Zu: Karl-Josef Kuschel und Heinz-Dieter Assmann: Börsen, Banken, Spekulanten. Spiegelungen in der Literatur-Konsequenzen für Ethos, Wirtschaft und Recht, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2011, ISBN 978-3-579-06690-5, Preis: 29,99 €
Die Zusammenarbeit zweier Professoren, einer für Katholische Theologie und der andere für Wirtschaftsrecht und Rechtstheorie in Tübingen wird hier vorgelegt. Das Ergebnis ist, obwohl der Titel es so nicht aussagt, ein wirtschaftsethisches Lehrbuch. Die ethischen Aspekte der Frage des Geldes, der Spekulation, der ethischen Standards und der neuen Architektur der Geld und Finanzmärkte einerseits werden mit Beispielen aus der Literatur illustriert, der wirtschaftliche Niedergang einer Firma bei Thomas Mann, die Rolle der Börse bei Zola, die Wirtschaftskrise bei Bertolt Brecht, usw. Sogar Martin Walser ist mit einem demgegenüber recht aktuellen Werk vertreten „Angstblüte“ (2006). Ein Beispiel soll die wirtschaftsethisch ausgerichtete Arbeitsweise der Autoren zeigen: „Die Geldaufklärung führt uns vor Augen, dass alle Geldverhältnisse auf Verträgen und Versprechen beruhen. Alle Geldverhältnisse lassen sich dekonstruieren; das heißt: Sie lassen sich auf relativ einfache juristischen Formen und vertragliche Absprachen zurückführen.“ (im Buch S. 45). Die juristische und ökonomische Wirklichkeit wird als Kontext der Literatur vor Augen geführt, wobei ein eher spielerischer Umgang mit möglichen Lösungsmöglichkeiten in der Dichtung wohl auf die Kreativität hinweist, die in wirtschaftlichen Krisen immer wieder nötig ist: ein aktuelles Buch zur Finanzkrise mit Beispielen zur Wirtschaftsethik aus der Literatur, dass es verdient bearbeitet zu werden!