„Der Rest ist Rauschen“, Rezension von Markus Chmielorz, Dortmund 2021

Rezension zu: Raabe, M., (2021), Die letzten Stunden Walter Benjamins, Eine Rekonstruktion und eine Wanderung, Leipzig: Trottoir Noir, URL: http://www.trottoirnoir.de/?page_id=472, [2021-07-31]

Zeitgleich wird die Rezension auch hier veröffentlicht: http://frei-und-gleich.de/2021/08/01/der-rest-ist-rauschen/

 

334 Seiten, 323 Fußnoten, drei Teile, eine Vorbemerkung und ein Anhang, dazwischen eine Zeitspanne von kaum zwei Tagen, in denen dieser kleine Band mich in seinen Bann gezogen hat. Marcel Raabe ist Literaturwissenschaftler, Soziologe und Historiker, und nur aus diesem Dreiklang konnte dieser kleine Band so entstehen, wie er vor uns Leser*innen liegt.

 

Marcel Raabe macht es dem Rezensenten leicht, seine Rezension mit nur einem Wort zu beginnen und abzuschließen: Lesen!

 

Akribisch hat der Autor Quellen gesichtet und zusammengetragen, die das einlösen, was der Titel verspricht, in „Die letzten Stunden“ Walter Benjamins einzutauchen. Was so rational, mit einem scheinbaren Übergewicht an Kognition daherkommt: links, gerade Seiten, der Text des Buches und rechts, ungerade Seiten der „Fußnoten-„apparat, das entwickelt mit dem Verstreichen der erzählten Zeit und dem Verstreichen der Zeit, die die Lesenden brauchen, einen quasi mimetischen Sog. Kursiv gedruckt: Die erzählte Zeit der (abgebrochenen) Wanderung des Autors auf der Fluchtroute Walter Benjamins in umgekehrter Richtung, zurück vom katalanischen Portbou über die Ausläufer der Pyrenäen ins französische Banyuls-sur-Mer.

Foto: Markus Chmielorz

Der Autor ruft auf die Bühne: Walter Benjamin und Freund*innen, Fluchthelfer*innen, Weggefährt*innen, zufällig Beteiligte, Täter*innen und den langen Schatten des Faschismus, der sich todbringend über Europa und die Welt gelegt hatte. Und so spinnt er aus den Fäden der vielen Erzählungen einen Strang vom Morgen des 24. September 1940 bis zum Freitag, dem 27. oder Samstag, dem 28. September 1940, was mit der Grablegung endet (vorerst, denn danach beginnt die Geschichte davon, wie Benjamins Tod in die Welt kommt), beginnt mit Begegnung Walter Benjamins und seiner Fluchthelferin Lisa Fittko. Marcel Raabe macht Geschichte anhand seines akribischen Quellenstudiums plausibel: der Tod Walter Benjamins kein Mord, sondern eine Entscheidung für Suizid angesichts der für ihn ausweglosen Lage im katalanischen Grenzort (mehr soll an dieser Stelle nicht nacherzählt werden, um den Leser*innen die eigene geradezu kriminalistische

[Nach-]Arbeit zu ermöglichen); unterschiedliche Angaben über den Todeszeitpunkt verschiedenen bekannten und unerkannt gebliebenen Erzähler*innen geschuldet; Archive ziehen um, Spuren verlieren sich; aus Walter Benjamin wird Benjamin VValter (Abnm.: ein deutsches W gibt es im Spanischen nicht, d. Redakteur).

 

Auf Walter Benjamins Grabstein in Portbou, zu dem es gar kein Erdgrab gibt, auch nicht gab, steht: „Es ist niemals ein Dokument der Kultur, ohne zugleich ein solches der Barbarei zu sein.“ Ein Zitat Walter Benjamins, Über den Begriff der Geschichte. Benjamin zeigt sich darin als ein früher Vertreter des systemischen Denkens, der begriffen hat, dass diejenigen, die so gekonnt Kultur von Barbarei zu unterscheiden gewohnt sind, das eine nicht ohne das andere haben können. Was also gepflegt, bebaut und vereehrt werden will (die lateinischen Bedeutungen des Wortes „colere, von dem sich unser Wort „Kultur“ ableitet), schlägt um in Unmenschliches, Rohes, Grausames. Von dieser Grenze spricht Walter Benjamin, der seine letzte Grenze am Coll de Rumpisó in den Pyrenäen fliehend, mühsam, auf- und absteigend überschreitet. Hatte er da die (angebliche) Manuskriptaktentasche dabei, das Geschriebene, dessen Rettung ihm fast wichtiger war als seine eigene?

