Luthers Lieder – Entstehungsgeschichte und Dokumentation, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2017

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Martin Luther: Die Lieder, Herausgegeben von Jürgen Heidrich und Johannes Schilling, Reclam und Carus Verlag, Stuttgart 2017, gebunden, 204 Seiten, ISBN (Reclam): 978-3-15-011096-6, Preis: 35,00 Euro

Alle bis heute überlieferten Kirchenlieder Martin Luthers sind in diesem Band in der Reihenfolge der Entstehung dokumentiert. Die Kompetenzen beider Verlage Reclam und Carus verbinden diese Text- und Notenedition.

Als Beispiel diene das bekannte Lied: „Ein feste Burg ist unser Gott“ (Nr. 25, S. 98 – 101). Zuerst sehen wir den Notendruck des Liedes in der Ausgabe Melchior Kriegstein aus Augsburg. Es folgt die historische Erläuterung. Zunächst geht der Kommentar auf die Entstehung dieses Dokuments ein. Der Komponist dieser Noten ist Trompeter Johann Kugelmann, der als Kapellmeister in Königsberg wirkte.

Die gedachte Aufführung des dreistimmigen Satzes sollte ein Chor aus Schüler und dem Lehrer vortragen. Das abgebildete Faksimile zeigt das Lied allerdings einstimmig, den Auszug des Cantus Firmus im Tenor.

Die Melodie wird Luther selbst zugeschrieben. Die ursprüngliche Entstehung des „seit dem 19. Jahrhundert symbolisch aufgeladenen Liedes“ unter Vorlage des Psalms 46 wird auf 1529 datiert. Gedacht sei es als Trostlied: „Am besten versteht man es als ein Lied zur Stärkung des Glaubens angesichts alles Widrigkeiten und Bedrohungen des Lebens und der Welt.“ (S. 99)

Der moderne Notendruck zeigt den Cantus Firmus der Originalmelodie. Der Text entspricht der Druckfassung im Faksimile. In der Erläuterung werden die in Anmerkungen angesprochen Texte in modernem Deutsch wiedergegeben.

Im Anhang finden sich noch einmal sprachliche Erläuterungen zu jedem Lied. Hier werden zunächst die Quellenangabe des Faksimiles wiedergegeben, sowie die Edition der Luther-Werke, in denen das Lied vorkommt. Darauffolgend die Gesangbuchnummern im eg und im EKG. Unter Kommentar wird die biblische Quelle genannte, hier Psalm 46 und die Editionsgeschichte wiedergegeben. Zuletzt findet sich eine Literaturangabe zum Kommentar.

Zusammenfassung: Das Lied „Ein feste Burg“ wird im Sinn der Lutherzeit und danach in Bezug auf das 19. Jahrhundert erläutert. Es ist ein Trostlied, keine Reformationshymne. Die Fragen, die viele Menschen heute zur letzten Strophe haben, werden mit keinem Satz angedeutet: „Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib, lass fahren dahin…“ Kann das Reich Gottes oder die Botschaft Luthers wirklich gegen das eigene Leben oder die Liebsten aufgewogen werden? Insofern ist das Buch historisch an den Ursprüngen interessiert, verzichtet aber auf die Wertung des Inhalts vor dem Hintergrund der Moderne. Es gibt schon Anregungen für eine Liedpredigt, wenn auch die Suchen nach weiteren biblischen Quellen anders recherchiert werden muss. Immerhin kann man darauf hinweisen, dass das Lied ein Trostlied für den Gottesdienst gedacht ist, nicht als Protestantenhymne.

Luther – Bedeutung und Widerspruch, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016

Autor: christoph.fleischer

Christoph Fleischer, evangelischer Pfarrer in Westfalen, Mitglied in der Gesellschaft für evangelische Theologie und in der Dietrich Bonhoeffer Gesellschaft.

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