Heute von Gott reden, Rezension von Joachim Leberecht, Herzogenrath 2025

Rezension zu: Ralf Frisch: Gott. Ein wenig Theologie für das Anthropozän, TVZ, Zürich 2024

Vom Verschwinden und Wiederfinden Gottes im Anthropozän

Vier Grundfragen umkreist der Autor in seiner „Theologie für das Anthropozän“ in 42 kurzen Kapiteln: 1. Was meinen wir, wenn wir Gott sagen? 2. Was bedeutet es, wenn wir sagen, dass es Gott gibt? 3. Woher kommt das Wissen über Gott? 4. Was spricht für Gott trotz Gottes- und Religionskritik? (56) Ralf Frisch mutmaßt: „Vielleicht erscheinen diese Fragen nur deshalb als schwierig, weil es eine Tendenz im neuzeitlichen  theologischen Denken gibt, dem Nichtglauben mehr Glauben zu schenken als dem Glauben.“ (56)

Gebet als Lackmustest der Gottesvorstellung

Ralf Frischs kolumnenartiger theologischer Essay will Theologie und Kirche provozieren, indem er gegenwärtiger Theologie und kirchlicher Rede von Gott auf den Zahn fühlt. Seine These: Wer im Anschluss an Bonhoeffer meint ausschließlich von einem ohnmächtigen Gott reden zu können, verschweigt den Zeitgenossen im gottvergessenen Anthropozän den erlösenden Retter-Gott der biblischen Erzählungen. Die christliche Hoffnung lebt aber aus dem Glauben an einen (all)mächtigen Gott. Die Erzählung in den Evangelien von der Auferstehung Jesu zeigt einen wirkmächtigen Gott, der Tote erwecken kann. Gott ist bei Frisch keine Chiffre, sondern im Sinn der alten Kirchenlehre eine wirkmächtige Gottheit in drei Personen. Daher ist für Frisch auch das Gebet zu einem transzendenten Gott „der Lackmustest aller Gottesvorstellung“ (22). Wenn aber Gott als der ganz Andere vermeintlich nicht mehr „redlich“ gedacht werden kann, dann ist Gebet ausschließlich Transformation des eigenen Selbst.[i]

Der Glaube an die Anderswelt

 Nach Frisch Formulierung gibt es neben der Welt eine Anderswelt (12f), die der Mensch nicht mit den Mitteln der Welt messen und beschreiben kann. Vernünftiger Glaube ist denkbar (credo ut intelligam, Anselm von Canterbury). Auch wenn sich Gottes Gott-Sein der Ratio entzieht, ist Gott im Glauben erfahrbar.

Überforderung des Menschen im Anthropozän

Mit seinen vielen rhetorischen Wenn-Sätzen will Frisch auch denkerisch seine Leser:innen aus der Eindimensionalität einer alleinigen Zentrierung im Anthropozän auf den Menschen locken. Im Anthropozän ist allein der Mensch für die Lösung seiner Probleme verantwortlich. Wenn aber der Mensch für alles selbst verantwortlich ist in einer mündigen Welt (Bonhoeffer), dann überfordert er sich selbst. Hier bringt Frisch die gute alte lutherische Rechtfertigunslehre ins Spiel. Aus seiner Sicht verraten evangelische Theologie und Kirche den Ursprung ihrer Existenz. Es steht nicht mehr, aber auch nicht weniger als die evangelische Freiheit auf dem Spiel. Wenn Religion zu Moral verkommt, fängt sie an zu stinken (Nietzsche). „Weil das Heilige zum Moralischen geworden ist und nichts außer Moral heilig ist, wird Moral zum Statussymbol und moralisches Handeln zur Bedingung von Anerkennung. […] Die Ironie der Geschichte besteht allerdings darin, dass der Protestantismus der Gegenwart die Rolle eingenommen hat, die vor fünfhundert Jahren der Katholizismus innehatte“(189).