 

Hören wir zum Abschluss erst Marcel Raabe, dann Benjamin selbst und einen Nachruf von Berthold Brecht:

 

„Das Fragmentarische als Form ist eigentlich ein Resultat der Unterbrechung wie der Tod Benjamins einen Abschluss des Passagenwerks unterbrach.“ (S. 312)

 

„Aber die Lumpen, den Abfall: die will ich nicht inventarisieren, sondern sie auf die einzig mögliche Weise zu ihrem Rechte kommen lassen: sie verwenden.“ (Walter Benjamin, Das Passagen-Werk I, 576)

 

„WB

selbst der wechsel der

jahreszeiten

rechtzeitig erinnert

hätte ihn zurückhalten

müssen

 

der anblick neuer gesichter

und alter auch

 

neuer gedanken heraufkunft

und neuer schwierigkeiten“ (Berthold Brecht)

 

 

Marcel Raabe

http://www.marcelraabe.de

 

Meine Wanderung von Banyuls-sur-Mer nach Portbou im Februar 2015 auf der sogenannten Ruta Walter Benjamin

http://frei-und-gleich.de/2015/03/13/1473/ und

http://www.der-schwache-glaube.de/2015/02/19/walter-benjamin-biografische-notiz-markus-chmielorz-dortmund-2015/

 

Weitere Texte von Christoph Fleischer und mir zu Walter Benjamin

http://frei-und-gleich.de/2019/10/01/kafka-benjamin-brecht-1934/

http://frei-und-gleich.de/2019/08/11/mit-walter-benjamin-unterwegs-rezension/

 

Beide Texte auch hier

Die eingeschriebenen Spuren des Faschismus – Kafka, Benjamin und Brecht 1934, Markus Chmielorz, Dortmund 2019

Mit Walter Benjamin unterwegs, Rezension von Markus Chmielorz, Dortmund und Christoph Fleischer, Welver 2019

 

 

Bericht: Dürer war hier. Eine Reise wird Legende, Joachim Leberecht, Aachen 2021

 

18.07.21 – 24.10.21

Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen

500 Jahre später – Dürer

 zum Anfassen

190 Exponate

Die Räume sind bordeauxrot, dunkelgrün und dunkelblaugrau gestrichen. Es herrscht geschäftiges Treiben. Überall sind Handwerker, die der Ausstellung den letzten Schliff geben. Die Beleuchtung jedes Bildes wird digital ausgemessen, für die letzten Bilder, die noch aufgehängt werden müssen, werden Striche an die Wand gemalt. „Erst gestern Abend ist der berühmte Hieronymus (1521) von Albrecht Dürer aus Lissabon eingetroffen. In letzter Sekunde. Corona hätte uns beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht, doch der Direktor des Museum Nacional de Arte Antiga aus Lissabon durfte durch diplomatisches Geschick persönlich als Kurier das Bild nach Aachen bringen“, erzählt Peter van den Brink, Direktor und einer der Kuratoren der Ausstellung des Suermondt-Ludwig-Museums in Aachen. Über sieben Jahre lang hat er mit seinem Team die große Dürer-Ausstellung über Dürers niederländische Reise 1520/1521, die ihn auch anlässlich der Krönung Kaiser Karls des V. für drei Wochen nach Aachen führte, vorbereitet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Neben 20 Kupferstichen Dürers aus dem eigenen Haus werden 170 Leihgaben aus aller Welt, von namhaften Museen ebenso wie aus privaten Sammlungen, ausgestellt.

 

Bildnis der zwanzigjährigen Katharina

Gefragt nach seinem persönlichen Lieblingsbild, führt Peter van den Brink eine kleine Schar Interessierter zu einer auf den ersten Blick eher unscheinbaren Zeichnung Dürers. Es ist ein Porträt der zwanzigjährigen Katharina, eine zarte, rötlichbraun schimmernde Silberstiftzeichnung. Van den Brink ist ganz in seinem Element, er erklärt die Technik der Silberstiftzeichnung, bezeichnet Dürer als großen Künstler – wenn nicht den größten überhaupt –, der es versteht, die Gefühle der Porträtierten durch genaue Wiedergabe der Augen und der Mundpartie darzustellen. Ihn selbst berühre der leicht verschämte und zurückhaltende Ausdruck Katharinas. Darüber hinaus haben wir es hier mit dem ersten Gesichtsporträt einer jungen schwarzen Frau in Europa zu tun. Dürer lernte die junge Frau in Antwerpen kennen, wo er während seiner Reise mit seiner Frau Agnes wohnte. In die Kunstgeschichte ist das Bild unter dem Titel: „Die Mohrin“ eingegangen.

Foto: Bildnis Katharina

 

Das „schreib püchle“

Foto: schreib püchle

Grundlage für die Ausstellungskonzeption ist das „schreib püchle“, das der geschäftstüchtige Albrecht Dürer während seiner Reise in die Niederlande und ins Rheinland mit sich führte. Glücklicherweise sind neben akribisch aufgeführten Ausgaben und Einnahmen durch den Verkauf von Zeichnungen auch Treffen mit anderen Künstlern und Auftraggebern, Freunden und Personen des öffentlichen Lebens verzeichnet. Es ist im eigentlichen Sinn kein Reisetagebuch – die Ausstellungsmacher sprechen lieber von einem Rechnungsbuch – aber es ist bis heute eine Fundgrube für die Dürerforschung. Das Original ist bis auf eine Seite verloren gegangen, doch gibt es zwei Abschriften aus dem 16. Jahrhundert, die erhalten geblieben sind. Eine Abschrift aus dem Jahr 1550 befindet sich im Nürnberger Dürer-Archiv. Einige Seiten dieser Abschrift sind als digitale Version mit Übersetzung ins heutige Deutsch und Englisch in der Ausstellung aufbereitet worden. Insgesamt wäre eine stärkere multimediale Aufarbeitung und Vermittlung der Exponate wünschenswert: Besonders fehlt ein Audioguide als „Sehhilfe“, da doch vielen Besucherinnen und Besuchern die Bildsprache des 16. Jahrhunderts fremd sein dürfte. Peter van den Brink als ausgewiesener Kenner der Kunst des 16. Jahrhunderts hätte hier mit seinem Team noch mehr „Übersetzungsarbeit“ leisten können. Das Begleitheft zur Ausstellung enthält zwar detaillierte Einführungen zu allen Bildern, umfasst jedoch 170. Seiten und ist damit schlicht eine Überforderung für den Museumsgast.

