Ursprünge des christlichen Kultes im Judentum, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016

Zu: Jürgen Ebach: Das Alte Testament als Klangraum des evangelischen Gottesdienstes, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2016, gebunden, 368 Seiten, ISBN: 978-3-579-08242-4, Preis: 29,99 Euro

Schon der Bielefelder Alttestamentler Frank Crüsemann schrieb über die Wirkungsgeschichte des Alten Testaments bis ins Neue Testament hinein. Er bezeichnete dies als „Wahrheitsraum“. Anders im Buch von Jürgen Ebach. Ihm geht es um mehr als um eine biblische Quelle, die zudem noch zeitlich nah am historischen Alten Testament, der Bibel des antiken Judentums lag, sondern es geht ihm um die Fortsetzung des Alten Testaments bis in die heutige Praxis des Gottesdienstes hinein.

Der Begriff Klangraum soll eine Verstehenslinie verdeutlichen: „Der gegenwärtige evangelische Gottesdienst bringt in seinen liturgischen Elementen, seinen Wörtern, Worten, Motiven und Texten […] das Alte Testament zum Klingen und entfaltet sich weithin eben in diesem Klangraum.“ (S. 13). „Ursprünge des christlichen Kultes im Judentum, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016“ weiterlesen

„Kunst im öffentlichen Raum“ in Hamm: ein Verzeichnis – Pressemitteilung

Mehr als 350 Skulpturen, Reliefs, Brunnen und Denkmäler prägen gegenwärtig das Bild der Stadt Hamm. Die unter den Sammelbegriff „Kunst im öffentlichen Raum“ fallenden Kunstwerke hat das städtische Kulturbüro erstmalig in einem jetzt erschienenen Verzeichnis zusammengetragen, das unter hamm.de/kultur als PDF-Datei zum Download zur Verfügung steht. 

 

Cover der PDF Datei: Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Hamm

Danach finden sich Kunstwerke in allen sieben Hammer Stadtbezirken: vornehmlich auf Plätzen, in Grünanlagen, auf Friedhöfen, außen an Gebäuden und in deren Innenhöfen, aber auch auf dem Straßenpflaster und als von weitem zu sehende Landmarke. „„Kunst im öffentlichen Raum“ in Hamm: ein Verzeichnis – Pressemitteilung“ weiterlesen

Heiligabend Predigt 2016, Joachim Wehrenbrecht, Herzogenrath

Gott. Würde. Mensch. (Brot für die Welt, Plakat 2016)

Liebe Heilig Abend-Gemeinde,

wie schön war das als Kind, sich in der Wohnung oder draußen eine Höhle zu bauen, sich allein oder mit einem Spielkameraden darin zurück zu ziehen. Eine eigene Höhle war ein Hort der Geborgenheit. Hier war die Welt in Ordnung. Ein Fluchtort auch vor der Erwachsenenwelt, hier wurde geflüstert, das Laute war fern, hier wurden Geheimnisse ausgetauscht unter Kindern, hier kam kein Erwachsener hin. Eine Welt für sich, oft ein Provisorium nur für ein paar Stunden oder Tage bis die Höhle abgebaut wurde oder von selbst im Wald zerfiel.
Die Höhle als Rückzugsort, als Ort des unsichtbaren Werdens von Gedanken und Plänen, als Spielort, als Ort der Regression und Erneuerung, als Ort der Begegnung mit dem Unbewussten. Alte Kirchen haben diese Sehnsucht aufgenommen: nach Rückzug aus der lärmenden und fordernden Welt, nach Stille, nach Intimität, nach Eintauchen in eine Zwischenwelt, nach einem Ort für das Selbstgespräch, für das Flüstern mit Gott, nach einem Ort des sicheren Geborgenseins, wo die Sinne zur Ruhe kommen können. Viele alte Kirchen haben ein in Dunkel getauchtes Kirchenschiff, wo die Gläubigen in Zwiesprache mit Gott und ihrer Seele geschützt sind. Erst die Gotik mit ihren langen schlanken Fenstern brachte Licht in die Kirchen. Nun galt es zu sehen und gesehen zu werden. Die Klarheit der Form sollte der Klarheit des Glaubens entsprechen. Das Geheimnisvolle wurde verdrängt und suchte sich andere Wege. Weihnachten erinnert mich in diesem Jahr besonders an den Sehnsuchtsort Höhle. An das Bedürfnis nach Rückzug, nach einem geschützten Ort mehr denn je. Ich glaube, dass in der Feier von Weihnachten eine Chance liegt. Gott kann unsere Traumata heilen und uns von lähmender Angst befreien: „Fürchte dich nicht!“ „Heiligabend Predigt 2016, Joachim Wehrenbrecht, Herzogenrath“ weiterlesen

Predigt für die Heiligabendvesper, Lukas 2, 1-20, Christoph Fleischer, Welver 2016

Lukas 2, 1-20 (Lutherbibel 2017, Zur Lesung vorgetragen, der Gottesdienst ist Heiligabend um 18 Uhr in Bad Sassendorf)

1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. 2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.