Das Heilige

Um von einer Theologie der Ohnmacht Gottes wegzukommen, reaktiviert Frisch die Rede vom Heiligen nach Rudolf Otto[ii] (84ff). Frisch plädiert für die Unverfügbarkeit und Heiligkeit Gottes, die der Mensch erfahren kann. Gott lässt sich in kein System und auch in keine Theologie (!) pressen. Wer den Heiligen erfährt im Guten wie im Bösen (deus absconditus) erschrickt vor seiner Macht. Biblisch ist der HERR Zebaoth ein mächtiger (Heeres)-Gott.  Die dunklen Seiten Gottes führen in den Zweifel, mitunter in die Verzweiflung. Mit Luther gilt es sich an den Deus revelatus zu halten. Für den Protestantismus im Anthropozän sind diese Fragen und Glaubenserfahrungen jedoch obsolet geworden, hier wird Gott kastriert und übrig bleibt eine Wohlfühlkirche Gleichgesinnter, die sich vom woken Zeitgeist nicht unterscheidet.  Die katholische Weltkirche, die das Geheimnis Gottes und des Menschen (!) besser bewahrt (197), ist für Frisch resilienter aufgestellt. Eine evangelische Wort-Kirche aber vernachlässigt Anbetung und das Geheimnis Gottes. Damit versperren die evangelischen Kirchen der Reformation sich selbst den Zugang zu einer tiefen Spiritualität und unterscheiden sich nicht mehr von der Welt.

Mythos und Wissenschaft

Wie Ralf Frisch neue philosophische, naturwissenschaftliche und hermeneutische Erkenntnisse anreißt und mit der Theologie ins Gespräch bringt, ist anregend. Damit bricht er alte Grabenkämpfe auf und zeigt, dass sich für verschiedene Wissenschaften die Frage von Geist und Materie neu stellt. Wenn die Theologie bei ihrer Sache bleibt, wird sie eine interessante Gesprächspartnerin in der Frage sein, wie die Welt zu deuten ist.  Binäres Denken ist überwindbar. Es gilt nicht entweder – oder, sondern sowohl — als auch, und noch vieles mehr. Frisch verweist hier auf den agnostischen Philosophen Thomas Nagel (87), der in seiner Philosophie zeigt, dass der Naturalismus (Materialismus) in der Frage nach Geist und Bewusstsein keine befriedigenden Antworten gibt, ja gar nicht in der Lage ist, diese zu geben.

In der Frage zum Verhältnis wissenschaftlicher und mythologischer Welterklärung (Hermeneutik) zitiert Frisch Claude Lévi Strauss, der in seiner Vorlesung: Anthropologie in der modernen Welt darauf hinweist, dass die moderne Kosmologie „selbst dazu tendiert, zu einer Geschichte des Lebens und zu einer Geschichte der Welt zu werden, [daher] können wir nicht ausschließen, dass das wissenschaftliche und das mythische Denken, nachdem sie lange Zeit unterschiedliche Wege gegangen sind, sich eines Tages einander annähern werden (169).

Erzählen stiftet Sinn

Frisch bricht eine Lanze für das Erzählen biblischer Geschichten, „weil das göttliche Rettungsdrama der Welt“ (176) nach Karl Barth „nur erzählend beschrieben werden kann.“[iii]Immer wieder zieht Ralf Frisch aus Film, Literatur und Lyrik Parallelen zu genuin religiösen und damit theologischen Fragen. Theologie und Kirche sind „blind dafür, dass Religion und Dichtung Geschwister sind.“[iv] Wenn Gott der Heilige ist, dann ist Theo-Poesie eine sprachliche Annäherung an das Heilige oder zumindest ein Verweis auf das Göttliche. Lyrik vermag die Frage nach Gott offen zu halten. Poesie kann  Lobbyistin der göttlichen Wahrheit sein. Ingeborg Bachmann dichtet: „Wahrheit ist, was den Stein von unserem Grab wälzt.“ (175)

Kritische Würdigung

Frisch legt seine von Luther und Karl Barths geprägte Theologie und Gottesvorstellung als hell leuchtende weiße Folie auf andere theologische Denkansätze, die dann in einem schwarz-weißen, Freund-Feinddenken bis hin zum indirekten Vorwurf der Häresie verunglimpft werden (107f). Im Kapitel „Die letzte Häresie“ schreibt Frisch: „Am Ende gibt es in der Kirche und der Theologie des Anthropozän nur noch eine letzte dogmatische Häresie. Die Häresie an Gott als souveränen, eigensinnigen und lebendigen Akteur zu glauben, der nicht mit dem Agieren von Menschen identisch ist“ (111).

Auch wenn ich seiner Analyse, dass kirchliche Verlautbarungen und viele Predigten Religion durch Moral ersetzen, teile und durchaus in vielen Kapiteln aufgrund seiner spitzen Feder gelacht und geschmunzelt habe, teile ich Frischs schnelle Abkanzelung von Theologie und Kirche nicht. Natürlich verstehe ich, dass Zuspitzung ein rhetorisches Mittel ist, aber für mich kippt sein Ton zu oft ins Polemische, und seine Analyse bleibt unterkomplex. Die Überschriften vieler Kapitel sind reißerisch, die nichts anderes als Aufmerksamkeit generieren wollen. Wenn der Artikel dann gelesen ist, weiß man auch nicht mehr. Schnelligkeit geht vor Gründlichkeit. Aber bei aller Kritik: Seinen Finger legt Frisch oft zurecht in die Wunden heutiger Theologie und Kirche.

Ohnmacht oder Allmacht Gottes?

Die Frage der Bonhoeffer-Rezeption ist für mich der Dreh- und Angelpunkt seines Essays. Frisch meint, Bonhoeffer von Bonhoeffer unterscheiden zu müssen und sieht in Widerstand und Ergebung[v] eine wirkungsgeschichtlich fatale Rede von einem ohnmächtigen Gott, der die Welt sich selbst überlässt, mehr noch, der sich aus der Welt herausdrängen lässt. Die mündige Welt und der autonome Mensch sind sich selbst überlassen. Was bleibt, ist ein ohnmächtiger Gott, der seine Welt liebt, aber nicht rettend in die Welt eingreift.  An anderer Stelle fasst Frisch zusammen: „Und doch machte die Ohnmachtstheologie durch die Zeiten hindurch Karriere. Vor allem nach Auschwitz brach sie mit der Allmachtstheologie“ (91). Frisch sieht sogar einen Zusammenhang in der Verweichlichung und Hypersensibilisierung unserer Gegenwart und der Unfähigkeit vernichtenden Kulturen zu begegnen, weil Rede und Glaube an den allmächtigen Gott verschwunden sind (99f).

Das alles ist für mich nicht nachvollziehbar. Vor allen Dingen stellt sich Frisch mit seinem berechtigten Anliegen, in Theologie und Kirche von der Wirkmächtigkeit Gottes her zu denken und zu reden, selbst ein Bein, da er die Allmacht Gottes politisch funktionalisiert. Er macht genau das, was er anderen theologischen Ansätzen vorwirft. Erschwerend kommt hinzu, dass der unhinterfragte Glaube an die Allmacht Gottes (Autorität) gerade im Protestantismus mit der verhängnisvollen Trias Gott, Thron und Altar großen Schaden angerichtet hat. Für mich kann eine notwendige theologische Rede von der Macht Gottes im Blick auf die Wirkungsgeschichte nur tastend und demütig geschehen. Bei Ralf Frisch fehlt nur ein Schritt zu einer Theologia gloriae. Da bleibe ich doch lieber bei einer theologia crucis. Oder anders gesagt, wir müssen die Spannung aushalten zwischen den Polen einer theologia crucis und einer theologia gloriae. Theologie und Kirchen müssen sich immer wieder neu zwischen diesen Polen ausloten. Vielleicht hat Frisch recht, dass die Theologie nach Auschwitz die Rede von der Macht Gottes vernachlässigt hat, aber war es nach Jahrhunderten einer ungebrochenen Rede von der Allmacht Gottes und dem Axiom der Apathie Gottes nicht an der Zeit, Empathie, ohnmächtiges Aushalten Gottes und sein Leiden an der Welt herauszuarbeiten und zu betonen? Auf dieser Linie sehe ich auch Bonhoeffers Gedanken über die Ohnmacht Gottes. Sie sind in und aus der geschichtlichen Situation in der Meditation über der Schrift entstanden. Frischs Bonhoeffer-Rezeption kann ich nicht folgen. Aus meiner Sicht dogmatisiert er hier seine Sicht auf Bonhoeffer. Heraus kommt das Gegensatzpaar Ohnmachtstheologie versus Allmachtstheologie. Das sind Schlagwörter, die nicht wirklich weiterhelfen. Vielleicht hilft uns im Zeitalter des Anthropozän besser, erneut Kreuz und Auferstehung theologisch in den Blick zu nehmen. Die Rede von der Ohnmacht Gottes hat seine Zeit. Die Rede von der Macht Gottes hat seine Zeit. Beides muss und darf kritisch reflektiert werden. In diesem Sinn kann ich Frischs Essay empfehlen.

[i] Frisch referiert hier: Hartmut von Saß, Unerhörte Gebete? Das Bittgebet als Herausforderung für ein nachmetaphysisches Gottesbild, in: Neue Zeitschrift für Systematische Theologie und Religionsphilosophie 2021, 39-65

[ii] Rudolf Otto: Das Heilige. Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum Rationalen. Neuausgabe mit einem Nachwort von Hans Jonas, München 2014

[iii] Karl Barth, Gespräche 1964-1968, BGA 28, hg v. Eberhard Busch, Zürich 1997, 76

[iv] Martin Walser, Über Rechtfertigung. Eine Versuchung, Rowolth, Hamburg 2012, 72

[v] Dietrich Bonhoeffer: Theologische Briefe aus „Widerstand und Ergebung“, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2017

Einfache spirituelle Übungen, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2019

Zu:

Anselm Grün: Rituale der Stille, 33 Impulskarten, Vier-Türme-Verlag, Abtei Münsterschwarzach 2019, 34 farbige Karten im Schmuck-Karton mit Magnetverschluss, ISBN 978-3-7365-0163-8, Preis: 18,00 Euro

Link: https://www.vier-tuerme-verlag.de/autoren/g/gruen-anselm/2518/rituale-der-stille

 

Wenn ich den Titel dieses Kartensets bei einem Buchhändler im Internet oder im Second-Hand-Buchversand eingebe, so finde ich etliche Varianten dieses Sets unter gleichem Titel von Anselm Grün. Das hier besprochene ist die aktuelle, völlig neu bearbeitete Neuauflage.

Pater Anselm Grün, geboren 1945, ist bei weitem das populärste Mitglied der Abtei Münsterschwarzach. Die Anzahl der von ihm verfassten Bücher wird mit ca. 400 angegeben. Früher war er im Hauptberuf der Cellerar der Abtei, das meint der wirtschaftliche Leiter des Hauses.

Anselm Grün ist populär, weil er keinen Elfenbeinturm der Religion predigt, sondern eine Religion des Lebens, die mit der säkularen Existenz vereinbar ist.

Das Kartenset ist für mich ein Buch über Spiritualität. 33 Karten bieten 33 inhaltliche Impulse, die in keiner Gliederung zu lesen sind. Jede Karte steht für sich und kann doch mit jeder anderen kombiniert werden. Es ist am einfachsten, den Zufall entscheiden zu lassen und sich für jeden Tag eine neue Karte zu ziehen und nach den dort genannten Worten zu verfahren.

Manche Karten sind mehr auf den Inhalt bezogen wie die Vorstellung eines Raumes im Inneren, die Ruhe eines Sonntags, ein Ort völliger Stille, das Hören Gottes im Gebet.

Explizite religiöse Gewohnheiten wie Gebet, Kirche, Bibel oder das Anzünden einer Kerze stehen daneben und dominieren den Eindruck der Karten nicht. Dadurch erweckt Anselm Grün für mich den Eindruck, dass die kirchliche Religion und die Spiritualität des Alltags zusammengehören.

Das machen auch die kleineren Übungsvorschläge deutlich:  der Klang einer Klangschale, die man ausklingen lässt, führt in die Stille. Es hilft dazu auch, ein Mandala auszumalen. Genauso gut ist es auf den Friedhof zu gehen oder in der Natur einen ruhigen Ort aufzusuchen.

Dies wird ergänzt durch einfache Übungen der Meditation: Folge deinem Atem, beginne dabei Kraft zu spüren, setze Pausen im Alltag, beispielsweise bevor du eine Tür öffnest. Folge deinen Gedanken ohne sie festzuhalten. Lerne zuzuhören und zu schweigen.

Manche Impulse beziehen sich auf die innere Haltung, wie eine Reise zu sich selbst, der innere Raum, die Gegenwart Gottes in mir selbst, Zustimmung zum Leben allgemein, Loslassen gewohnter Einstellungen.

Zwei Karten geben Gelegenheit, etwas zu notieren, eigene Gedanken oder Grüße für andere.

Es gibt kaum eine bessere Darstellung mystischen Denkens auch gerade in seiner Einladung zur Subjektivität ohne Egoismus. Die Religion, das Wort Gottes oder das Gebet sind nicht als exklusive Haltung zu deuten, sondern als ergänzendes Lebensangebot für jeden Lebensalltag. Es gibt keine Frage der Anknüpfung mehr, weil das ganze Leben zur Religion geworden ist, und die Religion zum Leben.

Predigt über Exodus 3, 1-14, Christoph Fleischer, Welver 2017

  1. Mose 3, 1-14 (Zürcher Bibel)     Die Predigt wurde am letzten Sonntag nach Epiphanias in der reformierten Kirche Soest gehalten.

 

1 Und Mose weidete die Schafe seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Und er trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Gottesberg, den Choreb.

2 Da erschien ihm der Bote des HERRN in einer Feuerflamme mitten aus dem Dornbusch. Und er sah hin, und sieh, der Dornbusch stand in Flammen, aber der Dornbusch wurde nicht verzehrt.

3 Da dachte Mose: Ich will hingehen und diese große Erscheinung ansehen. Warum verbrennt der Dornbusch nicht?

4 Und der HERR sah, dass er kam, um zu schauen. Und Gott rief ihn aus dem Dornbusch und sprach: Mose, Mose! Und er sprach: Hier bin ich.

5 Und er sprach: Komm nicht näher. Nimm deine Sandalen von den Füßen, denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden.

6 Dann sprach er: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Angesicht, denn er fürchtete sich, zu Gott hin zu blicken.

7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Schreien über ihre Antreiber habe ich gehört, ich kenne seine Schmerzen.

8 So bin ich herabgestiegen, um es aus der Hand Ägyptens zu erretten und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes und weites Land, in ein Land, wo Milch und Honig fließen, in das Gebiet der Kanaaniter und der Hetiter und der Amoriter und der Perissiter und der Chiwwiter und der Jebusiter.

9 Sieh, das Schreien der Israeliten ist zu mir gedrungen, und ich habe auch gesehen, wie die Ägypter sie quälen.

10 Und nun geh, ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, heraus aus Ägypten.

11 Mose aber sagte zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen und die Israeliten aus Ägypten herausführen könnte?

12 Da sprach er: Ich werde mit dir sein, und dies sei dir das Zeichen, dass ich dich gesandt habe: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr an diesem Berg Gott dienen.

13 Mose aber sagte zu Gott: Wenn ich zu den Israeliten komme und ihnen sage: Der Gott eurer Vorfahren hat mich zu euch gesandt, und sie sagen zu mir: Was ist sein Name, was soll ich ihnen dann sagen?

14 Da sprach Gott zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und er sprach: So sollst du zu den Israeliten sprechen: Ich-werde-sein hat mich zu euch gesandt.

 

Der brennende Dornbusch im Bibelgarten Welver, Foto: CF

 

Liebe Gemeinde,

 

„Der Dornbusch stand in Flammen, aber der Dornbusch wurde nicht verzehrt.“ (V. 2)

In einer Pressemeldung für Betroffene und Angehörigen lese ich vom Angebot einer Selbsthilfegruppe.

„Menschen, die von Burnout betroffen sind, befinden sich in einem Zustand seelischer Erschöpfung. Durch die permanente Selbstüberforderung greifen Betroffene nicht selten zu Aufputschmitteln, Alkohol oder anderen Substanzen.“

(Pressemeldung Kreis Unna vom 31.01.2017) „Predigt über Exodus 3, 1-14, Christoph Fleischer, Welver 2017“ weiterlesen

Mit allen verbunden, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2015

Zu: Giannina Wedde: Dorn der Liebe, Gedichte, Echter Verlag, Würzburg 2015, ISBN: 978-3-429-03909-7, Preis: 12,80 Euro