 

Dürer und Erasmus von Rotterdam

Während seiner Reise traf Dürer den humanistischen Theologen Erasmus von Rotterdam und porträtierte ihn. Erasmus soll auf das Porträt erpicht gewesen sein – so van den Brink – doch zu seinem Unwillen hat er es nie ausgearbeitet aus Dürers´-Werkstatt zurückerhalten. Der Einfluss Erasmus und der sich ausbreitende Humanismus auf Dürer wird in der Ausstellung gut in Szene gesetzt. Dürers bekanntem Kupferstich Hieronymus im Gehäus (1514) hängt sein epochales Bild Derhl. Hieronymus im Studierzimmer (1521) gegenüber. Gleichzeitig zeigt die Ausstellung weitere Hieronymus-Bilder von niederländischen Künstlern, die sich von Dürers´ Hieronymusdarstellung inspirieren ließen. Dürers Bild, während seiner Reise in Antwerpen gemalt, zeigt Hieronymus im Halbporträt mit der Konzentration auf Gesicht und eine auf einen Totenschädel weisende linke Hand. Dieses biblisch-humanistische Memento-Mori (Ps 90,12) ist auf den Eintrittskarten und den Ausstellungsplakaten in Ausschnitten zu sehen.

Foto: dürer karl V. aachen

 

Dürer und Luther

Peter van den Brink weist darauf hin, dass in Dürers Rechnungsbuch die „Lutherklage“ enthalten war, wohl als Interpolation von Jacobus Probst, Präses eines kleinen Augustinerkonvents in Antwerpen, wie es Jeroen Stumpel in seinem Essay „Luther in Dürers Tagebuch“ nachzuweisen versucht (Ausstellungskatalog: Dürer war hier S. 121ff).

Albrecht Dürer wollte Luther persönlich aufsuchen, um einen Kupferstich von ihm zu machen. Dazu ist es vor seiner Abreise in die Niederlande 1520 nicht gekommen. In einem Brief an Spalatin schrieb Dürer über seine Wertschätzung Luthers: „Vnd hilf mir got, das jch zw doctor martinus luther kum, …., der mir aws grossen engsten geholfen hat.“ (nach Stumpel a.a.O. S. 125)

Dürer hat sich sehr für Luther und die Reformation interessiert. Er selbst war im Besitz mehrerer Schriften Luthers. Luthers Haltung zur Passion und sein „Sermon von der Betrachtung der heiligen Leiden Christi“(1519) waren ihm vertraut. (Siehe auch Dana E. Cowen in: Ausstellungskatalog, S.371ff)

Wie schon das Heironymusbild (1521) zeigt, führt der geistige Einfluss der Reformbewegungen zu einer neuen künstlerischen Produktivität mit traditionellen Bildmotiven. Da lässt sich besonders eindrucksvoll an den ausgestellten Zeichnungen Die Kreuzigung Christi 1521 und der „Querformatigen Passion“ ablesen.

 

Foto: Auschnitt aus Die Kreuzigung Christi (1521)

 

Der dicke Dürer

Die Kuratorinnen und Kuratoren nennen den Ausstellungskatalog liebevoll den „dicken Dürer“. Bei 680 Seiten und einem Gewicht von 4,5 kg wird da niemand widersprechen. Ursprünglich sollte der Katalog auf 500 Seiten begrenzt sein, doch Dank der Verschiebung der Ausstellung wegen der Pandemie und der daraus folgenden intensiven Homeoffice Arbeit – wie Peter van den Brink als Herausgeber humorvoll zum Besten gibt – wurde umso gründlicher am Ausstellungskatalog gearbeitet. 26 Essays namhafter Dürerkennerrinnen und -kenner führen in das Werk Dürers ein und machen dem in ausgezeichneter Bildqualität im Michael Imhof Verlag erschienenen Werk: „Dürer war hier“ und besonders dem Untertitel: „Eine Reise wird Legende“ alle Ehre.

Foto: Ausstellungskatalog

Joachim Leberecht (Text und Fotos)

Anmerkungen:

1  Jeroen Stumpel: Luther in Dürers Tagebuch,

in: Dürer war hier. Eine Reise wird Legende, Ausstellungskatalog, (Hg) Peter van den Brink, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2021, S.121ff

2  zitiert nach, siehe Anmerkung 1, S. 125

Offenbarung als Ausgang der Theologie? Notizen zu Franz Rosenzweig „Atheistische Theologie“, Christoph Fleischer, Welver 2021

Literatur: Franz Rosenzweig: Atheistische Theologie, in: Kleinere Schriften, Schocken Verlag, Jüdischer Buchverlag 1937, später auch als Band III, Franz Rosenzweig, gesammelte Werke.

Durch diesen Aufsatz wird Franz Rosenzweig im Jahr 1914 persönlich mit Martin Buber bekannt. Allerdings hat Buber den Aufsatz unveröffentlicht zurückgeschickt.

Auch die spätere Schriftensammlung „Zweistromland. Kleinere Schriften aus Religion und Philosophie“ (Philo Verlag 1926, jetzt als Reprint bei Amazon), die vollständig in die o. g. Ausgabe aufgeht, enthält den Aufsatz „Atheistische Theologie“ nicht.

Das Wort „Atheistische Theologie“ war bis dahin kaum bekannt, Franz Rosenzweig zeigt jedoch, was damit gemeint ist. Zunächst war mir selbst nicht klar, ob der Autor selbst eine solche „Theologie“ befürwortet oder sich davon abgrenzt, was wohl eher der Fall ist.

In den letzten vier Sätzen des Aufsatzes zeigt Franz Rosenzweig, dass die Zukunft weder im Christentum noch im Judentum in einer „atheistischen Theologie“ liegen kann, ohne damit allerdings die Ergebnisse der philosophischen Religionskritik in Frage zu stellen. Ausweg ist nun der Begriff „Offenbarung“ als „geschichtliche Tat“, die die „Geschichtlichkeit der Geschichte“ in Kraft setzt. (Ich habe das absichtlich so zitiert, um aufzuzeigen, dass diese positive Theologie immer von ihrer Definition abhängig ist.)

Später wird er bis zu seinem Tod im Jahr 1929 die hebräische Bibel ins Deutsche übersetzen. Im Grunde wird es also wie auch bei Rudolf Bultmann zu einem hermeneutischen Ansatz der Bibelauslegung führen, bei dem sich die Schrift mit Blick auf den historischen Kontext selbst auslegt.

Formal gesehen ist eine „atheistische Theologie“ nötig geworden, seitdem in der Theologie wissenschaftliche Voraussetzungen definiert wurden, was seit der Aufklärung der Fall ist. Schlicht gesagt geht es dabei einerseits um die Geschichte der historisch orientierten Exegese (z. B. Leben-Jesu-Forschung), die mit Albert Schweitzer als gescheitert gilt, zumindest soweit sie meinte, ein authentisches Leben Jesu rekonstruieren zu können.

Franz Rosenzweig wechselt in seinem Aufsatz immer wieder von der christlichen Exegese hin zum jüdischen Selbstverständnis, indem er hierbei gemeinsame Tendenzen entdeckt.

Dies soll kurz am Beispiel des Mythos aufgezeigt werden: „… die rationalistische Vermenschlichung der Christusgestalt zum Jesus der Leben-Jesu-Theologie …, wurde in der Judenvolks-Theologie zum Hebel der rationalistischen Vergötterung des Volks“ (S. 284) (Dieser Satz richtet sich vermutlich an Martin Buber, der in seinen Reden über das Judentum betont, das Judentum sei in erster Linie als Religion zu verstehen und nicht als Volk, Staat oder Land, das dieser Vollendung entgegensieht. Die Vision einer Neuansiedlung in Palästina nahm am Ende des 19. Jahrhunderts immer konkretere Formen an.)

So wie einerseits Christus zum Gottesbild wird, wird im Judentum der Gottesbund, religiös gefeiert und zum Glaubensinhalt erklärt (d. meint, dass die religiöse Feier sich selbst erklärt bzw. selbstreflexiv definiert).

Die „Offenbarung“ wird sich als „Mythologie“ erweisen. Der Mythos ist ein Bild der Geschichte und wird benötigt, um die Bedeutung der religiösen Inhalte zu untermauern.

Die „atheistische Theologie“, so Rosenzweig, zeigt, was unter Verzicht auf den Mythos übrigbleibt. Franz Rosenzweig betont aber auch zu Recht, dass das „Über“ – Menschliche (Gottes) dem Menschen gegenüber wie ein Spiegel funktioniert. Vermutlich werden hier wie dort Projektionsinhalte auf Judentum oder Christentum angewandt.

Erst ganz gegen Ende des Aufsatzes erscheint die Mystik als Alternative, wobei Rosenzweig vermutlich auch hier wieder an Martin Buber selbst gedacht hat, der die Mystik der Chassidim erforscht und Beispiele veröffentlicht hat. Rosenzweig zeigt, dass in der Mystik zwar Gott auch an die Menschengestalt gekoppelt wird, dennoch aber unverfügbar und göttlich bleibt und zitiert ein Beispiel der jüdischen Mystik: „Gott spricht: wenn ihr mich nicht bezeugt, so bin ich nicht.“ (S. 289)

Der am Anfang zitierte Schlussabschnitt wird hier mit einem ausführlichen Schachtelsatz eingeleitet, der an die von Sören Kierkegaard bekannte Rede von einer Kluft erinnert, die das religiöse Erleben erst möglich macht. Analogien auf christlicher Seite lassen sich in der dialektischen Theologie Karl Barths finden.

Doch anstelle zwischen Gott und Mensch liegt die Kluft hier zwischen rationalem Glaubensverständnis einschließlich der Differenz zwischen Mystik und Rationalismus und dem Verständnis des Menschen als Empfänger der Offenbarung.

Meines Erachtens hat Martin Buber den Aufsatz zu Recht zurückgewiesen, weil der Schluss letztendlich argumentativ nicht genügend ausgearbeitet worden ist. Mystik lässt sich nicht vorschnell mit dem Gegenteil von Rationalismus gleichsetzen. Andererseits ist der Begriff der Offenbarung doch bei Rosenzweig zu sehr an der Geschichtlichkeit orientiert, sie offenbart also hauptsächlich die Differenz zwischen Gott und Mensch. Die positiven Inhalte der „Offenbarung“ bleiben unter Projektionsverdacht, was Rosenzweig hier nicht erkennt. Hierzu sei einmal auf das Buch „Moses“ von Martin Buber verwiesen, mit der er die Übersetzungsarbeit am Pentateuch quasi auswertet, und einen politischen Anführer entdeckt, dem die religiöse Verbindung wichtig ist. Mose ist für Buber der Erfinder eines Bundesgesetzes, das mit dem Kult ein Volk zusammenführt und bildet.

Es folgt nun die Dokumentation des Textes von Franz Rosenzweig als PDF, entnommen der Ausgabe von 1937 (s.o.).

Resilienz als Aufgabe kirchlicher Arbeit, Jan Rosen, Herzogenrath 2021

Foto: Christoph Fleischer (c) Der Baum ist resilient gegen die mannigfaltigen Ritzungen oder Beschädigungen

Facharbeit, Sankt Leonhard Gymnasium, Aachen 2020 Kurs: Grundkurs Religion

Inhaltsverzeichnis

Einleitung und Begriffseingrenzung der Resilienz

Resilienz aus entwicklungspsychologischer Perspektive

Risikofaktoren

Schutzfaktoren

normative und nichtnormative Krise

Verbindung zwischen Resilienzdiskurs und Kirche

Vulnerabilität als Kernthema der Kirche

Verbindung zwischen Vulnerabilität und Resilienz

Krisenbewältigung als Thema der Bibel

Seelsorge

Haus der Stille

Kirchliche Arbeit- Grundvollzüge der Kirche

Diakonia

Martyria

Liturgia (oder Leiturgia)

Glaube und kirchliche Gemeinschaft als Schutzfaktor

Kritik an kirchlichen Resilienz-Workshops und der Begriffsdarstellung

Fazit

Vorwort

Resilienzforschung gewann innerhalb der letzten Jahre zunehmend an Popularität und ist nun auch in der Gesellschaft als Thema präsent. Es wird angestrebt eine möglichst hohe Resilienz zu erreichen und aufgrund dessen wird der Begriff ebenso zu einem Instrument der Vermarktungswirtschaft.

Zu der stark präsenten Resilienzthematik hat auch die Kirche Aspekte einzubringen. Im Rahmen dieser Facharbeit gilt es daher zu untersuchen, inwieweit Resilienz eine Aufgabe kirchlicher Arbeit ist und welcher Beitrag kirchlicher Arbeit zum Resilienzdiskurs geleistet wird. In diesem Zusammenhang wird kurz der aktuelle Entwicklungsstand der Resilienz dargelegt. Die gesamte historische Entwicklung des Forschungsdiskurses steht hierbei nicht im Vordergrund. Primär werde ich mich mit der heutigen Perspektive kritisch auseinandersetzen, um kirchliche Arbeit optimal auf die Thematik anwenden zu können und die Relevanz kirchlicher Arbeit für die aktuelle Forschung herauszustellen.

Zu Beginn soll dazu Resilienz als gesondertes Phänomen betrachtet werden. Die Betrachtung der entwicklungspsychologischen Perspektive erfolgt daraufhin, um die weiteren Gedankengänge der Arbeit in die Thematik einordnen zu können. Daraufhin lege ich die Verbindung zwischen Resilienz und Kirche dar, um grundsätzlich aufzuzeigen, weshalb sich Kirche zwangsläufig mit Resilienz beschäftigen muss. Ich beleuchte zudem die Grundvollzüge der Kirche, woraufhin die Darlegung verschiedener Beispiele kirchlicher Arbeit mit Bezug auf Resilienz erfolgt. Neue Impulse werden hierbei hervorgehoben. Zuletzt äußere ich Kritik bezüglich der unkritischen Verwendung des Terminus unter anderem in Bezug auf kirchliche Workshops.

Schließlich verfasse ich am Ende meiner Arbeit ein Fazit, das den Beitrag der kirchlichen Arbeit zum Resilienzdiskurs zusammenfasst. Hierbei stelle ich die allgemeine gesellschaftliche Bedeutung der Impulse heraus. Außerdem führe ich die Risiken, die dauerhaft beachtet werden müssen, auf.

Einleitung und Begriffseingrenzung der Resilienz

Die Arbeitsdefinition einer interdisziplinären Resilienz-Forschungsgruppe am IFZ (Internationales Forschungszentrum Salzburg) bezeichnet die Resilienz als „Fähigkeit Krisen erfolgreich zu bewältigen“ ([1] S.24, FN 41). Durch die Weite „innerhalb einer wissenschaftlichen Perspektive“ ([1] S.23) und zunehmende Instrumentalisierung durch die Vermarktungswirtschaft ist eine klare und eindeutige Definition jedoch schwierig. So ist nicht nur in Bezug auf Menschen von Resilienz die Rede, es wird auch zunehmend von resilienten Gesellschaften, Ökosystemen, Infrastruktur, Demokratie usw. gesprochen.

„Eine eingehende Beschäftigung mit Resilienz in theoretischer und praktischer Weise kann für den mitteleuropäischen Raum insbesondere seit dem Beginn des 21. Jahrhundert konstatiert werden“ ([1] S.21). Die zunehmende Relevanz der Resilienzforschung lässt sich unter anderem durch den Anstieg der Anzahl wissenschaftlicher Artikel zum Thema Resilienz feststellen (1983 unter zehn, 2013 knapp 1000) ([1] S.23). Dabei untersuchen „mehrere wissenschaftliche Disziplinen das Phänomen“ ([1] S.22/23).

Im Zuge der voranschreitenden Forschung innerhalb dieses Bereichs der wissenschaftlichen Disziplin der Psychologie „werden zurzeit zahlreiche Bücher und Schulungen zur Krisenbewältigung angeboten“ ([2]). Eine Google-Suche am 05.02.2020 ergibt mit den Suchwörtern „+Resilienz +Kurs“ 265.000 Einträge. Die Anzahl der Bücher, die amazon.de mit dem Suchbegriff „Resilienz“ filtert, beträgt zum selben Suchdatum 1650. Dr. Karin und Prof. Dr. Klaus E. Grossmann betonen, dass Resilienz selbst „in der Psychologie ein inzwischen inflationär verwendeter, künstlicher Begriff“ ist (Fingerle 2007, 299; [1] S.21 FN 15).

Die deutsche Wortherkunft lässt sich auf das lateinische Wort resilire (deutsch: zurückspringen, abprallen) zurückführen. Das englische Wort resilient bezeichnet üblicherweise eine „psychologisch relevante Eigenschaft“ ([1] S.45). Auch im deutschen ist die Auslegung von „Resilienz als Persönlichkeitsmerkmal“ ([1] S.25) möglich, wobei „Förder- und Erlernbarkeit von Aspekten, welche Resilienz begünstigen“ ([1] S.25) weiterhin bestehen.

Der psychologische Forschungsdiskurs bezieht sich bei der Auslegung der Resilienz auf menschliche Individuen. Im Rahmen dieser Arbeit steht die Perspektive der Psychologie und der kirchlichen Handlungsfelder im Zentrum der Betrachtungen. Dem psychologischen Forschungsdiskurs zugeordnet ist die leitende Fragestellung „welche Voraussetzungen eigentlich dazu beitragen, dass einige Menschen sich von Schicksalsschlägen schneller erholen als andere und wie Menschen möglicherweise lernen könnten, kommende Krisen zu überstehen“, so Prof. Dr. Cornelia Richter im ekir.de-Interview [2].

Resilienz aus entwicklungspsychologischer Perspektive

Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit liegt auf der personalen Resilienz von Einzelindividuen. Zur Identifizierung von Resilienz muss grundsätzlich ein „objektiv feststellbarer Einfluss, der auf das Individuum einwirkt und zumindest von diesem als belastend wahrgenommen wird“, vorhanden sein ([1] S.45/46). Dies wird dargestellt durch einen „prinzipiellen Kausalzusammenhang“, der das Verhältnis einer Auffälligkeit und eines „kausalen Risikofaktors“ beschreibt ([1] S.46).

Risikofaktoren

Risikofaktoren sind allgemein als Variablen „die die Wahrscheinlichkeit eines negativen Outcomes erhöhen“ zu verstehen ([1] S.49). Sie sind aus unterschiedlichen Aspekten (z.B. Wirkung) heraus differenzierbar, wobei sie in der Regel nach ihrem Ursprung unterschieden und eingeordnet werden. Kategorisiert wird in internale, proximale und distale Bedingungen, wobei proximale und distale nicht wie internale intrinsische, sondern externale Bedingungen sind. Biologische und psychologische Risikofaktoren werden den internalen Bedingungen zugeordnet, wohingegen proximale Bedingungen sich auf Beziehungsqualitäten und Bezugspersonen beziehen und distale Grundlagen sozioökonomische und soziokulturelle Risikofaktoren darstellen ([1] S.50).

Genannte Faktoren stellen „Indikatoren für weitaus komplexere Prozesse und Mechanismen, die die individuelle Anpassung beeinflussen“ ([4]) dar, haben daher keinen direkten Wirkungszusammenhang und prägen „den Lebensvollzug des Menschen“ ([1] S.51) kurz-, mittel und langfristig.

Schutzfaktoren

Dem gegenüberstehend sind Schutzfaktoren, die als protektive Faktoren einem Risiko entgegenwirken und als „günstige Einflüsse“ ([1] S.52) eine daraus mögliche resultierende Festigung einer Störung „verzögern, abmildern oder verhindern können“ ([1] S.52). Daher ist die Betrachtung nur in Verbindung mit Risiko sinnvoll. Zeitlich ist die Ausbildung der internalen, proximalen und distalen Schutzfaktoren vor der „Einwirkung des Risikofaktors“ ([1] S.52) notwendig, da ein bewusster Rückgriff auf diese vollzogen werden muss, um die „Bewältigung der Herausforderung“ ([1] S.53) zu bewerkstelligen. Internale Bedingungen haben denselben Bezugspunkt wie bei den Risikofaktoren, doch in diesem Kontext wird zusätzlich bei den personalen Kompetenzen nach dem Entstehungszeitpunkt unterschieden, da dieser auch während des Bewältigungsprozesses zu verorten sein kann ([1] S.53). Bei proximalen Bedingungen ist hier außerdem zu berücksichtigen, dass „supportive soziale Umwelten als Puffer gegen negative pathologische familiäre Einflüsse wirken“ (5]. Für distale Bedingungen sind keine weiteren Aspekte hinzuzufügen und es kann auf die Ausführung im Kontext der Risikofaktoren verwiesen werden.

Ebenso sind Faktoren miteinzubeziehen, „die nicht primär auf Funktion und nachvollziehbare Optimierung abzielen“ ([1] S.54), jedoch als Teilaspekte von Transzendenz einflussreich sind. An dieser Stelle sind persönliche Reifungsprozesse und Seiten psychischer Veränderung gemeint ([1] S.54). (UNFERTI Krisenbegriff)

Verbindung zwischen Resilienzdiskurs und Kirche

 Vulnerabilität als Kernthema der Kirche

„Parallel zur Resilienz hat sich „Vulnerabilität“ in den letzten Jahrzehnten zu einem neuen Schlüsselbegriff entwickelt“ ([6] S.224). Spektrum.de formuliert eine psychologische Definition, die Vulnerabilität als „genetisch oder/und biographisch erworbene Verletzlichkeit“ bezeichnet [7]. Wie auch der Resilienzdiskurs ist der Vulnerabilitätsdiskurs Teil mehrerer unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen. Innerhalb dieses „innovativen Forschungsfelds“ ([6] S.224) können christlich-theologische Perspektiven „zu deren Kernthemen Wunden gehören“ ([6] S.224), eingebracht werden. Trotzdem ist es die Theologie selbst „die gerade erst beginnt, diese innovative Forschung wahrzunehmen“ ([6] S.225). Eine Teilnahme der Theologie an den von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekten, die als Teil des „interdisziplinären Vulnerabilitätsdiskurs“ den Begriff „Vulnerabilität in Titel, Projektbeschreibung oder Projektergebnis haben“ [8], bleibt trotzdem bislang aus. Bei Förderbeginn lag die Anzahl entsprechender Projekte bei zwei, wohingegen im Jahr 2015 20 solcher Projekte unterstützt wurden [8]. Durch die zunehmende Behandlung des Themas in der Forschung und die aktuelle politische Relevanz, die durch Themen wie Armut, Flucht und Krieg entsteht, wird die Einbindung der christlich-theologischen Perspektive umso dringender, da neue und zentrale Impulse aus dieser hervorgehen ([6] S.225). „Der resilienzfördernde Umgang mit Wunden und Verwundbarkeiten“ zählt zu den „Kernkompetenzen der Theologie“ ([6] S.225), wodurch die Betrachtung der Perspektiven bedeutend wird.

Von besonderer Wichtigkeit ist in diesem Kontext der Begriff Inkarnation (Lehre von der Menschwerdung Gottes), der in der christlichen Theologie zu verorten ist. Gott macht sich „aus freien Stücken“ verletzlich, indem er in Jesus Christus Mensch wird [8]. Biblische Figuren wie Maria und Josef, Paulus und Maria Magdalena gingen ebenso das Risiko der Verwundbarkeit ein. Dieser Ansatz widerspricht jedoch der Sichtweise des aktuellen Vulnerabilitätsdiskurs, da nach dieser jegliche Formen von Verwundbarkeit vermieden werden sollten. Die Inkarnation betont daher einen bisher kaum beachteten Aspekt, der herausstellt, dass „die eigene Verwundbarkeit zu riskieren, für ein humanes Zusammenleben notwendig ist“ [8].

Selbstschutz und damit verbundene Sicherungsmaßnahmen erfüllen häufig das Gegenteil ihrer Intention, indem sie neue Gewalt erzeugen, aus der ein Anstieg der Verwundbarkeit resultiert.  Andererseits besteht keine Möglichkeit vollständig über den Aspekt der Sicherheit hinwegzusehen. Das Christentum schafft an dieser Stelle einen dritten Aspekt im „Spannungsfeld von Verwundbarkeit und Sicherheit“ [8]. Dieser wird als „Andersmacht“ bezeichnet, „die dort entsteht, wo Menschen ihre eigene Verwundbarkeit riskieren, um das Leben Anderer zu schützen und zu fördern“ [8].

