Singen, Lachen, Beten, Tanzen, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2015

Zu: Lea Fleischmann, Rabbi Nachman und die Thora, Das Judentum für Nichtjuden verständlich gemacht, Scherz Verlag, Bern, München, Wien 2000, Preis: antiquarisch ab 2,50 Euro

Fleischmann - Rabbi NachmanAuf der Suche nach einem informativen Buch über Rabbi Nachman aus Bratzlaw, geboren 1772 in Medzhibozh (Ukraine) und gestorben 1810 in Uman, fand ich diesen äußerst lesenswerten Band. Die Geschichte der Autorin Lea Fleischmann, einer 1947 in Deutschland geborenen Jüdin, die 1992 nach Israel auswanderte, ist eine interessante Geschichte, die immer ein wenig miterzählt wird. Als sie auswanderte, schrieb sie darüber ein Buch, dessen Titel lautet: „Dies ist nicht mehr mein Land“ (Deutschland). Im Buch über Rabbi Nachman berichtet sie, dass und wie sie als Neubürgerin in Jerusalem ihre/unsere jüdisch-europäischen Wurzeln neu entdeckte. Ausgangspunkt ist ein ihr im Gedächtnis gebliebenes Sprichwort oder Lied: „Die ganze Welt ist ein schmaler Steg. Geh darüber und fürchte dich nicht, fürchte dich nicht.“ (S. 7) „Singen, Lachen, Beten, Tanzen, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen

Quellen jüdischer Religion, das Opfer, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2015

Zu: Die Mischna, Heiligkeiten, Seder Qodashim, Aus dem Hebräischen übersetzt und herausgegeben von Michael Krupp in Zusammenarbeit mit Jonas Leipziger u. A., Verlag der Weltreligionen im Insel Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-458-70051-7, Preis: 58,00 Euro

70051Von Michael Krupp (geb. 1938) sind in dieser Mischna Edition im Verlag der Weltreligionen bislang eine „Einführung in die Mischna“ sowie die Bände der Ordnungen „Saaten“ (Bd. 1), „Festzeiten“ (Bd. 2), „Frauen“ (Bd. 3) und „Schädigungen“ (Bd. 4) erschienen. Es ist mit dem Band „Heiligkeiten“ nun der fünfte und damit vorletzte Band dieser Mischna-Ausgabe im Verlag der Weltreligionen herausgekommen.

Es ist das Verdienst des evangelischen Pfarrers und Judaisten Michael Krupp in der Ausgabe der Mischna eine kritische und kommentierte Übersetzung aus dem Hebräischen vorzulegen. Er wurde 1970 von der Berlin-Brandenburgischen Kirche (damals (-West) nach Jerusalem entsandt, um eine kirchliche Begegnungsstätte aufzubauen. Er ist mit einer Jüdin verheiratet und lebt seitdem in Israel, nunmehr im Ruhestand und arbeitet als Dozent an der Hebräischen Universität Jerusalem. Michael Krupp hat Publikationen zum christlich-jüdischen Dialog herausgegeben. „Quellen jüdischer Religion, das Opfer, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen

Predigt über Johannes 3,1–8, Sonntag Trinitatis, Christoph Fleischer, Welver 2015

 

Die Predigt wird gehalten in Möhnesee-Günne, Soest-Meiningsen (mit Taufe)

Johannes 3,1–8
1Einer von den Pharisäern* war Nikodemus, ein Mitglied des jüdischen Rates. 2Eines Nachts kam er zu Jesus und sagte zu ihm: »Rabbi, wir wissen, dass Gott dich gesandt und dich als Lehrer bestätigt hat. Nur mit Gottes Hilfe kann jemand solche Wunder vollbringen, wie du sie tust.«

3Jesus antwortete: »Amen, ich versichere dir: Nur wer von oben her geboren wird, kann Gottes neue Welt zu sehen bekommen.«

4»Wie kann ein Mensch geboren werden, der schon ein Greis ist?«, fragte Nikodemus. »Er kann doch nicht noch einmal in den Mutterschoß zurückkehren und ein zweites Mal auf die Welt kommen!«

5Jesus sagte: »Amen, ich versichere dir: Nur wer von Wasser und Geist* geboren wird, kann in Gottes neue Welt hineinkommen. 6Was Menschen zur Welt bringen, ist und bleibt von menschlicher Art. Von geistlicher Art kann nur sein, was vom Geist Gottes geboren wird. 7Wundere dich also nicht, dass ich zu dir sagte: ‚Ihr müsst alle von oben her geboren werden.‘ 8Der Wind weht, wo es ihm gefällt. Du hörst ihn nur rauschen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So geheimnisvoll ist es auch, wenn ein Mensch vom Geist geboren wird.«

Liebe Gemeinde,

Das Gespräch zwischen Nikodemus und Jesus ist eigentlich der einzige rabbinische Dialog im Neuen Testament. Sonst heißt es nur, dass Jesus herausgefordert wird, oder dass man versucht ihn reinzulegen. Die Frage des Rabbiners, der spät am Abend zu Jesus kommt, ist ob Jesus der Messias ist. Doch diese Frage wird nicht gestellt. Der Rabbi drückt es anders aus. Er sagt vielmehr, Jesus sei ein anerkannter Lehrer, da er Wunder vollbracht habe.

Ich finde es eigentlich ganz gut, dass die Messiasfrage an dieser Stelle nicht ausgesprochen wird. Ein Dialog muss nicht damit anfangen, dass man die Unterschiede herausstellt. Nikodemus scheint sich doch zu Recht zunächst an den Gemeinsamkeiten zu orientieren. „Predigt über Johannes 3,1–8, Sonntag Trinitatis, Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen

Buber-Biographie für den interreligiösen Dialog, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2015

Zu: Karl-Josef Kuschel, Martin Buber – seine Herausforderung an das Christentum, Gütersloher Verlagshaus Gütersloh 2015, ISBN 978-3-579-07086-5, Preis: 24,99 Euro

Martin Buber - seine Herausforderung an das Christentum von Karl-Josef Kuschel
Martin Buber – seine Herausforderung an das Christentum von Karl-Josef Kuschel

Karl-Josef Kuschel (geb. 1948), emeritierter Professor für Kultur und interreligiösen Dialog der Fakultät für Katholische Theologie in Tübingen, legt zum 50. Todestag des jüdischen Religionsphilosophen und Bibelübersetzers Martin Buber (1878-1965) eine Biographie vor, die zugleich eine anschauliche Einführung in dessen umfangreiches publizistisches Werk darstellt. Dabei ist das Buch spannend und gut lesbar. Die Lebensdaten stellen uns einen Menschen vor Augen, dessen Lebenslauf religiöse, philosophische, psychologische und politische Themen und Ereignisse des 20. Jahrhunderts verbindet. Die Rezension muss darauf verzichten, hieraus eine Essenz herzustellen, sondern muss einfach dazu auffordern, dieses Buch zu lesen. Es ist wissenschaftlich rezipierbar, ohne dabei ständig in ein Lexikon blicken zu müssen, anrührend und verständlich von der ersten bis zur letzten Seite. Die  Werkausgaben sind angeführt genauso wie die zahlreiche Sekundärliteratur. Zeitgenössische Quellen werden belegt, der historische Kontext erläutert. Es gibt nichts zu kritisieren.  „Buber-Biographie für den interreligiösen Dialog, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen

Christlich-jüdische Gemeinsamkeiten, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2015

Zu: Martin Buber, Werkausgabe, Band 15, Schriften zum Messianismus, herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von Samuel Hayim Brody, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2014, ISBN 9783579026916, Preis: 218,00 Euro

Schriften zum Messianismus von Martin Buber

 

Die Geschichte des Messianismus weist weit über das Judentum hinaus und gehört gleichwohl zur Mitte des jüdischen Glaubens. Auf diesen Impuls auch für das Christentum hinzuweisen, ist das bleibende Verdienst von Martin Buber.

Zunächst einige Beobachtungen aus der Einleitung: Samuel Hayim Brody (Kansas/ USA), der die Arbeit an dieser Werkausgabe von der verstorbenen Professorin Francesca Albertini übernommen hat, schreibt über den Apostel Paulus in betont judaistisch geprägter Sprache:
„Der einflussreichste jüdische ‚Messianist‘ der Zeit, Saul von Tarsus (ca. 10 – 65), interpretiert die Rolle des ‚Christus‘ (griechisch für meschiah) in einer radikal neuen Weise, macht ihn zu einem König für Heiden wie Juden gleichermaßen. Sein Königreich sei nicht von dieser Welt, und seine Auferstehung enthalte das Versprechen ewigen Lebens; seine Anhänger erweisen sich bis heute durch ihre Bezeichnung als ‚Christen‘ als Anhänger des meschiah.“ (S. 14).

Martin Buber (1878 – 1965), der in Deutschland und ab 1938 in Israel wirkte, hat als Religionsphilosoph und Bibelübersetzer (zusammen mit Franz Rosenzweig, ✝1929) nicht nur ins Judentum, sondern weit in die christliche Theologie hinein gewirkt. Das Thema „Messianismus“ wird uns auch in anderen Bänden der Buber-Werkausgabe begegnen, herausgegeben im Auftrag der Heinrich Heine Universität Düsseldorf und der Israel Academy of Sciences und humanities (Link: https://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/mbw/startseite/, aufgerufen am 08.03.2015).  „Christlich-jüdische Gemeinsamkeiten, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen