Politische Theologie der Reformation, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016

Zu: Siegfried Bräuer, Günter Vogler: Thomas Müntzer, Neu Ordnung machen in der Welt, eine Biographie, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2016, Gebunden, 542 Seiten, ISBN: 978-3-579-08229-5, Preis: 58,00 Euro

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Die beiden Autoren sind ausgewiesene Experten und haben Thomas Müntzer auf je eigene Art ihr Lebenswerk gewidmet. Siegfried Bräuer war als Privatdozent und apl. Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin tätig und hat den Briefwechsel Müntzers mit herausgegeben. Günter Vogler ist emeritierter Professor für Geschichte und hat die Thomas Müntzer Gesellschaft mitbegründet und bis 2008 als Vorsitzender geleitet. Er hat bereits 1989 eine Biographie Thomas Müntzers herausgegeben. Die beiden Autoren haben diese ausgewiesen wissenschaftliche Biographie arbeitsteilig verfasst und sich gegenseitig beraten. Das Buch verfügt über ein umfangreiches Werk- und Literaturverzeichnis, das den Anspruch erhebt, den aktuellen Stand der Thomas-Müntzer-Forschung zu präsentieren. Der Anmerkungsapparat belegt jede Aussage Müntzers und andere Quellen und lädt zur Weiterarbeit ein. Dabei wird die Theologie Müntzers ebenso dargestellt wie sein Lebenslauf und seine historische wie politische Entwicklung.
Dass dieses Buch nur für einen Preis von 58,00 Euro zu haben ist, ist allerdings bedauerlich, weil ihm eine breitere Verbreitung zu wünschen wäre. Es ist fachlich absolut auf dem neusten Stand und trotzdem spannend zu lesen. Dass die Zitate in der Originalschreibweise gegeben werden stört keinesfalls, da sie sich eigentlich trotzdem gut lesen lassen.

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Predigt über Apostelgeschichte 1, 15 – 26, Christoph Fleischer, Welver 2016

Die Predigt wird zum Matthiastag am Sonntag Okuli 2016 in Günne und Meiningsen gehalten. Die Gemeinde trifft sich nach dem Gottesdienst traditionell zum Grünkohlessen.

Liebe Gemeinde,

Der Name Matthias stammt aus der Makkabäerzeit etwa im 2. Jahrhundert vor Christi Geburt. Es ist die griechische Form von Mattatias, was bedeutet: „Geschenk Gottes“. (vgl. 1. Makkabäer 2,1)

Die Makkabäer, ein judäisches Priestergeschlecht, bekämpften die neuen hellenistisch, griechischen Einflüsse in der Jerusalemer Religion und waren andererseits zugleich auf Machtübernahme aus, um Israel erneut einen selbständigen Status zu geben. 150 Jahre später lebte als letzter makkabäischer König ebenfalls ein Mattatias, bis unter dem Einfluss der Römer Herodes an die Macht kam, ein idumäischer Jude, der Israel mit der Sicherheit der römischen Herrschaft regierte. Daraus resultierten zu der Zeit Jesu die Diskussionen um die Kopfsteuer, die Steuerlasten und andere Themen.

Der biblische Matthias, von dem heute die Rede ist, galt als Jünger Jesu, gehörte aber noch nicht zu dem Zwölferkreis. Als Geburtsort gilt Bethlehem. Er steht den Schriftgelehrten nahe. In der Apostelgruppe konkurriert er mit Paulus, der erst später als Heidenapostel dazu kam. Zur Zeit um Pfingsten galt Paulus noch als Verfolger der Christengruppe.

Version 3Matthias war im weitesten Sinn Jünger Jesu, Paulus nicht. In der Abbildung der Heiligen, wie auch hier in der St. Matthiaskirche in Soest hält er eine Bibel und ein Richtbeil (siehe Bild). Matthias gilt als Evangelist, aber ein Evangelienbuch von ihm gibt es nicht. Das Evangelium ist die Botschaft von Jesus, dem Christus. Er soll um 63 nach Christus den Märtyrertod gestorben sind, erst gesteinigt, dann mit dem Richtbeil enthauptet.

Es gibt eine Stelle im Neuen Testament, in der Matthias erwähnt wird:

Lesung Apostelgeschichte 1, 15-26:
15
Und in den Tagen trat Petrus auf unter den Brüdern – es war aber eine Menge beisammen von etwa Hundertzwanzig – und sprach:

16Ihr Männer und Brüder, es musste das Wort der Schrift erfüllt werden, das der Heilige Geist durch den Mund Davids vorausgesagt hat über Judas, der denen den Weg zeigte, die Jesus gefangen nahmen; 17denn er gehörte zu uns und hatte dieses Amt mit uns empfangen. 18Der hat einen Acker erworben mit dem Lohn für seine Ungerechtigkeit. Aber er ist vornüber gestürzt und mitten entzweigeborsten, sodass alle seine Eingeweide hervorquollen. 19Und es ist allen bekannt geworden, die in Jerusalem wohnen, sodass dieser Acker in ihrer Sprache genannt wird: Hakeldamach, das heißt Blutacker. 20Denn es steht geschrieben im Psalmbuch (Psalm 69,26; 109,8): »Seine Behausung soll verwüstet werden, und niemand wohne darin«, und: »Sein Amt empfange ein andrer.« 21So muss nun einer von diesen Männern, die bei uns gewesen sind die ganze Zeit über, als der Herr Jesus unter uns ein- und ausgegangen ist 22– von der Taufe des Johannes an bis zu dem Tag, an dem er von uns genommen wurde –, mit uns Zeuge seiner Auferstehung werden.

23Und sie stellten zwei auf: Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias, 24und beteten und sprachen: Herr, der du aller Herzen kennst, zeige an, welchen du erwählt hast von diesen beiden, 25damit er diesen Dienst und das Apostelamt empfange, das Judas verlassen hat, um an den Ort zu gehen, wohin er gehört. 26Und sie warfen das Los über sie und das Los fiel auf Matthias; und er wurde zugeordnet zu den elf Aposteln.

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Eine behutsame tiefenpsychologische Sicht, Rezension von Joachim Wehrenbrecht, Herzogenrath 2016

Zu: Charles Marsh, Dietrich Bonhoeffer. Der verklärte Fremde. Eine Biographie, Gütersloher Verlagshaus Gütersloh 2015, Seiten 592, ISBN: 978-3-579-07148-0, Erschienen: 23.03.2015, Preis: 29,90 Euro

 

Dietrich Bonhoeffer von Charles Marsh
Dietrich Bonhoeffer von Charles Marsh

Der deutsche Untertitel (‚Der verklärte Fremde‘) der neuen Bonhoefferbiographie des amerikanischen Bonhoefferkenner Charles Marsh hält, was er verspricht. 70 Jahre nach Boenhoeffers Ermordung in Flössenburg durch das Naziregime und einer breiten Rezeption des Theologen in Theologie und Gemeinde ist die Zeit reif für einen neuen Blick auf Bonhoeffers Leben und Wirken. In 14 Kapiteln gelingt es Marsh so in Bonhoeffers Kosmos einzutauchen, dass ich als Leser das Gefühl habe mit Bonhoeffer durch sein Leben zu reisen. Und Bonhoeffer ist viel gereist! Gerade dort, wo ich jemanden nah komme, merke ich, wie fremd mir der andere ist. Fremd ist seine großbürgerliche Herkunft, sein Lebensstil und seine enge Bindung an das Elternhaus (für meine Generation). Seine Eltern unterstützten ihn immer wieder mit Geld und Zuwendungen, damit er sein teures Leben finanzieren kann. Ein Vikarsgehalt reicht ihm beileibe nicht aus. Fremd war mir auch wie unkirchlich Bonhoeffer aufgewachsen ist, letztlich ist ihm das normale kirchliche Leben auch fremd geblieben. Er hat zwar mit seiner Theologie, dass Kirche für andere da sein soll wie kein anderer die Kirchenpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland geprägt, jedoch hat er nie für längere Zeit in der Gemeinde gewirkt und gelebt. Die Zeit im Londoner Pfarramt ist unterbrochen von Krankheit und Reisen. Das ist vielen seiner Äußerungen anzumerken. Mögen seine Analysen genial sein, oft bleibt er mir in seiner Distanziertheit fremd. Seine Impulse in der Ökumene, was die Friedensfrage angeht, und in der Predigerseminarausbildung in Finkenwalde (Nachfolge) sind geradezu prophetisch zu nennen und sind doch zu seiner Zeit recht bald versickert. Fremd ist mir sein dandyhaftes Auftreten und dass Frauen in seinem Leben (außer seiner Mutter) keine wirklichen Rollen spielen. Die Beziehung zu der viel jüngeren Maria von Wedemeyer in den letzten Monaten seines Lebens bleibt platonisch. „Eine behutsame tiefenpsychologische Sicht, Rezension von Joachim Wehrenbrecht, Herzogenrath 2016“ weiterlesen

Predigt über Lukas 14, 25 – 33 am 5. Sonntag nach Trinitatis, Christoph Fleischer, Werl 2013

Übersetzung Bibel in gerechter Sprache:

Viele Menschen waren mit ihm unterwegs. Da wandte er sich um und sagte zu ihnen: „Wer von euch zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern hintan setzt, ja auch das eigene Leben, kann nicht mein Jünger sein. Wer nicht das eigene Kreuz trägt und mir nachfolgt, kann nicht meine Jüngerin und mein Jünger sein. Denn wer von euch einen Turm bauen will, setzt sich doch zuerst hin und berechnet die Kosten, ob die finanziellen Mittel ausreichen bis zur Fertigstellung? Andernfalls, wenn das Fundament gelegt ist, der Turm aber nicht fertiggestellt werden kann, fangen alle, die das sehen, zu spotten an und sagen: ‚Dieser Mensch hat angefangen zu bauen und konnte es nicht vollenden.‘ Welches Staatsoberhaupt, das gegen ein anderes Krieg führen will, wird sich nicht erst hinsetzen und überlegen, ob es mit 10000 Leuten diesem Oberhaupt entgegentreten kann, das über 20000 verfügt? Wenn nicht, schickt man rechtzeitig eine Gesandtschaft und bittet um Frieden. Niemand von euch, die nicht allem, was sie haben, den Abschied geben, kann meine Jüngerin oder mein Jünger sein. Das Salz ist nun etwas Gutes; wenn aber sogar das Salz fade wird, womit soll man es würzen? Es taugt nichts mehr, weder für die Erde, noch für den Misthaufen; darum werfen sie es hinaus. Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ „Predigt über Lukas 14, 25 – 33 am 5. Sonntag nach Trinitatis, Christoph Fleischer, Werl 2013“ weiterlesen