Mit Humor von Gott reden, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2019

Zu:
Jan-Christof Scheibe: Ogottogott – Wie glaubt man und wenn ja, warum? Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2018, Softcover, 252 Seiten, ISBN 978-3-579-08701-6, Preis: 18,00 Euro

Der Inhalt dieses Buches ist sicherlich nicht identisch mit dem ähnlich betitelten Bühnenprogramm des Imperial-Theaters Hamburg, (https://www.imperial-theater.de/scheibe-ogodd-ogott/, vom 15.01.2019). Im Buch hat Jan-Christof Scheibe wohl eher sein Hintergrundmaterial zusammengestellt. Trotzdem zitiere ich mal einen Satz aus der Ankündigung des Stücks im Imperial Theater, Hamburg, Reeperbahn 5): „Wozu das Ganze? Gibt es ihn denn nun, den EINEN? Und wie ist er drauf? Wer kennt den Weg zu ihm – Yoga-Guru, Tauchlehrer, Google Plus oder „Grüß Gott, Herr Pfarrer“? Sind Atheisten ohne Glauben, oder glauben sie das nur? Scheibe sucht Gott, sucht Wege aus der religiösen Beziehungskrise.“ (Link s. o.)

Mit diesen Sätzen ist der Duktus des Buches ebenfalls richtig skizziert. Anders gesagt: Moderne Religionsphilosophie ist subjektiv geprägt und liefert kein einfaches Zurück zur vormodernen Religion, sucht aber immer auch nach neuen Wegen zu Gott.

Jan-Christof Scheibe ist der Sohn kirchenverbundener und musikalischer Eltern und Enkel zweier evangelischer Pfarrer; da liegt die Frage nach Religion vor der Tür.

Doch jede moderne Biografie beginnt mit dem Zweifel. So nimmt das Buch dort seinen Ausgangspunkt und geht einen Denkweg von der Aufzählung vieler Gründe gegen die Religion, über die Relativierung des Atheismus zu dem Bewusstsein, dass etwas fehlte, wenn es keine Religion gäbe.

Die Weltreligionen sind im Blick, wie auch Esoterik und die Mormonen. Wenn alle tausend Religionen der Welt ein gemeinsamer Kern verbindet, dann findet Scheibe zu einem eigenen Perennialismus (ohne das Wort zu verwenden) und formuliert einen Katalog gemeinsamer Sätze wie „Es gibt einen Sinn im Leben“ und andere Aussagen.

Zum Schluss kommt er wieder zur eigenen Religion zurück, die nun aus kritischer Distanz eher positiv gesehen wird. Er wendet sich daher am Ende des Buches an protestantische Religionsvertreter und macht einige Vorschläge zur Verbesserung der christlichen Religionsausübung. Es überrascht daher nicht, dass diese Best-Practice-Tipps in manchen Kirchen sicherlich schon einmal ausprobiert worden sein dürften.

Vielleicht ist das aufgehübschte Christentum am Ende doch nicht so ganz schlecht, wie es am Anfang aussah. Zu diesem Glauben gehört in der modernen Gesellschaft der Zweifel notwendig dazu und auch die Toleranz, denn auch die anderen Religionen können nicht so ganz falsch liegen. Die Vielfalt der Religionen stellt die eigne Wahrheit nicht in Frage, sondern ist eher ein Zeichen menschlichen Reichtums.

Das Buch von Jan-Christof ist kein philosophisches oder theologisches Fachbuch, aber ein vom subjektiven Standpunkt aus gedachter Weg durch die Themen der Religionsphilosophie, unterhaltsam formuliert, von eigener Betroffenheit aus gedacht und zugleich fundiert mit zuletzt sogar dem Aufzeigen von Perspektiven und Verbesserungsvorschlägen. Der Skeptiker findet seinen biografischen Ursprung ohne den Zweifel ganz aufgeben zu müssen. 

Besinnlich den Advent begehen, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2018

Zu: Fabian Brand: Sehnsucht, Sinn und Stille Nacht, 24 mal Hoffnung im Advent, Neukirchener Verlagsgesellschaft, Neukirchen-Vluyn 2018, ISBN: 978-3-7615-6538-4 (Print), www.neukirchener-verlage.de, Preis: 9,99 Euro


Der katholische Theologe Fabian Brand veröffentlicht nun schon das zweite Adventsbuch im eher evangelischen oder sogar evangelisch-reformierten Verlag aus Neukirchen-Vluyn. Dieses Adventsbuch hat im Verlag schon Tradition, wie z. B. die zuvor erschienen Bücher von Hanna Buiting zeigen.

Nun also die Frage: Was ist das Besondere am Buch von Fabian Brand, der wie schon zuvor für jeden Tag im Advent vom 1. bis 24. Dezember eine kurze Besinnung vorlegt. Jede Besinnungsandacht beginnt in der Überschrift mit dem Wort „Sehnsucht“. Hiermit wird in der Bevölkerung noch mehr und anders gefragt, als die kirchliche Verkündigung mitteilen, nämlich nach der Sehnsucht nach Sinn, Heimat, Liebe, Freiheit, Trost, Geborgenheit, Hoffnung, Treue usw. Hiermit wird die Botschaft der Bibel im menschlichen Alltag verortet.

Besonders interessant, aber nicht überzogen, ist der sporadische Bezug zum heutigen Israel, das aber gleichwohl nicht idealisiert wird. Der Klappentext sagt, dass der noch recht junge Fabian Brand auch in Jerusalem studiert hat und somit eine persönliche Erfahrung mit Israel einbringen kann.

Vielleicht kann man zwei Sätze ans Ende dieser Rezension setzen, die sich in der abschließenden Weihnachtsandacht finden: „Nimm dir Zeit, deiner Sehnsucht nachzugehen, dir deiner Hoffnungen bewusst zu werden. Nimm dir Zeit, ganz da zu sein, mit allem, was dich bewegt und bedrückt, dich freut und dich fröhlich macht.“

Diese Verortung wird im Titel eines anderen Buches von Fabian Brand ganz praktisch vollzogen: „Kirche, Bordell und Armenküche: 24 Orte adventlicher Hoffnung“ (Echter-Verlag)

Predigtentwurf zur Jahreslosung 2018, Christoph Fleischer, Welver 2018

Die Predigt zur Jahreslosung wird am 7.1.2018 in Bad Sassendorf gehalten

Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. Offenbarung 21,6

Jahreslosung im Verlag am Birnbach – Motiv von Stefanie Bahlinger, Mössingen, Hinweis: Die Predigt ist keine Bildmeditation zu diesem Motiv, Copyright des Bildes: https://www.verlagambirnbach.de

Liebe Gemeinde

In meiner Heimatstadt (Iserlohn) gab es eine Gaststätte mit Namen „Zur frischen Quelle“. Ich habe schöne Erinnerungen daran. Es gab dort aber kein frisches Wasser, sondern gezapftes Iserlohner Pilsener. Und es gab dort auch keine Quelle, sondern einen Zapfhahn. „Predigtentwurf zur Jahreslosung 2018, Christoph Fleischer, Welver 2018“ weiterlesen

Vom Durst – Jahreslosung 2018, Rezension, Christoph Fleischer, Welver 2017

Zu: Martina Walter (Hg.) / Martin Werth (Hg.): Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst (Offenbarung 21,6), Die Jahreslosung 2018 – Ein Arbeitsbuch mit Auslegungen und Impulsen für die Praxis, Neukirchener Verlag 2017, Softcover, ISBN: 9783761564615, Preis: 9,90 Euro

(C) Inge Heinicke-Baldauf

Vermutlich hat sich das Erscheinen des Standardbuches im Neukirchener Verlag verspätet. Das wäre auch verständlich, weil der bisherige Autor und Herausgeber Burkhard Weber vor einem Jahr gestorben ist.

Das Konzept des Buches trägt noch deutlich seine Handschrift, der Aufbau und die Praxisorientierung. Das Buch ist keinesfalls allein ein Predigtband über die Jahreslosung, sondern hat durchaus diverse Anwendungen in volkskirchlichen und freieren Formen der Verkündigung im Blick. „Vom Durst – Jahreslosung 2018, Rezension, Christoph Fleischer, Welver 2017“ weiterlesen

Die Weisheit des Königs Salomo, Teil 1, Christoph Fleischer, Welver 2015

Version 2

Das Buch „Weisheit“ ist Teil der Septuaginta, der griechischen Bibelübersetzung aus Alexandria, entstanden zur Zeit des Lebens Jesu, ohne dass es eine hebräische Fassung gäbe. Es ist wohl keine Übersetzung, sondern eher eine Nachahmung des Hebräischen, auch um der fiktiven Autorenschaft Salomos zu entsprechen, die man als Pseudepigrafie bezeichnet. Das Buch „Weisheit Salomos“ fehlt daher in vielen Bibeln z. B. der Lutherbibel, da es nicht zur hebräischen Bibel des Alten Testaments gehört. Die Einheitsübersetzung und die Apokryphen der Lutherbibel führen das in griechischer Sprache verfasste Buch auf (Anm. 1).

Möglicherweise hat es sogar einen größeren Einfluss auf die ebenfalls in griechischer Sprache verfassten Bücher des Neuen Testaments als unser Altes Testament, da es ein Teil der griechischen Bibelübersetzung, der Septuaginta war.  Viele Bibelzitate auch aus anderen „hebräischen“ Büchern sind der Septuaginta entnommen. Das griechische Neue Testament vermerkt allein 97 Zitate oder Anspielungen aus dem Buch sapientia salomis (Anm. 2).
Der erste Teil des Buches Weisheit ist in Gedichtform gehalten (Kapitel 1-9). Ich fasse die biblische Lyrik so auf, dass sie gesungen worden ist. Daher bringe ich meine biblischen Gedichte in eine gereimte Form, die sich ggf. auch vertonen ließe. Wie schon bei meinen Psalmengedichten, mache ich mir die Tatsache zu eigen, dass der hebräische Lyrikstil anstelle des Endreims den Parallelismus kennt. Diese Wiederholung in anderen Worten bringt keine neue Aussage, sondern wirkt in unseren Augen eher redundant (z. B. „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ Psalm 23). Die Gedichte reduzieren die Redundanz des Parallelismus auf eine Auswahl, die versucht, die Hauptaussage zu erfassen und zu aktualisieren. Diese wird sprachlich modern ausgedrückt, aber ohne den Dualismus aufzulösen. Den Gegensatz zwischen den Frevlern und den Gerechten, fasse ich nicht als Abgrenzung oder Sammlung von Vorurteilen auf, sondern das eigene Bemühen, sich nach der Maßgabe der Gerechtigkeit zu verhalten. Ich sehe darin eher die Ablehnung von Verhaltensweisen als von Menschen, denn jeder wird ja immer das auch in sich haben, was er oder sie ablehnt. „Die Weisheit des Königs Salomo, Teil 1, Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen