Ostern, wie es gewesen sein könnte, Leserbrief, Christoph Fleischer, Welver 2019

Der folgende Leserbrief bezieht sich auf einen Artikel im Deutschen Pfarrerblatt 4/2019, ist aber m. E. auch ohne Kenntnis dieses Artikels lesbar.  Wer Ergänzungen oder Korrekturen dazu einbringen möchte, ist herzlich zur Kommentierung auf dem Blog eingeladen.

Leserbrief zum Artikel „Ostern – Jesus in neuem Licht“ von Ernst Vielhaber, Deutsches Pfarrerblatt Heft 4/2019 (Christoph Fleischer):

Die Kreuzigung des Messias ist das Ereignis, die Auferstehung seine weitergehende Deutung und, wie es der sog. Missionsbefehl ja auch zeigt, Impuls zur Nachfolge und Bildung von Gemeinschaften. Die Deutung der Auferstehung von 1. Korinther 15 als eines geistlichen Leibes, keiner Wiederbelebung des Körpers ist nicht nur sachgemäß, sondern historisch auch eine ältere Tradition als die der Evangelien.

Meine Gedanken gehen nach der Lektüre einiger jüdischer und judaistischer Schriften noch etwas weiter. Ich verzichte hier auf die entsprechenden Stellennachweise.

Als Indiz dient für mich die sogenannte Auffindung des Kreuzes im dritten bzw. vierten Jahrhundert durch Helena, der Mutter des Kaiser Konstantin. Da über der heiligen Stätte ein römisches Heiligtum errichtet worden ist, war das Areal überbaut und konnte 300 Jahre unberührt bleiben. Dort steht heute die Grabeskirche in Jerusalem. Der Ort des Grabes und des Kreuzes befinden sich beide im Bereich dieser Kirche und sind so sehr nahe beieinander.

Auch jüdische Zeugnisse bezeugen die Richtigkeit dieser räumlichen Nähe. Damals lag der Kreuzigungshügel direkt an einem Gräberfeld außerhalb der Altstadt. Berichte, dass Gekreuzigte am Tag vor dem Sabbat vorübergehend in Privatgräbern untergebracht wurden, sind plausibel und werden durch die Kreuzigungsgeschichte Jesu bestätigt. Jedenfalls wurde streng darauf geachtet, dass Gekreuzigte nicht über den Ruhetag am Galgen verblieben.

Hinzu sollte die Beobachtung kommen, die in den Evangelien möglich, wenn auch in der späteren Tradition verdrängt worden ist: Jesus war kein Superstar, sondern am Tag der Kreuzigung einer von vielen bzw. mehreren. Massenhinrichtungen in Form von Kreuzigungen erscheinen mir eher bei politischen Konflikten oder Unruhen plausibel, d.h. wenn die Bestrafung besonders sichtbar sein sollte. Ich frage mich schon länger, wieso bislang niemand (?) den bei Josephus erwähnten Pilgeraufstand mit der Kreuzigung Jesu in Verbindung bringt.

Da die Kreuze in einer Reihe standen, waren jeweils zwei Hingerichtete neben ihm. Wer aber sagt, dass diese die einzigen waren, wie es die meisten Kreuzigungsgemälde darstellen?

Am Abend des Sabbattages war der Feiertag ja schon vorüber, bei uns Samstagabend. Erst nach dem Sabbat wurden die Leichname der Hingerichteten in das für Hingerichtete vorgesehene Massengrab gebracht, das sich in der Nähe des Kreuzigungshügels befand. (Die Identifizierung des sog. Gartengrabes mit dem Grab Jesu ist also hinfällig). Nur die Freunde und Verwandten Jesu wussten das nicht und haben einen Leichenraub vermutet. Dass das Grab in der morgendlichen Frühe des ersten Tages der Woche bereits geräumt war, war den aus Galiläa stammenden Frauen (bzw. den Evangelisten) nicht bekannt, die noch zum jüdischen Privatgrab gingen, um den Leichnam Jesu zu salben.

Diese Skizze beruht auf einer Kombination der aus den Evangelien bekannten Überlieferungen mit historischen Zeugnissen und Überlieferungen, wie z. B. bei Josephus.

Was ansonsten über die Auferstehung zu sagen ist, hat Ernst Vielhaber plausibel zusammengefasst. Ergänzend sollte man sich vielleicht fragen, welche Märtyrerverehrung die judaistischen Christinnen und Christen mit der Hinrichtung Jesu verbanden. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und mich fragen, ob sich die Osterverkündigung der Evangelien nicht sogar mit der judenchristlichen Deutung verbinden lässt, in der der Tod Jesus mit dem Untergang des Volkes Israel im Jahr 70/71 parallel zu deuten ist.

Das Bekenntnis zum Auferstandenen wäre dann die subversive Deutung der Auferstehung des Gekreuzigten als Vorstellung für die Auferstehung des Judentums, wie sie ja später dann auch erfolgt ist.

Die mehr individualistische Deutung, die das Christentum geprägt hat, wäre parallel dazu im Bereich des „heidenchristlichen“ Judentums erfolgt, das man besser das hellenistische Judenchristentum nennen sollte. Man sollte einmal vor dem Hintergrund dieser zugegeben konstruktiven Deutung die Schriften der apostolischen Väter lesen, wie z. B. die Abendmahlsworte der Didache, wo es um die Sammlung der ausgestreuten Früchte geht, also um die Heimkehr der Diaspora.

Es geht also nicht nur darum, die antijudaistischen Spuren der christlichen Tradition in den biblischen Schriften aufzuspüren, sondern auch darum, ihre ursprüngliche Lesart zu rekonstruieren. Eine spannende Arbeit für die Theologinnen und Theologen der Zukunft.

„Integrales Christentum“ – quergelesen, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2018

Zu: Marion Küstenmacher: Integrales Christentum, Einübung in eine neue spirituelle Intelligenz, mit Illustrationen von Werner Tiki Küstenmacher, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2018, gebunden, 445 Seiten, ISBN: 978-3-579-08547-0. Preis: 24,00 Euro

Zunächst möchte ich einen Eindruck mitteilen: Marion Küstenmacher, Lektorin und Autorin mehrerer Bücher über Mystik und Spiritualität, lässt neben der Darstellung des „integralen Christentums“ immer wieder ein zweites Thema mitlaufen, dem wir sicherlich auch ihr unermüdliches Engagement verdanken. Dieses Thema ist die Sorge um das Christentum in Kirche und Gesellschaft in Gegenwart und Zukunft. Sie gibt sich dabei eine Art Schiedsrichterrolle, die ihr aber steht, wenn sie etwa schreibt: „Die fehlende Abendmahlgemeinschaft der beiden großen Konfessionen verletzt Jesu Botschaft und Liebe fundamental und ist durch nichts zu entschuldigen.“

Bereits in diesem Zitat leuchtet auf, dass sie nebenbei immer mal mit Jesu Leben und Botschaft argumentiert, die für sie in Liebe und Toleranz gipfelt. Doch da diese Frage nach Jesus nur ein Querschnittsthema ist, wird sie argumentativ nicht ausdifferenziert, was wohl auch dem Bemühen geschuldet ist, für verschiedene christliche Standpunkte Anschlussfähigkeit zu signalisieren.

Die Lehre des Buches signalisiert hingegen zunächst Distanz zum Christentum. Hier ist zuerst die Rede von Holons und Quadranten, Grundannahmen der Entwicklungspsychologie und der Kommunikationsforschung.

Aus Auffassung von Holons ist recht hilfreich, weil sie aufzeigt, dass die dann folgende und aus „Gott 9.0“ bekannte Stufenlehre dadurch auf Durchlässigkeit hin formatiert ist. Die stufen sollen also kein Pyramidenmodell eines Aufstiegs bezeichnen. Sondern vielleicht eher wie Segmente eines Kreises wirken, die sich immer auch miteinander denken lassen. Ob die von Ken Wilber übernommene Argumentation nicht trotzdem zum Teil evolutionär argumentiert und damit eine Art Fortschrittsgedanken enthält, sei dahingestellt. Immer wieder schlägt auch eine Art Hierarchie durch, so dass das Konzept „integrales Christentum“ auf mich doch wie eine Art postmoderner Metaphysik wirkt, die sich nicht in einem Entwicklungsmodell der Religionspsychologie erschöpft.

Um die Stufenlehre hier kurz zu skizzieren, zitiere ich eine Tabelle in Kurzform:

  • Beige – archaisch
  • Purpur – magisch-animistisch
  • Rot – impulsiv-egozentrisch
  • Blau – absolutistisch
  • Orange – aufgeklärt-demokratisch
  • Grün – relativistisch-pluralistisch
  • Gelb – systemisch-synthetisch
  • Türkis – integral-holistisch
  • Koralle – super integral

Meine Frage an das Buch ist, ob die Bemühung um Unterscheidung und Abgrenzung mit dem Bestreben nach Zusammenschau und Ergänzung zusammengehört. Dafür mache ich nun im Buch einen großen Sprung und lese das Kapitel über die Bibel, Teil 1: „Die Bibel als Buch der Gotteserfahrungen“.

Die Farben Beige und Purpur werden nur ganz knapp behandelt.

  • Beige: Es handelt sich dabei um das Bedürfnis nach Segenshandlungen oder Bibelworte als Bestätigung: „Menschen in höchster Not klammern sich an ein Bibelwort, das ihnen plötzlich in den Sinn kommt.“
  • Purpur: Hier geht es vor allem um die Wunder. Diese Einstellung sieht allgemein gesagt in der Bibel ein magisches Objekt.
  • Rot: Schon etwas ausführlicher erklärt dieser Abschnitt das Ziel der Bibellektüre als „heroisches Manifest religiöser Selbstbehauptung“.
  • Blau: Der Abschnitt Blau tendiert dazu, die Vereinheitlichung der Bibel als Kanon zu thematisieren. Hier kommt die Erfindung des vierfachen Schriftsinns und die „lectio divina“ zum Tragen, Methoden der Bibellektüre, die recht einfach vom Bibeltext zur Anbetung führen.
  • Orange: Die historische Exegese bringt die religiöse Resonanz der Bibel zum Schweigen und trägt zur Erosion des Glaubens bei. Das ist insofern fatal, weil die Ergebnisse der Exegese im Blick auf die Texterforschung phänomenal sind. Faktisch bleibt durch diese Ignoranz die mythische Bibeldeutung in der Kirche dominant. Wer andere Ansprüche hat, wird heimatlos.
  • Grün: Die Überwindung der historisch-kritischen Exegese geschieht hier durch eine gruppendynamische Ebene, die erfahrungsorientiert ist. Dies kann ein Zitat verdeutlichen, in dem Marion Küstenmacher von einem interreligiösen Bibliodrama berichtet: „Meine christliche, damals noch mehr von […] Theologie geprägte Sicht auf den Text als Sündenfall wurde durch die Interaktion mit einer jüdischen Mitspielerin in Exodusmut verwandelt: Wir waren plötzlich keine Sünder mehr […].“
  • Gelb: Die Stufe Gelb weist auf eine andere Spur der Bibel. Gelb liest die Paradoxien der Bibel als Herausforderungen, die zur „Möglichkeit authentischer spiritueller Erfahrung“ führt. Jesus und Paulus werden als Mystiker gelesen.
  • Türkis: Kurz gesagt durch ein Zitat: „Die Bibel ist ‚eine Lichterkette weitergesagter Gotteserfahrungen‘ (Jörg Zink).
  • Koralle: Fehlanzeige. Diese Stufe wird hier nicht ausgeführt. Dies zeigt mir eine Problemanzeige, die darin liegt, dass die Ausdifferenzierung der letzten drei Stufen offensichtlich nicht ganz funktioniert. Zwischen „spirituellen Erfahrungen“ und „Gotteserfahrung“ liegt kein wirklicher Unterschied. Vermutlich ist „systemisch“ und „integral“ in praktischer Hinsicht nicht zu unterscheiden. Aus Gott 9.0 wird hierdurch Gott 7.0.

Fazit: Ich würde jetzt zurückgehen und mir die Darstellung der einzelnen Farbabschnitte einmal genauer ansehen, allerdings mit der kritischen Frage, ob es sich letztendlich wirklich um 9 Stufen handelt. Neben der Frage, ob es zwischen den Stufen 7 und 9 eine grundsätzliche Differenzierung gibt, scheinen mit auch die ersten beiden Stufen die beiden Seiten einer Medaille darzustellen, eines magischen Verständnisses, dass dann dem Text gegenüber zu solchen Bedürfnissen nach Schutz und Bestätigung führt. Weiterhin scheint mir der Abschnitt Orange mit seiner rational-kritischen Frageform im Grundansatz nun herauszufallen, anstelle ihn auch als Voraussetzung für weitere Stufen anzusehen. Konkrete Formen integraler Exegese wären dann auch noch zu entwickeln.

Predigt zu Jeremia 23 mit Zitaten von Dietrich Bonhoeffer aus dem Buch „Nachfolge“ (1937), Christoph Fleischer, Welver 2018

Die Predigt über Jeremia 23, 16 – 29 wird am 1. Sonntag nach Trinitatis in Neuengeseke gehalten.

 

16 So spricht der HERR Zebaoth:

Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen!

Sie betrügen euch, sie verkünden euch Gesichte aus ihrem Herzen und nicht aus dem Mund des HERRN.

17 Sie sagen denen, die des HERRN Wort verachten: Es wird euch wohl gehen – und allen, die im Starrsinn ihres Herzens wandeln, sagen sie: Es wird kein Unheil über euch kommen.

18 Aber wer hat im Rat des HERRN gestanden, dass er sein Wort gesehen und gehört hätte? Wer hat sein Wort vernommen und gehört?

19 Siehe, es wird ein Wetter des HERRN kommen voll Grimm und ein schreckliches Ungewitter auf den Kopf der Gottlosen niedergehen.

20 Und des HERRN Zorn wird nicht ablassen, bis er tue und ausrichte, was er im Sinn hat; zur letzten Zeit werdet ihr es klar erkennen.

21 Ich sandte die Propheten nicht, und doch laufen sie; ich redete nicht zu ihnen, und doch weissagen sie.

22 Denn wenn sie in meinem Rat gestanden hätten, so hätten sie meine Worte meinem Volk gepredigt, um es von seinem bösen Wandel und von seinem bösen Tun zu bekehren.

23 Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?

24 Meinst du, dass sich jemand so heimlich verbergen könne, dass ich ihn nicht sehe? spricht der HERR. Bin ich es nicht, der Himmel und Erde erfüllt? spricht der HERR.

25 Ich höre es wohl, was die Propheten reden, die Lüge weissagen in meinem Namen und sprechen: Mir hat geträumt, mir hat geträumt.

26 Wann wollen doch die Propheten aufhören, die Lüge weissagen und ihres Herzens Trug weissagen

27 und wollen, dass mein Volk meinen Namen vergesse über ihren Träumen, die einer dem andern erzählt, so wie ihre Väter meinen Namen vergaßen über dem Baal?

28 Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume; wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht.

Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen? spricht der HERR.

29 Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?

Foto: Niklas Fleischer (c)

Liebe Gemeinde,

diese Worte aus dem Buch des Propheten Jeremia kommen zu uns aus einer alten, längst vergangenen Zeit. Das einzige, was man sich vielleicht ins Gedächtnis rufen sollte: Die Propheten sind die Verkünder des Wortes Gottes. Sie halten den Glauben an den lebendigen Gott wach, der Himmel und Erde geschaffen hat, der das Volk Israel in seinen Bund berufen hat und der es aus der Knechtschaft herausgerufen hat in die Freiheit und in das Land, das ihnen versprochen worden ist. „Predigt zu Jeremia 23 mit Zitaten von Dietrich Bonhoeffer aus dem Buch „Nachfolge“ (1937), Christoph Fleischer, Welver 2018“ weiterlesen

„Die teure Gnade“, Dietrich Bonhoeffer (Reprint), hrsg. von Christoph Fleischer, Welver 2017

Die teure Gnade (Dietrich Bonhoeffer, Nachfolge, Ausgabe München 1982, Nachdruck von 1937, S. 13 – 27, gemeinfrei aus dem Originaltext)

Vorbemerkung: Mir ist bei der Vorbereitung über den Predigttext Jeremia 23, 16 – 29 aufgefallen, dass für die aktualisierende Auslegung des Jeremia die Unterscheidung zwischen billiger und teurer Gnade in Frage kommt. Das hat zudem den Vorteil, dass bei der Unterscheidung zwischen richtigen und falschen Propheten nicht vorschnell irgendwelche Steine aus dem Glashaus geworfen werden. Das Kriterium, das Jeremia an den falschen Prophet anlegt, ist neben der Frage, ob er Träume, eigene Gedanken oder das Wort Gottes predigt, die Tatsache, dass die falschen Propheten den Menschen nach dem Mund reden und ihnen das Heil Gottes zusagen, egal ob ihr Leben dazu passt oder nicht. Um hier nicht in das Lager der Gesetzesorientierung abzurutschen hilft allein die Unterscheidung zwischen billiger und teurer Gnade nach Dietrich Bonhoeffer. Es ist das erste Kapitel des Buches „Nachfolge“ (1937). Die Texte dieses Buches dokumentieren Vorträge und Bibelarbeiten, die Dietrich Bonhoeffer im Predigerseminar Finkenwalde gehalten hat. 

Foto: Niklas Fleischer (c)

Billige Gnade ist der Todfeind unserer Kirche. Unser Kampf heute geht um die teure Gnade.

Billige Gnade heißt Gnade als Lehre, als Prinzip, als System

Billige Gnade heißt Gnade als Schleuderware, verschleuderte Vergebung, verschleuderter Trost, verschleudertes Sakrament; Gnade als unerschöpfliche Vorratskammer der Kirche, aus der mit leichtfertigen Händen bedenkenlos und grenzenlos ausgeschüttet wird; Gnade ohne Preis, ohne Kosten. Das sei ja gerade das Wesen der Gnade, daß die Rechnung im voraus für alle Zeit beglichen ist. Auf die gezahlte Rechnung hin ist alles umsonst zu haben. Unendlich groß sind die aufgebrachten Kosten, unendlich groß daher auch die Möglichkeiten des Gebrauchs und der Verschwendung. Was wäre auch Gnade, die nicht billige Gnade ist?
Billige Gnade heißt Gnade als Lehre, als Prinzip, als System; heißt Sündenvergebung als allgemeine Wahrheit, heißt Liebe Gottes als christliche Gottesidee. Wer sie bejaht, der hat schon Vergebung seiner Sünden. Die Kirche dieser Gnadenlehre ist durch sie schon der Gnade teilhaftig. In dieser Kirche findet die Welt billige Bedeckung ihrer Sünden, die sie nicht bereut und von denen frei zu werden sie erst recht nicht wünscht. Billige Gnade ist darum Leugnung des lebendigen Wortes Gottes, Leugnung der Menschwerdung des Wortes Gottes. „„Die teure Gnade“, Dietrich Bonhoeffer (Reprint), hrsg. von Christoph Fleischer, Welver 2017“ weiterlesen

Religion im Gedicht, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2018

Zu: Das Gedicht, hrsg. Von Anton G. Leitner und José F. A. Oliver, #25, Jubiläumsausgabe, Ein Vierteljahrhundert Das Gedicht, Religion im Gedicht, Anton Leitner Verlag, Weßling bei München 2017, 224 Seiten einschließlich Werbung, ISBN 978-3-929433-82-1, auch als e-Book erhältlich, Preis: 14,00 Euro

Es ist interessant und wichtig, dass die Religion zunächst formal gesehen einen so hohen Stellenwert hat, dass die Jubiläumsausgabe von „Das Gedicht“ diesem Thema gewidmet ist.

Die fortlaufende Lektüre hat mich allerdings wenig inspiriert. Es scheint, als müsse sich ein Lyriker, eine Lyrikerin an Religion abarbeiten.

Die Gedichte im Hauptteil sind offenbar in erster Linie dem Abschied von der Religion gewidmet, der doch in einer säkularen Gesellschaft längst erledigt sein müsste. Die Religion, so gewinnt man den Eindruck, hat hier beinahe die Funktion eines Schützenfestadlers, der alljährlich wieder aufsteht, um von den Schützen regelrecht zerlegt zu werden. „Religion im Gedicht, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2018“ weiterlesen