Zu: Mariam Kühsel-Hussaini: Attentat auf Adam, Roman, Berlin University Press „012, ISBN 978-3-86280-040-7, Preis: 19,90 Euro
Die neue Erzählung von Miriam Kühsel-Hussaini widmet sich der Religion als einer universellen, ästhetischen Erfahrung. So heißt es im Vorwort: „Zu erkennen, dass Gott uns nicht nur in seinen Propheten begegnet, nicht nur in Thora, Bibel und Koran zu uns sprach, sondern auch seither in einem Reigen von Schaffenden sichtbar, hörbar, fühlbar wurde.“
Adam Tessdorf ist ein deutscher, katholischer Theologe, der einige Zeit für den Vatikan als Journalist arbeitete. Als ehemaliger Student Josef Ratzingers kennt er den Papst persönlich. Die Vermischung von virtuellen und realen Personen gibt der Erzählung eine zusätzliche Brisanz. Inzwischen widmet sich Adam der Sammlung biblischer Antiquitäten, vor allem alter Handschriften. Er begibt sich nach Jerusalem, um dort von Daniel Seeliger ein kleines Fragment aus Qumran zu erwerben. In diesem Motiv der Erzählung greift die Autorin die Diskussionen um die Qumranfragmente auf, verbunden mit dem Namen Eisenman. Hier deutet sich ein Dissens Adams mit der theologischen Richtung der katholischen Kirche an. Bevor jedoch die Erzählung in eine populärwissenschaftliche Paraphrase abgleitet, tritt eine Liebesgeschichte in den Fokus. Die Tochter des jüdischen Fragmentenhändlers Nurit Seeliger und dessen mögliche Nachfolgerin verliebt sich in Adam Tessdorf, der kurz zuvor zufällig in ein Attentat geriet, sich dabei ein wenig verletzte und Hilfe und Unterstützung benötigte. Doch der Gehstock, den er sich daher zulegen musste, enthielt einen Peilsender. Schon allein zu seiner eigenen Sicherheit ist Adam unter ständiger Beobachtung des Geheimdienstes. Gelingt es ihm und seiner Begleiterin den Schirm der Beobachtung zu durchbrechen? Er war schon zu Beginn seiner Ankunft in Jerusalem der Meinung, er müsse dann, wenn er im Besitz des Fragments sei, mit dem Tode rechnen. Die Koordinaten der Erzählung sind also Liebe und Tod, Religion und Politik. Führt das Bekenntnis zur Liebe, das die Autorin schon im Vorwort formuliert, aus dem tödlichen Streit der Religionen und politischen Nächte heraus? Der Leser ahnt, das der Schlüssel für die Antwort auf diese Frage in der Erzählung bei der weiblichen Hauptfigur Nurit Seeliger liegt. In ihrem erzählten Gedanken und der gemeinsamen Liebe zur Musik Mozarts verbirgt sich wohl die Person der Autorin, die auf dem rückseitigen Buchumschlag abgebildet ist. Das Buch ist unbedingt zu empfehlen, wenn es auch ein wenig Einblick in die Diskussion um Qumran voraussetzt. Die inhaltliche Bedeutung Qumrans wird durch die Zitate vor jedem Kapitel unterstützt, die den dort gefundenen Schriftrollen entstammen. Die Gliederung der Erzählung folgt der Einteilung eines Oratoriums, wobei die meisten sicherlich an eine Passion denken werden. Hintergründig ist dies ein zusätzlicher Effekt, der Spannung bringt und immer die Frage offen lässt, ob auch diese Geschichte eher eine Passion ist, die mit dem unfreiwilligen Tod eines Menschen endet. Immerhin heißt der Titel: Attentat auf Adam.