978-3-429-03909-7

Auf der Homepage www.klanggebet.de hat Giannina Wedde aus Berlin eine Seite mit „Der mystische Weg“ überschrieben. Die mystische Erfahrung gehört zu ihrem Coaching und den Meditationsangeboten. Hier schreibt sie: „Im mystischen Bewusstsein wächst die Erfahrung von Verbundenheit, Verantwortung und von der Heiligkeit allen Lebens. Wir begreifen mehr und mehr, dass der Schöpfer gegenwärtig ist: an unserem Seelengrund, in unserem Nächsten, in den Erscheinungen der Natur und jenseits von all dem.“ Auch in einer Email ist es ihr wichtig mitzuteilen, dass es ihr hauptsächlich um die Erfahrungsseite der Mystik geht und nicht um theologische oder philosophische Bearbeitung des Themas. Wenn man allerdings mit diesem Erfahrungsschatz Gedichte und kurze Reflexionen verfasst, wird sich eine inhaltliche Botschaft wohl auch einstellen. „Mit allen verbunden, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen

Predigt über Lukas 18, 9-14 mit Zitaten aus dem Buch: Diskretes Christentum von Kristian Fechtner, Christoph Fleischer, Welver 2015

Verlesung des Textes Lukas 18, 9-14 (Gute Nachricht Bibel):

9Dann wandte sich Jesus einigen Leuten zu, die voller Selbstvertrauen meinten, in Gottes Augen untadelig dazustehen, und deshalb für alle anderen nur Verachtung übrig hatten. Er erzählte ihnen folgende Geschichte:

10»Zwei Männer gingen hinauf in den Tempel*, um zu beten, ein Pharisäer* und ein Zolleinnehmer*.

11Der Pharisäer stellte sich vorne hin und betete leise bei sich: ‚Gott, ich danke dir, dass ich nicht so bin wie die anderen Menschen, alle diese Räuber, Betrüger und Ehebrecher, oder auch wie dieser Zolleinnehmer hier! 12Ich faste* zwei Tage in der Woche und gebe dir den vorgeschriebenen Zehnten* sogar noch von dem, was ich bei anderen einkaufe!‘ 13Der Zolleinnehmer aber stand ganz hinten und getraute sich nicht einmal, zum Himmel aufzublicken. Er schlug sich zerknirscht an die Brust und sagte: ‚Gott, hab Erbarmen mit mir, ich bin ein sündiger Mensch!’«

14Jesus schloss: »Ich sage euch, der Zolleinnehmer ging aus dem Tempel in sein Haus hinunter als einer, den Gott für gerecht* erklärt hatte – ganz im Unterschied zu dem Pharisäer. Denn alle, die sich selbst groß machen, werden von Gott gedemütigt, und alle, die sich selbst gering achten, werden von ihm zu Ehren gebracht.«

Liebe Gemeinde,

Dieses Gleichnis klingt plausibel, ist aber bei näherem Hinsehen nicht einfach. Vom „Pharisäer“ und vom „Zöllner“. Wir wissen, dass die Pharisäer als Gegner Jesu bezeichnet werden und dass er auch sonst mit Zöllner zu tun hatte. Einige der Jünger waren Zöllner. Von daher verwundert es nicht, dass sich Jesus hier für den Zöllner ausspricht.

Ohne dieses Vorwissen, kommt das aber auch ein wenig schräg rüber. Ich las, dass bei Konfirmandinnen und Konfirmanden beide als unsympathisch gelten. Einer wegen seiner angeberischen Art und der andere wegen seiner unterwürfigen Art. Dann müsste man schon Jesu Absicht theologisch deuten, denn es geht ja indirekt auch um das Gebet. Das stille Gebet in der letzten Reihe ist Jesus wohl lieber als das laute Gebet, das jeder hören kann. Doch nun kommt für mich ein neuer Aspekt dazu, der dieses Gleichnis noch einmal aus einer anderen Perspektive betrachtet. Bei dieser Betrachtung geht es gar nicht so sehr darum, wer von beiden besser oder sympathischer ist, sondern was Jesus damit eigentlich verdeutlichen möchte.

Hierbei hilft mir ein Buch, dass ich gerade lese: „Diskretes Christentum, Religion und Scham. Von Kristian Fechtner“ (Gütersloher Verlagshaus Gütersloh 2015). „Predigt über Lukas 18, 9-14 mit Zitaten aus dem Buch: Diskretes Christentum von Kristian Fechtner, Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen