„Gott neu denken“, Hinweis und Rezension, Christoph Fleischer, Welver 2018

Zu:

Publik Forum, kritisch-christlich-unabhängig, Zeitschrift, Verlag Publik Forum, Oberursel, Ausgabe 1-2018, S. 26

 

Das Titelmotiv in der Werbung hat mich motiviert, um ein Rezensionsexemplar zu bitten.

Ein wenig bin ich enttäuscht, dass es nur ein Artikel ist, der auf das Cover verweist, das an die Schöpfungsszene in der Sixtinischen Kapelle erinnert. Ich habe mit einem stärkeren inhaltlichen Schwerpunktthema gerechnet. Doch nun zu diesem Artikel. Der Artikel von Michael Schrom berichtet von einer Vortragsveranstaltung zu diesem Thema im Oktober 2017. Hinweise dazu finden sich auf der Homepage: www.forum-grenzfragen.de.

Was ist mit „Gott neu denken“ gemeint? Es geht aber nicht nur, wie der Untertitel suggeriert, um den Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaften, sondern auch darum, aus diversen Fragestellungen ein Gottesbild zu entwickeln, dass die Fehler des Pantheismus und des Theismus vermeidet. Der amerikanische Theologe Philip Clayton weist hin auf das Konzept des Panentheismus. Als einer der Initiatoren gilt der französische Theologe Teilhard de Chardin, dem ein kleiner Info-Kasten gewidmet ist. Der deutsche Theologe und Religionsphilosoph Klaus Müller unterstützt das Konzept ebenfalls. Von parallelen Entwicklungen in der evangelischen Theologie ist hier leider nicht die Rede, wie sie z. B. durch Jürgen Moltmann („Gott in der Schöpfung“) vorgelegt worden sind.

Trotzdem, die Initiative ist der Schritt in die Richtung, auf dich auch schon der amerikanische Religionswissenschaftler John D. Caputo hingewiesen hat. Es geht letztlich gar nicht um den Dialog zwischen Naturwissenschaft und Theologie, obwohl dieser Dialog auch dazu beitragen kann, sondern es geht auch um einen neuen Dialog zwischen Philosophie und Theologie. Der Artikel im Heft Publik Forum weist dazu hin auf eine Publikation des Schöningh-Verlages: „Gott – jenseits von Monismus und Theismus“. Es ist zu begrüßen, dass die katholische Theologie diese Überlegungen neu anstößt. Vielleicht wird es ja auch beim Münsteraner Katholikentag dazu inhaltlich passende Veranstaltungen geben, zum Initiator Klaus Müller in Münster zu Hause ist. Man darf gespannt sein.

Naturwissenschaft und Glaube im Dialog, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2017

Zu: Andreas Losch, Frank Vogelsang (Hg.): Wissenschaft und die Frage nach Gott, Theologie und Naturwissenschaft im Dialog, verlegt durch die Evangelische Akademie im Rheinland, Bonn, 2. Auflage 2015, 190 Seiten, Softcover, Layout mit vielen Bildern von art work shop, Düsseldorf, ISBN 978-3-937621-50-0, Preis: 20,00 Euro

Auf der letzten Seite öffne man den angezeigten QR-Code und finde dann die Homepage: www.theologie-naturwissenschaften.de. Aktuell zeigt sie einen Artikel über die Auswertung von Nahtoderfahrungen von Jens Schlieter (Professor für systematische Religionswissenschaft an der Universität Bern). Im Archiv wird auf die gesamte Diskussion zum Thema der Homepage verweisen. Gleich oben wird der erste Artikel des hier rezensierten Buches von Mitherausgeber Andreas Losch (promovierter Theologe und verantwortlicher Redakteur der Homepage) dokumentiert: „Theologie und Naturwissenschaften – sind das nicht Gegensätze?“. „Naturwissenschaft und Glaube im Dialog, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2017“ weiterlesen

Kritischer Kommentar über Friedrich Nietzsches Werke, hier: „Der Antichrist“ (1888), Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2017

Zu: Nietzsche-Kommentar, Band 6/2, Herausgegeben von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Andreas Urs Sommer: Kommentar zu Nietzsches: „Der Antichrist“, „Ecce homo“, Dionysos-Dithyramben“, „Nietzsche contra Wagner“, De Gruyter Verlag, Berlin/Boston 2013, gebunden 921 Seiten, ISBN 978-3-11-029277-0, Preis: 69,95 Euro

Zugegeben: Dieser Band 6/2 des Nietzsche-Kommentars war nicht die angezeigte Neuerscheinung der bis 2023 zu komplettierenden Sammlung; im August 2016 erschien der Band: Andreas Urs Sommer: Kommentar zu Nietzsches „Jenseits von Gut und Böse“. Ich hatte jedoch in einem Radio-Essay einen interessanten Beitrag über Nietzsches Buch „Der Antichrist“ gelesen (http://www.deutschlandfunk.de/philosophie-gott-ist-tot-und-nietzsche-unsterblich.2540.de.html?dram:article_id=368091). Ausgehend von diesem Radioessay habe ich das Bild vom Herzen als Ort des Reiches Gottes gerne aufgegriffen, da ich hierin eine präsentische Eschatologie erkannte, die m. E. in der Gegenwart verständlicher ist, als die futurische. Ich nahm mir vor, die betreffende Stelle in der entsprechenden Nietzsche-Ausgabe nachzulesen (ich nutze bis hierher eine antiquarische Ausgabe).

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Predigt über Genesis 1 und 2, Die Schöpfungsgeschichte, Christoph Fleischer, Werl 2013

Gehalten wird die Predigt im Abendmahlsgottesdienst in Möhnesee-Körbecke am Sonntag Jubilate

[1,1] Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. [2] Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. [3] Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. [4a] Und Gott sah, dass das Licht gut war. [ … ]

[26] Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. [27] Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.

„Predigt über Genesis 1 und 2, Die Schöpfungsgeschichte, Christoph Fleischer, Werl 2013“ weiterlesen

Gibt es einen Widerspruch zwischen Bibel und Naturwissenschaft? Christoph Fleischer, Werl 2010

Psalm 90 (Einheitsübersetzung) und eine mathematische Berechnung

Der ewige Gott – der vergängliche Mensch

1 [Ein Gebet des Mose, des Mannes Gottes.]Herr, du warst unsere Zuflucht / von Geschlecht zu Geschlecht.

2 Ehe die Berge geboren wurden, / die Erde entstand und das Weltall, / bist du, o Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

– Welche Fragen eröffnet diese Aussage? Der Anfang des göttlichen lebens wird hier vor der Entstehung der Erde angesetzt. Die Ewigkeit Gottes beginnt vor der Zeit der Erde. Die Beobachtung, dass sich das Alter der Erde am sichersten nach dem Aller des Bergesteins berechnen lässt, scheint hier schon angedacht. Außerdem gibt es hier eine Analogie, eine Entsprechung zwischen der Abfolge des menschlichen Lebens, das auf Geschlecht zu Geschlecht folgt zu der Existenz Gottes, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Wichtig ist allerdings: Ich sehe hier keine Seinslehre (Ontologie), sondern schlicht eine Symbolik, die aber mit Inhalt gefüllt wird. Auch ein Symbol muss realistisch und nachvollziehbar sein.

3 Du lässt die Menschen zurückkehren zum Staub / und sprichst: «Kommt wieder, ihr Menschen!»

4 Denn tausend Jahre sind für dich / wie der Tag, der gestern vergangen ist, / wie eine Wache in der Nacht.

– Während das Leben der Menschen sterblich ist, da sie ja bekanntlich zu dem Staub zurückkehren (von Erde bist du genommen…), ist Gottes Zeit die Ewigkeit. Gott ist wenn schon vielleicht nicht unsterblich, dann wenigstens immer da. Eine erneute Analogie lässt uns nun in die Welt der Zahlen einsteigen: Für Gott sind tausend (menschliche) Jahre wie ein Tag. Tausend Jahre sind ein Tag der Ewigkeit. Ein Tag der Ewigkeit ist also so lang wie 365000 Tage. Aber wie lang ist die Ewigkeit denn nun wirklich, denn auch sie ist ja kaum nur ein Tag lang. Hier biete sich wiederum die Analogie Mensch Gott an.

5 Von Jahr zu Jahr säst du die Menschen aus; / sie gleichen dem sprossenden Gras.

6 Am Morgen grünt es und blüht, / am Abend wird es geschnitten und welkt.

7 Denn wir vergehen durch deinen Zorn, / werden vernichtet durch deinen Grimm.

8 Du hast unsre Sünden vor dich hingestellt, / unsere geheime Schuld in das Licht deines Angesichts.

9 Denn all unsre Tage gehn hin unter deinem Zorn, / wir beenden unsere Jahre wie einen Seufzer.

10 Unser Leben währt siebzig Jahre, / und wenn es hoch kommt, sind es achtzig. Das Beste daran ist nur Mühsal und Beschwer, / rasch geht es vorbei, wir fliegen dahin.

– Das menschliche Leben dauert also siebzig bis achtzig Jahre. Das ist so etwa die menschliche Lebenserwartung. Kommen wir zurück zur oben genannten Analogie. Die Ewigkeit ist die Lebenszeit Gottes. Da vor Gott tausend menschliche Jahre wie ein Tag sind, ist die Ewigkeit Gottes größer als 80 mal 365 Tage mal 365000. Welche Zahl ist das uns was könnte damit gemeint sein?

11 Wer kennt die Gewalt deines Zornes / und fürchtet sich vor deinem Grimm?

12 Unsre Tage zu zählen, lehre uns! / Dann gewinnen wir ein weises Herz.

– Gottes Ewigkeit ist hat schon vor Beginn der Schöpfung begonnen und wird die Erde überleben, zumindest mathematisch gedacht. Es geht bei dieser Berechnung also nicht um eine bestimmte Zahl, sondern nur um eine symbolische Zahl, ein größer als. Da am Anfang auf das Alter der Erde Bezug nimmt, könnte die berechnete Zahl das geschätzte Alter der Erde von Anfang bis Ende meinen. Es sind bei der Vergleichsgröße 70 insgesamt 9325750000 Jahre. Das ist mehr als das doppelt des Erdalters von Anfang bis heute. Diese Zahl steckt indierekt

13 Herr, wende dich uns doch endlich zu! / Hab Mitleid mit deinen Knechten!

14 Sättige uns am Morgen mit deiner Huld! / Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage.

15 Erfreue uns so viele Tage, wie du uns gebeugt hast, / so viele Jahre, wie wir Unglück erlitten.

16 Zeig deinen Knechten deine Taten / und ihren Kindern deine erhabene Macht!

17 Es komme über uns die Güte des Herrn, unsres Gottes. Lass das Werk unsrer Hände gedeihen, ja, lass gedeihen das Werk unsrer Hände!

Zusammenfassung dieser Überlegungen: Die Frage ist, in welchem Sinn mathematische Beobachtungen an diesen Text herangetragen werden können. Vordergründig kommen Zahlen nur zweimal vor: Die Bemerkung darüber, dass ein menschliches Leben gewöhnlich 70 Jahre dauert und, wenn es hoch kommt, achtzig. Gegenüber den utopischen Lebensdaten in der Urgeschichte schlicht realistische Zahlen, die auch heute noch als durchschnittliche Lebenserwartung funktionieren.

Die zweite Erwähnung einer Zahl ist eher eine Gleichung bzw. eine Proportion: für Gott sind tausend (menschliche) Jahr wie ein Tag. Aus der Zusammenschau von Zahl (Alter) und Gleichung (1000 Jahre = 1 Tag) lassen sich weitere Schlussfolgerungen ziehen. Die Gleichung lässt sich zuerst auflösen Gott ist ein Tag wir 365000 menschliche Tag. Doch wohin mit dieser Zahl?

Welche Frage, d.h. welche Aufgabe könnte denn der Text enthalten, wozu diese Zahl brauchbar wäre? Wird nicht mit Vers 1 und Vers 2 indirekt die Frage danach erörtert, wie lang die Ewigkeit ist. Antwort 1: Die Ewigkeit ist auf jeden Fall länger als das Alter der Welt. Gottes Leben währte bereits vor der Entstehung der Erde und wird, das ist damit ja auch unausgesprochen gemeint, das Alter der Erde überdauern. Hier ist also eine größer als Funktion vorhanden: Alter Gottes > Alter der Erde.

Die vorhandenen Zahlen deuten daher auf das Alter der Erde insgesamt. Dazu nehme ich das Lebensalter der Menschen und setze dies in Proportion zur Zeit Gottes (des Schöpfers). Die dann entstandene Zahl für Tage wird sodann 1:1 in Jahre übersetzt:

365000x70x365 = 9325750000 Jahre ist hier das Alter der Erde von Anfang bis Ende.

Das Alter der Erde bis heute, die einzig realistisch messbare Zahl wird anhand von Gesteinsproben berechnet („Ehe denn die Berge wurden“ (V.1) und beträgt 4,5 Milliarden Jahre. (Quelle: http://www.waschke.de/twaschke/artikel/alter/alter_1.htm). Der von der Bibel für die gesamte Lebenszeit der Erde errechnete Wert ist also mehr als doppelt so groß. Damit stellt sich natürlich die Frage, ob es überhaupt möglich ist, eine solche Berechnung hier anzustellen. Klar ist: Diese Berechnung hat keinen anderen Sinn als die Verdeutlichung eines Symbols, der Ewigkeit Gottes. Das Denken an die Ewigkeit Gottes muss eine unvorstellbar große Zahl enthalten, die auf jeden Fall auch das fiktive Alter der Erde übersteigt. Dass diese Zahl mehr als doppelt so groß ist wie das heute aus Gesteinsproben errechnete Erdalter halte ich für konsequent. Diese Berechnung ist aber auf jeden Fall genauer und dem Text angemessener als die Berechnung der Kreationisten, die das #Alter der Erde aufgrund eines kleinlichen Biblizismus auf 10.00 Jahre ansetzen. (siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Junge-Erde-Kreationismus). Die Berechnung der Zahlen, die wir vorgenommen haben ist nicht an naturwissenschaftlichen Fakten orientiert, sondern allein an den Zahlen, Gleichungen und Relationen, die der Text anbietet. An dieser Stelle sind Glaube und Naturwissenschaft nicht im Widerspruch!