4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, 5 auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. 6 Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. 7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. 9 Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. 13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

15 Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. 16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. 17 Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. 18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. 19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. 20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

 

Foto: Christoph Fleischer (c)

Liebe Gemeinde,

Aus aktuellem Anlass, der mal wieder ein Terroranschlag ist, diesmal in unserem Land, möchte ich der Predigt eine Bemerkung voranschicken: Die Gleichzeitigkeit von Angst und Freude, von Entsetzen und Zuversicht, von Gut und Böse, von Liebe und Hass ist nach den Anschlägen eine verwirrende Herausforderung. Wie wollen wir darauf reagieren, wenn unsere Gefühle so schnell wechseln müssen. Dazu schreibt der Theologe Dietrich Bonhoeffer in den letzten Kriegsjahren aus dem Gefängnis: „Demgegenüber stellt uns das Christentum in viele verschiedene Dimensionen des Lebens zu gleicher Zeit; wir beherbergen gewissermaßen Gott und die Welt in uns. Wir weinen mit den Weinenden und freuen uns zugleich mit den Fröhlichen; wir bangen um unser Leben, aber wir müssen doch zugleich Gedanken denken, die uns viel wichtiger sind als unser Leben. … Man muss die Menschen aus dem einlinigen Denken herausreißen – gewissermaßen als ‚Vorbereitung‘ bzw. ‚Ermöglichung ‚ des Glaubens, obwohl es in Wahrheit erst der Glaube ist, der das Leben in der Mehrdimensionalität ermöglicht.“ (Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, 25.05.1944)

Ich habe in der Kirche zur heutigen Predigt einige Hefte verteilt, einen Auszug aus der neuen Lutherbibel 2017. Vielleicht reicht es für jede Familie. Sie können ja die alte Tradition aufgreifen und zu Hause vor der Bescherung die Weihnachtsgeschichte lesen. Wir haben diesen Text gerade hier im Gottesdienst gehört und darauf bezieht sich die Predigt.

Sollen wir heute über die Hirten nachdenken oder über Maria und Josef, die irdischen Hauptpersonen der Geschichte von der Geburt Jesu? Oder sollen wir uns mal den zitierten Herrschergestalten widmen, dem Kaiser Augustus, dem Statthalter Quirinius von Syrien oder den Nachkommen des Königs David, die in der Königsstadt Bethlehem zu Hause sein sollen. Und was ist mit den Engeln, die doch auch einen ziemlich breiten Raum in der Geschichte einnehmen und die zu der sonst geschilderten irdischen Szene kaum passen, für das Verständnis jedoch unverzichtbar sind?

Für heute Abend habe ich mich dafür entschieden, da anzusetzen, wo es schwierig wird: Für aufgeklärte und rationale Menschen ist das Auftreten der Engel eine Provokation. Auch wenn eine große Versicherung mit dem Schutzengelmotiv wirbt, ist vielen die Erwähnung von Engeln in einem Gespräch suspekt. Selbst wenn man für einen Klinikaufenthalt einen kleinen Schutzengel bekommt, ist das noch kein Grund dafür, an Engel auch wirklich zu glauben. Engel, die gehören entweder auf Esoterikmessen oder auf Weihnachtsmärkte, was beides ja nichts Alltägliches ist. Trotzdem: Die Engelsbegegnung in der Weihnachtsgeschichte ist die Mitte, das Zentrum, kein reines Dekomotiv. Die Pointe des Textes, dass die Hirten in Bethlehem den neugeborenen Retter des Volkes finden, würde es ohne die Engelsszene nicht geben. Ich lese die Verse 9 – 12 noch einmal:

Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ „Predigt für die Heiligabendvesper, Lukas 2, 1-20, Christoph Fleischer, Welver 2016“ weiterlesen

Theothanatologie, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016

Zu: Peter Watson: Das Zeitalter des Nichts, Eine Ideen- und Kulturgeschichte von Friedrich Nietzsche bis Richard Dawkins, Aus dem Englischen von Amélie Barandis, C. Bertelsmann Verlag, Minden 2016, ISBN 978-3-570-10223-7, gebunden 768 Seiten, Preis: 29,99 Euro

Der Begriff „Theothanatologie“ kommt zwar in der Abhandlung des Autors, Wissenschaftlers und Journalisten Peter Watson (geb. 1943) erst auf Seite 487 vor, bestimmt hingegen den Inhaltsfaden eher als der zu Beginn behandelte Begriff des Nihilismus. Der ursprüngliche Untertitel hätte eigentlich in übersetzter Form lauten müssen: „Wie suchen wir das Leben nach dem Tod Gottes?“. Stattdessen ist in der deutschen Ausgabe im Untertitel nur von einer „Ideen- und Kulturgeschichte“ die Rede.

Es geht auch nicht um eine Geschichte des Atheismus, wie es die dort angezeigten Namen Nietzsche und Dawkins suggerieren, sondern es geht um die Erfahrung, dass der Glaube an Gott weitgehend verloren gegangen ist. Nicht der Kampf gegen den Atheismus ist die Ursache für dieses Vakuum, sondern eine Erfahrung im Kontext der Moderne, der mit dem Begriff Säkularisierung noch zu schwach bezeichnet würde. „Theothanatologie, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016“ weiterlesen