Bibel fast ohne Gewalt, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2017

Zu:

Margot Käßmann: Die Bibel für Kinder, gelesen von Jürgen von der Lippe, 2 CDs mit Booklet ca 2 h 5 min, ungekürzte Lesung für Kinder ab 5, Produktion Der Audio Verlag, Berlin 2011, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2017, ISBN: 978-3-438-02235-6, Preis: 12,99 Euro

Und:

Die Bibel für Kinder erzählt von Margot Käßmann, Mit Illustrationen von Carla Manea, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2011, Neuausgabe 2017, in Halbleinen gebunden, Preis: 16,99 Euro, sonst 14,99 Euro

Zu besprechen ist hier hauptsächlich das Hörbuch, da es bei der Deutschen Bibelgesellschaft als Sonderausgabe erschienen ist. Das Printexemplar habe ich mir dazu genommen, um gleichzeitig festzustellen, dass es in diesem Jahr 2017 als Schmuckausgabe neu erschienen ist, um so besser. Man wird es kaum glauben, aber es war tatsächlich nicht die Bibel an sich, sondern die Frage, wie sich der Sprecher Jürgen von der Lippe in diesem Zusammenhang darstellt. Ich habe im letzten Jahr ein anderes Hörbuch von ihm gehört und war einfach begeistert. Das war mehr ein Hörspiel als ein Hörbuch, da Jürgen von der Lippe die unterschiedlichen Sprechrollen durch mundartliche Färbung oder andere Akzente deutlich unterscheidbar macht. Außerdem hebt er die direkte Rede von der Erzählsprache ab. Das heißt er liest das Buch als Erzähler, als Vorleser quasi, und spricht dann die direkte Rede so, wie sie in einen Dialog hineingehört. Durch diesen Effekt wurde mir erst einmal bewusst, mit wie vielen Anteilen direkter Rede die Autorin Margot Käßmann die Bibel erzählt hat bzw. wie stark diese von direkter Rede bestimmt ist. Eine Erzählung der Bibel lebt eben nicht nur vom auktorialen, von oben beobachtenden Erzähler, sondern von der Vielfalt der verschiedenen Stimmen, in denen Gott zu Wort kommt. Nur dadurch kann eine Erzählerin den Eindruck erwecken und bestätigt, dass Gott eben keine von oben lenkende Figur ist, sondern dass sich Gott in Interaktion, im lebendigen Dialog ausdrückt.

Meine Erfahrung ist allerdings zunächst, dass es sinnvoll war, den Text der Bibel von einzelnen Kindern evtl. sogar in verschiedenen Sprechrollen lesen zu lassen.

Die Frage ist jetzt: Wo kann ich sonst noch das Hörbuch gezielt einsetzen? In einem Kindergottesdienst als biblische Lesung oder in einer pädagogischen Unterrichtssituation wäre es denkbar. Die andere Frage, die mich bewegt, ist, inwieweit gerade dieses Hörbuch auch über die Zielgruppe Kinder hinaus anwendbar wäre. Ich frage mich, was es kindgerecht macht, wenn nicht die leichte und einfache Sprache. Dann ist eine Kinderbibel eine Bibel in einfacher Sprache, die auch in anderen Situationen, vielleicht sogar in der Seniorenarbeit einsetzbar ist. Die Stimme von Jürgen von der Lippe dürfte gerade bei der älteren Generation dann auch bekannt vorkommen.

Papst antwortet den Kindern, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016

Zu: Lieber Papst Franziskus, Der Papst antwortet auf Briefe von Kindern aus aller Welt, Von Papst Franziskus und den Kindern dieser Welt in Zusammenarbeit mit Antonio Spadaro SJ, aus dem Englischen von Elisabeth Liebl, Kösel Verlag, München 2016, Bilderbuchformat, ISBN 978-3-466-37180-8, Preis: 16,99 Euro

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Ganz ohne lange Vorrede beginnt das Buch auf Seite 6/7 mit der Dokumentation eines Kinderbriefs links und der Antwort des Papstes rechts. Dieses Format wird beibehalten, so dass jedem Kind eine Doppelseite gehört. Auf der linken Seite ist je eine schmale Spalte mit dem Foto des jeweiligen Kindes, einige Informationen dazu wie Name und Herkunftsland und der deutsche Text des Briefes in Druckschrift. Den größeren Teil der linken Seite nimmt der Brief des Kindes ein, einfach in Kopie in der originalen Sprache und Handschrift sowie der handgemalten Bilder. Die Kinderbriefe kommen aus Portugal, Kenia, der Dominikanischen Republik, Kanada, Großbritannien, den Niederlanden, China, Albanien, Peru, Belgien, Argentinien, den Philippinen, den USA, Syrien, Irland, Nicaragua, Brasilien, Australien, Simbabwe, Indien, Singapur, Polen, Nigeria und Russland.  „Papst antwortet den Kindern, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016“ weiterlesen

Immer schön langsam! Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016

Zu: Winfried Hille: SLOW, Die Entscheidung für ein entschleunigtes Leben, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2016, ISBN 978-3-579-08627-9, 191 Seiten, 17,99 Euro

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Winfried Hille kennt den Stress der Wirtschaft aus eigener Erfahrung. Doch nach einiger Zeit wechselte er vom Management in den Journalismus. Im Verlag Hille Medien erscheinen die Zeitschriften „bewusster-leben“ und „vegetarisch glücklich“. Bereits in der Ausgabe 3/2015 von „bewusster leben“ wurde das Konzept SLOW vorgestellt (siehe Homepage: www.bewusster-leben.de).  „Immer schön langsam! Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016“ weiterlesen

Das Trauma wird weitergereicht, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016

Zu: Matthias Lohre: Das Erbe der Kriegsenkel, Was das Schweigen der Eltern mit uns macht, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2016, 256 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-579-08636-1, Preis: 19,99 Euro

Das Erbe der Kriegsenkel von Matthias Lohre
Das Erbe der Kriegsenkel von Matthias Lohre

Der Journalist Matthias Lohre, dessen Foto auf dem hinteren Buchumschlag abgebildet ist, ist ein bekanntes Gesicht aus dem Fernsehen, wie ich meine. Er hat aus unterschiedlichen Ländern und Perspektiven berichtet. Sein Schwerpunkt ist politischer Journalismus, früher bei der taz und jetzt bei der ZEIT. Das Buch hingegen greift ein eher psychologisch-persönliches Thema auf, die Weitergabe von Erlebnissen und deren seelische Auswirkungen in die nächsten Generationen. Bei kaum einem Thema wird deutlicher, wie sich politische Ereignisse und Verhältnisse mit persönlichen verbinden wie bei einem Krieg und seinen traumatisierenden Erfahrungen. „Das Trauma wird weitergereicht, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016“ weiterlesen

Lenas Traumreise, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2015

Zu: Traumflieger, Lena schreibt Briefe an Gott, gelesen von Christopher Groß mit Musik von Isgaard, 3 Audio-CDs und ein Booklet, Koros Nord, Bad Zwischenahn 2015, ISBN: 9783945908020, Preis: 17,99 Euro

CD Cover Jando Traumflieger

Benny Buxbeutel, der Hovawart, liegt auf dem Fußende von Lenas Bett, obwohl die Eltern das nicht wollen. Lasse schreibt in einem Schulaufsatz, dass er seinen frühverstorbenen Vater wiedersehen möchte. Lena schreibt daraufhin Briefe an Gott, die sie auf die Fensterbank legt. Die Taube Anastasia klopft ans Fenster und übermittelt die Antwort. Der Wal Schnorchi, eigentlich ein Stofftier, beweist erstaunliche Wandlungsfähigkeit. Die Geschichte von Lasse und Lena beginnt für die Hörerinnen und Hörer in einem Leuchtturm einer fiktiven ostfriesischen Insel, wo ein bärtiger Leuchtturmwärter aus einem alten Buch vorliest.

Diese und viele andere Motive lassen das Buch klar in den Bereich der Kinderbücher einordnen, die sich am Vorbild der Märchen orientieren. Doch wer glaubt, das (Hör-) Buch „Traumflieger“ sei ein reines Kinderbuch, muss sich getäuscht fühlen. Der Autor Jando (Bad Zwischenahn) hat hier wie schon im Buch „Sternenreiter“ eine Vielzahl von weisheitlichen Gedanken eingebaut, die hier meist als Botschaft der beteiligten Personen ausgesprochen werden. Ich muss allerdings zugeben, dass diese Sprüche hier sehr gut integriert sind und als gezielten Botschaften nicht sofort zu erkennen sind.

Trotzdem gibt es diese inhaltliche Ebene, so dass das Buch einfach sehr viel mehr ist als ein schlichtes Märchen. Erwachsene und Jugendliche können das Buch als Parabel für eine (pseudo-)religiöse Wahrheit lesen, die den Wert von Traum und Phantasie für das menschliche Leben darstellen will.Die Geschichte ist auch auf dieser Ebene schlüssig. Eine Ausgangssituation wird in eine Endsituation verändert durch „Traumflieger“.

Die Aufnahme der CDs ist professionell. Die Sprechweise von Christopher Groß, ist sachlich klar und schuldet alles so, wie es ist, ohne künstliche Überbetonung. Der Übergang zwischen Realität und Phantasie ist ohnehin fließend. Dafür sorgt auch die Musik von Isgaard, die mehr als eine Zugabe ist.