Buch über Spiritualität. 33 Karten bieten 33 inhaltliche Impulse, die in keiner Gliederung zu lesen sind. Jede Karte steht für sich und kann doch mit jeder anderen kombiniert werden. Es ist am einfachsten, den Zufall entscheiden zu lassen und sich für jeden Tag eine neue Karte zu ziehen und nach den dort genannten Worten zu verfahren.

Manche Karten sind mehr auf den Inhalt bezogen wie die Vorstellung eines Raumes im Inneren, die Ruhe eines Sonntags, ein Ort völliger Stille, das Hören Gottes im Gebet.

Explizite religiöse Gewohnheiten wie Gebet, Kirche, Bibel oder das Anzünden einer Kerze stehen daneben und dominieren den Eindruck der Karten nicht. Dadurch erweckt Anselm Grün für mich den Eindruck, dass die kirchliche Religion und die Spiritualität des Alltags zusammengehören.

Das machen auch die kleineren Übungsvorschläge deutlich:  der Klang einer Klangschale, die man ausklingen lässt, führt in die Stille. Es hilft dazu auch, ein Mandala auszumalen. Genauso gut ist es auf den Friedhof zu gehen oder in der Natur einen ruhigen Ort aufzusuchen.

Dies wird ergänzt durch einfache Übungen der Meditation: Folge deinem Atem, beginne dabei Kraft zu spüren, setze Pausen im Alltag, beispielsweise bevor du eine Tür öffnest. Folge deinen Gedanken ohne sie festzuhalten. Lerne zuzuhören und zu schweigen.

Manche Impulse beziehen sich auf die innere Haltung, wie eine Reise zu sich selbst, der innere Raum, die Gegenwart Gottes in mir selbst, Zustimmung zum Leben allgemein, Loslassen gewohnter Einstellungen.

Zwei Karten geben Gelegenheit, etwas zu notieren, eigene Gedanken oder Grüße für andere.

Es gibt kaum eine bessere Darstellung mystischen Denkens auch gerade in seiner Einladung zur Subjektivität ohne Egoismus. Die Religion, das Wort Gottes oder das Gebet sind nicht als exklusive Haltung zu deuten, sondern als ergänzendes Lebensangebot für jeden Lebensalltag. Es gibt keine Frage der Anknüpfung mehr, weil das ganze Leben zur Religion geworden ist, und die Religion zum Leben.