Die Predigt wird gehalten in Soest-Meiningsen, St. Matthias am 18. Sonntag nach Trinitatis
Übersetzung: Lutherbibel 2017:
17 Und als er hinausging auf den Weg, lief einer herbei, kniete vor ihm nieder und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?
18 Aber Jesus sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als der eine Gott.
19 Du kennst die Gebote: »Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben; du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.«
20 Er aber sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf.
21 Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach!
22 Er aber wurde betrübt über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter.
23 Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen!
24 Die Jünger aber entsetzten sich über seine Worte. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist’s, ins Reich Gottes zu kommen! 25 Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.
26 Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann dann selig werden?
27 Jesus sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist’s unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott.
Foto: Niklas Fleischer (c) Am Phönixsee, Dortmund
Liebe Gemeinde,
die Jesuserzählungen der Evangelien sind keine biographischen Bausteine einer Lebensgeschichte Jesu, sondern sollen und können ganz für sich stehen. Sie zeigen als Episoden des Wirkens Jesu ganz praktisch die Beantwortung religiöser und lebenspraktischer Fragen. Dies gilt besonders dann, wenn ein Lehrgespräch durch eine Frage eines Schülers ausgelöst wird.
Die Ausgangsfrage ist dabei im Blick zu behalten. Auch wenn man dann im Folge auf einzelne Aspekte des Textes eingeht, sollte man es tun mit dem Rückblick auf diese Frage.
Marion Küstenmacher: Der Seele einen Garten schenken, Vom Zauber der Blumen und einfachen Dinge, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2017, gebunden, 221 Seiten, ISBN 978-3-579-08658-3, Preis: 17,99 Euro (print)
Die kurzen Artikel zu den Themen des Gartens sind alphabetisch geordnet. Der Bezugsort ist für die Autorin Marion Küstenmacher zunächst der eigene Garten und nicht ein fiktiver. Marion Küstenmacher stellt immer wieder Bezüge zur eigenen Gartenarbeit her. Dazu einige Beispiele:
„Aber ich liebe es auch, einfach auf der Bank zu sitzen und eine schöpferische Pause einzulegen.“ (S. 25)
„Fünf große Birken im Garten zu haben, noch dazu so nahe am Haus wie bei uns, das ist nicht einfach.“ (S. 31)
„Die Nordseite unseres Hauses wird von einer vielstämmigen Esche beschirmt.“ (S. 46)
Das Ziel des Buches besteht darin, diese einfachen Beobachtungen zu Blumen und Pflanzen, zu Gartenarbeit und Muße in einen Lebensbezug zu bringen wie in den folgenden Sätzen:
„Die Scherben der Vergangenheit braucht man weder zu verachten noch zu verleugnen.“ (S. 35)
„Vielleicht lieben wir die hässliche Brennnessel so wenig, weil sie uns an unsere eigenen hässlichen und feindseligen Anteile erinnert.“ (S. 38)
Von solchen lebensbezogenen Gedanken gehen die Beobachtungen und Gefühle weiter über zu Gedanken der Lyrik, der Mystik, der Weisheit und der Theologie. Es heißt etwa:
„Was eben noch so schmerzlich brannte, schützt jetzt und lässt die guten Seelenkräfte der Liebe und Verbundenheit wachsen.“ (S.39/40)
Ich musste bei der Lektüre an das Wort des Angelus Silesius denken: „Die Ros’ ist ohn’ Warum. Sie blühet, weil sie blühet.“ Nein, Marion Küstenmacher zitiert diesen Satz nicht. Bei ihr geht es bei der Rose um eine Tradition des Schweigens. „Mystiker nennen diese von der Rose geübte Kunst das Zwiegespräch des Schweigens.“ (S. 154)
Das Buch ist ein kundiger Weg durch den Garten und zugleich eine Einführung in den Denkweg der Mystik.
Heimo Schwilk: Luther, Der Zorn Gottes, Karl Blessing Verlag, München 2017, gebunden, 464 Seiten, ISBN: 978-3-89667-522-4, Preis: 24,99 Euro (print)
Heimo Schwilk hat sich mit der Herausgabe von Biografien einen Namen gemacht. Er war lange Zeit leitender Redakteur der Welt am Sonntag, hat sich aber auch im Jahr 2006 zum Doktor der Philosophie promovieren lassen.
Die Biografie zu Martin Luther ist mit einem ausführlichen Inhaltsverzeichnis versehen, das man sie auch als Kurzbiografie Martin Luthers lesen kann. Ein deutlicher Schwerpunkt liegt auf den Jahren vor 1520. Die Geschichte der reformatorischen Grundentscheidung und Auseinandersetzung hat Krimiqualität, weil ja das Leben des späteren „Ketzers“ Luther immer schon auf dem Spiel steht. „Revolutionär Luther, Rezension, Christoph Fleischer, Welver 2017“ weiterlesen
Gunnar Hindrichs (Hrsg.): Max Horkheimer/Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung, Klassiker Auslegen, Herausgegeben von Otfried Höffe, Band 63, Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2017, Softcover, 213 Seiten, ISBN: 978-3-11-044879-5, Preis (print): 24,95 Euro
Das Inhaltsverzeichnis dieses Arbeitsbuchs zur „Dialektik der Aufklärung“ gliedert sich grundsätzlich in zwei Teile. Der erste Teil beinhaltet sechs Aufsätze zu den einzelnen Kapiteln des zu bearbeitenden Buches von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno (Birgit Sandkeulen, Marc Nicolas Sommer, Julia Christ, Gunnar Hindrichs, Eva-Maria Ziege, Gérard Raulet). In der zweiten Abteilung werden die Inhalte des Buches „Dialektik der Aufklärung“ in Beziehung gesetzt zu Personen der Philosophiegeschichte: Kant (Brian O’Connor), Hegel (Guido Kreis), Nietzsche (Martin Saar), Freud (Emil Angehrn). Der elfte Aufsatz von Hauke Brunkhorst fragt nach der Relevanz des Themas nach siebzig Jahren, worauf abschließend eine Auswahlbiografie folgt. Biographische Angaben der Autorinnen und Autoren und ein Namensregister runden das Angebot des Buches ab. „Durch Fortschritt zur Katastrophe, Rezension, Christoph Fleischer 2017“ weiterlesen
ich habe auf einer Beerdigung den hier skizzierten Gedankengang entwickelt und natürlich mündlich weiter entfaltet. Vorlage dazu ist 1.Korinther 13, 13, Lesung der zweite Teil des Kapitels, in dem auch von Stückwerk usw., die Rede ist. Meine Frage an Dich ist, ob der hier versuchte Umgang mit Heideggers Begriff „Seinsvergessenheit“ sachgemäß ist:
Martin Heidegger, der Philosoph, der vielleicht doch mehr in die Mächte der Nazizeit verwickelt war, als man das früher glauben wollte, war doch auch insgesamt vom Verstummen der Sinnfrage angesichts der Leiden und Verletzung geprägt.
Er nannte es „Seinsvergessenheit“. Die Frage ist, wie wir heute solcher Seinsvergessenheit begegnen können.
Dazu ist der Bibeltext von Paulus ein guter Hinweis: Nun aber bleiben Glaube Hoffnung Liebe, diese drei. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
Dieses Wort Liebe muss gar nicht romantisiert werden.
Es meint nicht die erotische Anziehung der Liebe, sondern den Gemeinschaftsbezug, die Zusammengehörigkeit.
In der Gemeinde geht diese über die einzelnen Familien hinein, denn sie ist in Christus begründet.
Diese Verbindung gibt uns eine Hoffnung über den Tod hinaus, die trotzdem damit leben kann, dass das Ende des irdischen Lebens Realität ist.
Unser Leben ist in Gott, in der Ewigkeit aufgehoben.
Dort geht auch vieles von dem weiter, was hier angestoßen wurde und vielleicht auch nur Stückwerk geblieben ist.
Die Vollendung steht immer noch aus.
Herzliche Grüße
Christoph
Foto: Niklas Fleischer (c): Haus der Stille, Bergen-Belsen
Lieber Christoph,
ich konnte erst jetzt auf Deine interessante Frage reagieren.
Meine Gedanken findest Du unten.
Liebe Grüße,
Konrad.
Seinsvergessenheit ist das Verbleiben im Seienden, ohne sich in der ontologischen Differenz, also in der Spannung zwischen Seiendem und Sein zu begreifen bzw. nicht das Sein im Seienden zu sehen. Heidegger spricht in seiner frühen Schrift „Was ist Metaphysik?“ vom Sein zum Tode, von der Angst oder in der späteren Einführung in die Metaphysik der Langeweile. Ich verstehe diese Überlegungen nicht als Nihilismus, sondern existenzialistisch als ein Ausloten von Grenzerfahrungen. Dazu kann man auch Leiden und Verletzungen rechnen. Heidegger ist Philosoph und setzt das Sein, dem wir uns immer nur annähern, als nicht automatisch mit Gott gleich. Das hat ihm Kritik von Edith Stein und Dietrich Bonhoeffer eingebracht. Heidegger postuliert, dass es das Nichts im Gegenüber zum Sein nicht geben kann, dass es immer eine Bewegung zum Sein geben muß. Positiv gewendet nimmt er die Frage der Scholastiker und der Metaphysik auf, warum etwas „ist“. Das bringt ihn, ohne dass er das so formuliert, in die Nähe des kausalen Denkens, das bei Thomas von Aquin die Grundlage der Gotteserkenntnis ist. Das Sein bleibt bei Heidegger unbestimmt, zeigt sich aber in den Seienden. Karl Rahner geht einen etwas anderen Weg, wenn er in „Hörer des Wortes“ sagt, dass jeder Mensch notwendig Metaphysik treibe, weil er, bewusst oder meistens unbewußt, in dieser ontologischen Differenz steht. Nach Heidegger bedeutet Dasein der Zustand, der sich zwischen Seinsvergessenheit und Lichtung des Seins um sein Sein kümmert. Es kann also kein Dasein geben, das nicht nach dem Sein fragt. Damit sagt Rahner eigentlich nichts Anderes als Heidegger.
Die Frage ist nur, wie wir Menschen das tun. Als endliche Wesen können wir nicht intuitiv das Sein im Seienden schauen, sondern nur diskursiv (Thomas: dividendo et componendo). Wir bringen nicht, wie Platon sagt, ideae innatae mit (angeborene Ideen), sondern wir erkennen nach Kant durch Analyse und vor allem durch Synthese. Diese Synthese spielt bei Kant eine zentrale Rolle, obwohl er den Akzent nicht auf die Sinnlichkeit, sondern auf den reinen Verstand und die reinen Begriffe legt. Die Begriffe zeigen, auch wenn sie kontingent sind, dass wir genera bilden, in denen wir die Einzeldinge zuordnen. Nicht die Begriffe sind dabei das Eigentliche, sondern die apriorischen Inhalte, die sich damit verbinden, letztlich das apriorische Vermögen, übergeordnete Denkmuster zu bilden. Nach Kant geschieht das durch die Einbildungskraft, nach Thomas wird die forma von der materia durch das suppositum abstrahiert. In der Erkenntnis vollzieht sich immer eine Bewegung zum Ziel, dem Sein. Die Begriffe bezeichnen also noch nicht das Sein, sondern stehen zwischen Seiendem und Sein.
Glaube, Liebe und Hoffnung bezeichnen also noch nicht Eigenschaften Gottes, sondern sie sind Schwellen, auf denen ich auf das in diesem Leben unerreichbare Sein transzendiere. Trotzdem ereignet sich darin Wahrheit, denn Wahrheit ist die Übereinstimmung zwischen sinnlich Erfahrenem und dem Begriff. Doch dieser Begriff ist objektiv, gegen-ständig, nicht subjektiv, wie im Idealismus, was Bonhoeffer ja auch in „Akt und Sein“ ablehnt.
In diesem Sinne sind die Begriffe eine subjektiv-objektive bzw. material-formale Realität, in der sich Sein ereignet. Ob man das nun transzendental versteht oder existential, wie in Deinen Überlegungen, darin sehe ich keinen grundsätzlichen Unterschied. Im Existenzialen ist die empirische Ebene stärker beteiligt, wohl auch das Empfinden des „Stückwerks“. Letztlich bleibt die Identifikation mit Gott Glaubenssache im Sinne einer Annäherung an das Sein, auch wenn Thomas sie über das Kausalprinzip zwingend gegeben sieht. Erst wenn wir dieses Sein intuitiv schauen, d.h. wenn wir nicht mehr in der ontologischen Differenz stehen, dann gelangen wir zu den reinen Begriffen des Seins. Nach Thomas steht unser Intellekt dann frei von der Verwiesenheit auf die Materie und das Hinnehmen (passio) von Sinnes-Eindrücken im Akt, ist also eigentlich kein intllectus possibilis mehr.
Ob nun Thomas, Kant oder Heidegger: es geht nicht um das reine Schauen, sondern um das Licht oder die Lichtung, die sich in der Tätigkeit unseres Intellektes ereignet. Die Begriffe Glaube, Liebe und Hoffnung sind Abstrakta. Sie zwingen uns zum einen, die Defizite unseres Glaubens, Liebens und Hoffens zu erkennen, und zum anderen den Seinshorizont zu überschreiten und zu transzendieren. Paulus mag durch die Begegnung mit der hellenistischen Kultur von platonischen (und stoischen) Einflüssen geprägt worden sein. Aber die Begriffe sind noch nicht das Sein selbst. Dennoch stehen wir im Sein, ob wir es begreifen oder nicht. Grenzerfahrungen mögen uns das besonders bewusstmachen, und da mag Heidegger recht haben. Für die Seelsorge ist das jedenfalls ein lohnender und interessanter Gedanke. Vielen Dank dafür.
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