Predigt über Hiob 14 i. A., Emanuel Behnert, Lippetal 2014

Diese Predigt hält Diakon Behnert am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres in der Christuskirche (Hamm) und richtet sich nach der zur Erprobung freigegebenen Neuen Perikopenordnung.

Die Gnade Gottes, unseres Vaters und die Liebe unsres Herrn Jesus Christus und die Gemeinschaft im Heiligen Geist sei mit uns allen. Amen.

Liebe Gemeinde!

Die Zeit zwischen den Jahren ist für viele Menschen eine Gelegenheit, Bilanz zu ziehen. Rückschau zu halten, auf das, was war. Ausschau zu halten in eine nicht bekannte Zukunft hinein, die aber trotzdem schon oftmals angefüllt ist von Plänen und Träumen. Keine Sorge! Ich weiß sehr wohl, dass wir noch nicht am Ende des kalendarischen Jahres angekommen sind. Und doch leben wir auch in diesen Wochen seit dem letzten Sonntag bis hin zum 1. Advent in einer besonderen Zeit zwischen den Jahren. Das alte Kirchenjahr geht, beginnend mit dem vergangenen drittletzten Sonntag zu Ende, bis dann am 1. Advent das neue Kirchenjahr beginnen wird. In besonderer Weise wird dabei, gegen alle unsere Pläne, Hoffnungen und Träume unser Blick immer wieder auf die Begrenztheit unseres Lebens gerichtet. Manch einer mag es schon am letzten Sonntag gehört und gebetet haben, was wir heute miteinander im Psalmgebet gesprochen haben: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden!“ Ein Angst machender und Mut machender Satz gleichermaßen, auch wenn man das Letztere unter Umständen nur sehr verzögert wahrnimmt. Wir werden hingewiesen auf die Begrenztheit unserer Lebenszeit auf Erden, wir werden gleichermaßen aber auch heraus genommen aus dem ewigen Kreislauf des „Stirb und Werde“. Wir werden hingewiesen auf die Begrenztheit unserer Lebenszeit auf Erden und werden doch hineingestellt in die ganz andere Zeitrechnung Gottes. „Denn tausend Jahre sind vor Dir, wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.“ Doch gerade dies ist eine Größenordnung, die wir oftmals übersehen, und die, wenn wir sie denn wahrnehmen uns eher erschreckt und ängstigt, als dass sie uns tröstet. Und schnell kommt in uns die Frage auf: Was ist der Mensch überhaupt? Und nicht wenige sind es, die diese Frage angesichts einer scheinbar unaufhaltsamen Vergänglichkeit des Seins, erweitern und nach dem Wert des Menschen und seines jeweiligen Lebens fragen. Insbesondere in persönlichen Krisenzeiten, in Zeiten, in denen wir mit der Begrenzung des Lebens unmittelbar konfrontiert werden, wird diese Frage immer wieder – und ich denke auch, nicht zu Unrecht –  mal mehr mal weniger laut, deutlich und bewusst gestellt.  „Was ist der Mensch?“ „Predigt über Hiob 14 i. A., Emanuel Behnert, Lippetal 2014“ weiterlesen

Existenz in der Zeit, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2014

Zu: Emmanuel Lévinas: Gott, der Tod und die Zeit. Vorwort von Astrid Nettling, Übersetzt von Astrid Nettling und Ulrike Wasel, Herausgegeben von Peter Engelmann, 2. Überarbeitete Auflage, Passagen Verlag Wien 2013, ISBN 978-3-7092-0084-1, Preis: 29,00 Euro
9783709200841Emmanuel Lévinas (1905 – 1995) stammte aus einer litauischen Familie, geboren 1905 in Kaunas (damals Kovno, Russland). Die Familie lebte zwischenzeitlich in der Ukraine, kehrte aber nach Litauen zurück. 1924 begann Lévinas sein Studium in Frankreich (Straßburg), studierte aber auch zwei Semester in Freiburg bei Edmund Husserl und Martin Heidegger, Denkern, denen er zeitlebens verbunden blieb. Er wurde 1931 Franzose, kämpfte für die französische Armee und verbrachte die restliche Zeit des zweiten Weltkriegs in deutscher Kriegsgefangenschaft. Seine Eltern fielen der Ausrottung durch die Deutschen zum Opfer. Lévinas, seit 1931 französischer Staatsbürger, lehrte Philosophie als Professor von 1967 an, seit 1973 an der Pariser Sorbonne, wo er 1976 emeritiert wurde. (Informationen aus Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Emmanuel_Levinas (31.08.2014)) „Existenz in der Zeit, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2014“ weiterlesen

Vom Stress des Stillstands, Rezension von Marlies Blauth, Meerbusch 2014

Friederike Gräff: Warten. Erkundungen eines ungeliebten Zustands. Christoph Links Verlag Berlin, 2014. ISBN 978-3-86153-763-2, Preis 14,90 Euro, als EBook 9,99, 189 Seiten

20140329-214041.jpgEin freundliches, handliches Bändchen – wie geschaffen für die Wartenden, die ganz im Sinne Heinrich Spoerls bestrebt sind, die Kunst des Wartens darin bestehen zu lassen, „inzwischen etwas anderes zu tun“: nämlich zu lesen. Ich nehme das Büchlein daher mit auf eine meiner zahlreichen Zugfahrten. „Vom Stress des Stillstands, Rezension von Marlies Blauth, Meerbusch 2014“ weiterlesen

Predigt über 1. Korinther 7, 29-31, Christoph Fleischer, Werl 2012

Gehalten wird die Predigt am Männersonntag 2012, den 21.10.2012 in Bad Sassendorf-Neuengeseke und Möhnesee-Körbecke

Liebe Gemeinde,

Bevor ich den Predigttext vorlese, möchte ich diesem Textabschnitt und der Predigt darüber eine Überschrift geben:
„Der Veränderungsprozess. Oder das Leben als Mann.“ „Predigt über 1. Korinther 7, 29-31, Christoph Fleischer, Werl 2012“ weiterlesen

Gibt es einen Widerspruch zwischen Bibel und Naturwissenschaft? Christoph Fleischer, Werl 2010

Psalm 90 (Einheitsübersetzung) und eine mathematische Berechnung

Der ewige Gott – der vergängliche Mensch

1 [Ein Gebet des Mose, des Mannes Gottes.]Herr, du warst unsere Zuflucht / von Geschlecht zu Geschlecht.

2 Ehe die Berge geboren wurden, / die Erde entstand und das Weltall, / bist du, o Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

– Welche Fragen eröffnet diese Aussage? Der Anfang des göttlichen lebens wird hier vor der Entstehung der Erde angesetzt. Die Ewigkeit Gottes beginnt vor der Zeit der Erde. Die Beobachtung, dass sich das Alter der Erde am sichersten nach dem Aller des Bergesteins berechnen lässt, scheint hier schon angedacht. Außerdem gibt es hier eine Analogie, eine Entsprechung zwischen der Abfolge des menschlichen Lebens, das auf Geschlecht zu Geschlecht folgt zu der Existenz Gottes, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Wichtig ist allerdings: Ich sehe hier keine Seinslehre (Ontologie), sondern schlicht eine Symbolik, die aber mit Inhalt gefüllt wird. Auch ein Symbol muss realistisch und nachvollziehbar sein.

3 Du lässt die Menschen zurückkehren zum Staub / und sprichst: «Kommt wieder, ihr Menschen!»

4 Denn tausend Jahre sind für dich / wie der Tag, der gestern vergangen ist, / wie eine Wache in der Nacht.

– Während das Leben der Menschen sterblich ist, da sie ja bekanntlich zu dem Staub zurückkehren (von Erde bist du genommen…), ist Gottes Zeit die Ewigkeit. Gott ist wenn schon vielleicht nicht unsterblich, dann wenigstens immer da. Eine erneute Analogie lässt uns nun in die Welt der Zahlen einsteigen: Für Gott sind tausend (menschliche) Jahre wie ein Tag. Tausend Jahre sind ein Tag der Ewigkeit. Ein Tag der Ewigkeit ist also so lang wie 365000 Tage. Aber wie lang ist die Ewigkeit denn nun wirklich, denn auch sie ist ja kaum nur ein Tag lang. Hier biete sich wiederum die Analogie Mensch Gott an.

5 Von Jahr zu Jahr säst du die Menschen aus; / sie gleichen dem sprossenden Gras.

6 Am Morgen grünt es und blüht, / am Abend wird es geschnitten und welkt.

7 Denn wir vergehen durch deinen Zorn, / werden vernichtet durch deinen Grimm.

8 Du hast unsre Sünden vor dich hingestellt, / unsere geheime Schuld in das Licht deines Angesichts.

9 Denn all unsre Tage gehn hin unter deinem Zorn, / wir beenden unsere Jahre wie einen Seufzer.

10 Unser Leben währt siebzig Jahre, / und wenn es hoch kommt, sind es achtzig. Das Beste daran ist nur Mühsal und Beschwer, / rasch geht es vorbei, wir fliegen dahin.

– Das menschliche Leben dauert also siebzig bis achtzig Jahre. Das ist so etwa die menschliche Lebenserwartung. Kommen wir zurück zur oben genannten Analogie. Die Ewigkeit ist die Lebenszeit Gottes. Da vor Gott tausend menschliche Jahre wie ein Tag sind, ist die Ewigkeit Gottes größer als 80 mal 365 Tage mal 365000. Welche Zahl ist das uns was könnte damit gemeint sein?

11 Wer kennt die Gewalt deines Zornes / und fürchtet sich vor deinem Grimm?

12 Unsre Tage zu zählen, lehre uns! / Dann gewinnen wir ein weises Herz.

– Gottes Ewigkeit ist hat schon vor Beginn der Schöpfung begonnen und wird die Erde überleben, zumindest mathematisch gedacht. Es geht bei dieser Berechnung also nicht um eine bestimmte Zahl, sondern nur um eine symbolische Zahl, ein größer als. Da am Anfang auf das Alter der Erde Bezug nimmt, könnte die berechnete Zahl das geschätzte Alter der Erde von Anfang bis Ende meinen. Es sind bei der Vergleichsgröße 70 insgesamt 9325750000 Jahre. Das ist mehr als das doppelt des Erdalters von Anfang bis heute. Diese Zahl steckt indierekt

13 Herr, wende dich uns doch endlich zu! / Hab Mitleid mit deinen Knechten!

14 Sättige uns am Morgen mit deiner Huld! / Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage.

15 Erfreue uns so viele Tage, wie du uns gebeugt hast, / so viele Jahre, wie wir Unglück erlitten.

16 Zeig deinen Knechten deine Taten / und ihren Kindern deine erhabene Macht!

17 Es komme über uns die Güte des Herrn, unsres Gottes. Lass das Werk unsrer Hände gedeihen, ja, lass gedeihen das Werk unsrer Hände!

Zusammenfassung dieser Überlegungen: Die Frage ist, in welchem Sinn mathematische Beobachtungen an diesen Text herangetragen werden können. Vordergründig kommen Zahlen nur zweimal vor: Die Bemerkung darüber, dass ein menschliches Leben gewöhnlich 70 Jahre dauert und, wenn es hoch kommt, achtzig. Gegenüber den utopischen Lebensdaten in der Urgeschichte schlicht realistische Zahlen, die auch heute noch als durchschnittliche Lebenserwartung funktionieren.

Die zweite Erwähnung einer Zahl ist eher eine Gleichung bzw. eine Proportion: für Gott sind tausend (menschliche) Jahr wie ein Tag. Aus der Zusammenschau von Zahl (Alter) und Gleichung (1000 Jahre = 1 Tag) lassen sich weitere Schlussfolgerungen ziehen. Die Gleichung lässt sich zuerst auflösen Gott ist ein Tag wir 365000 menschliche Tag. Doch wohin mit dieser Zahl?

Welche Frage, d.h. welche Aufgabe könnte denn der Text enthalten, wozu diese Zahl brauchbar wäre? Wird nicht mit Vers 1 und Vers 2 indirekt die Frage danach erörtert, wie lang die Ewigkeit ist. Antwort 1: Die Ewigkeit ist auf jeden Fall länger als das Alter der Welt. Gottes Leben währte bereits vor der Entstehung der Erde und wird, das ist damit ja auch unausgesprochen gemeint, das Alter der Erde überdauern. Hier ist also eine größer als Funktion vorhanden: Alter Gottes > Alter der Erde.

Die vorhandenen Zahlen deuten daher auf das Alter der Erde insgesamt. Dazu nehme ich das Lebensalter der Menschen und setze dies in Proportion zur Zeit Gottes (des Schöpfers). Die dann entstandene Zahl für Tage wird sodann 1:1 in Jahre übersetzt:

365000x70x365 = 9325750000 Jahre ist hier das Alter der Erde von Anfang bis Ende.

Das Alter der Erde bis heute, die einzig realistisch messbare Zahl wird anhand von Gesteinsproben berechnet („Ehe denn die Berge wurden“ (V.1) und beträgt 4,5 Milliarden Jahre. (Quelle: http://www.waschke.de/twaschke/artikel/alter/alter_1.htm). Der von der Bibel für die gesamte Lebenszeit der Erde errechnete Wert ist also mehr als doppelt so groß. Damit stellt sich natürlich die Frage, ob es überhaupt möglich ist, eine solche Berechnung hier anzustellen. Klar ist: Diese Berechnung hat keinen anderen Sinn als die Verdeutlichung eines Symbols, der Ewigkeit Gottes. Das Denken an die Ewigkeit Gottes muss eine unvorstellbar große Zahl enthalten, die auf jeden Fall auch das fiktive Alter der Erde übersteigt. Dass diese Zahl mehr als doppelt so groß ist wie das heute aus Gesteinsproben errechnete Erdalter halte ich für konsequent. Diese Berechnung ist aber auf jeden Fall genauer und dem Text angemessener als die Berechnung der Kreationisten, die das #Alter der Erde aufgrund eines kleinlichen Biblizismus auf 10.00 Jahre ansetzen. (siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Junge-Erde-Kreationismus). Die Berechnung der Zahlen, die wir vorgenommen haben ist nicht an naturwissenschaftlichen Fakten orientiert, sondern allein an den Zahlen, Gleichungen und Relationen, die der Text anbietet. An dieser Stelle sind Glaube und Naturwissenschaft nicht im Widerspruch!