Dies geht über den kirchlichen Kontext hinaus und ist „im Leben aller, die den Gewaltspiralen der Verwundbarkeit widerstehen und Hingabe wagen“ [8] von hoher Bedeutung. Das „Wagnis eigener Verwundbarkeit“ [8] hat allgemein Humanität zum Ziel und intendiert eine Stärkung von Gemeinschaften und Menschen. Daher gilt es über die Notwendigkeit des Wagnisses hinsichtlich der Humanität abzuwägen [8]. Der Ansatzpunkt bezieht sich unter anderem auf eine gesellschaftliche, politische und personale Dimension, wodurch die Weite der Anwendbarkeit innerhalb des Vulnerabilitätsdiskurses demonstriert wird ([6] S.226).

Anhand der Inkarnation wird deutlich, dass die christliche Perspektive neue gesellschaftlich relevante Seiten des Vulnerabilitätsdiskurses beleuchtet. Somit kann die Kirche in diesem Themenbereich eine signifikante Rolle einnehmen, die von aktueller Relevanz geprägt ist.

Verbindung zwischen Vulnerabilität und Resilienz

„Vulnerabilität ist für die Resilienzforschung eine entscheidende Kategorie, denn nur wo es Wunden und Verwundbarkeiten gibt, braucht es überhaupt Resilienz“ ([6] S.225). Insofern entsteht eine Abhängigkeit der parallel entwickelten Forschungsdiskurse, wobei beide Themenbereiche auch weiterhin separat betrachtet werden. Das Begriffspaar „Vulnerabilität und Resilienz“ hat sich „in Medizin und Psychologie zu einem gängigen Begriffspaar entwickelt“ ([6] S.225) und auch in anderen Forschungssektoren wie der Sozialraum- und Sicherheitsforschung wird die Nutzung zunehmend üblicher, da für die Erkennung und Steigerung von Resilienz die Untersuchung von „konkreten Verwundbarkeiten“ ([6] S.225) grundlegend ist.

Die Art des Umgangs mit Verwundung ist „in weitem Sinn gefasst (…) eine Frage der Resilienz“ ([6] S.225). Somit ergibt sich eine Überschneidung der beiden Diskurse. Darüber hinaus werden in beiden Bereichen Zukunftsperspektiven behandelt, die sich auf das „gegenwärtige Handlungspotential“ ([6] S.227) auswirken. Mögliche zukünftige Verwundungen werden erforscht, woraufhin „Maßnahmen zum Schutz, zur Sicherung und Resilienzförderung“ ([6] S.227) getroffen werden. In diesem Zusammenhang zeigt sich wie die beiden Diskurse ineinandergreifen und innerhalb einer Kategorie gemeinsam angewendet werden. „Angst vor erneuter Verwundung“ ([6] S.227) ist hier wesentlich aufgrund der damit verbundenen Zukunftsaussicht.

Wie bereits in Kapitel 3.1 ausgeführt gehören Wunden und Verletzlichkeit zu den Kernthemen der Theologie. Dies bedeutet, dass eine Auseinandersetzung der Kirche mit Resilienz zwangsläufig stattfinden muss, infolge der Verbindung zwischen Vulnerabilität und Resilienz. In Anbetracht dessen ergibt sich, dass Resilienz als Aufgabe kirchlicher Arbeit, die im Rahmen der folgenden Kapitel spezifischer ausgeführt wird, zu behandeln ist. Durch die Verbindung erhält die Kirche gleichzeitig die Chance, über den Vulnerabilitätsdiskurs hinaus innerhalb des Resilienzdiskurses eine mitwirkende Rolle einzunehmen.

Krisenbewältigung als Thema der Bibel

Zwar ist Resilienz als quellensprachlicher Begriff in der Bibel nicht vertreten, jedoch ist die Überwältigung von Krisen ein häufig aufgegriffenes Thema. Mit Rückbezug auf die in Kapitel 1 aufgegriffene Arbeitsdefinition: „Resilienz als Fähigkeit Krisen erfolgreich zu bewältigen“ wird deutlich, dass die Darstellung der Bibel von Krisenbewältigung sinngemäß einen resilienten Umgang mit Krisen zeigt.

Unter anderem beinhaltet das Markusevangelium Narrationen, die den Umgang mit widrigen Umständen darstellen. Die „Wundergeschichten“ des Markusevangeliums sind durch ihre Krisen erzählende Art auch als „Krisengeschichten“ zu verstehen ([12] S.57). (Weiter unten werden die Todes- und Ostererzählung und die Heilung eines besessenen Jungen als entsprechende Beispiele weiter vertieft und auf spezifische Impulse für die Resilienzfrage untersucht.)

Psalm 23, Vers 4 lautet: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich“. Der Vers kann verstanden werden als die Überwindung einer Krise durch Gottes Unterstützung und greift daher ebenso Resilienz auf. Als ein weiteres demonstratives Beispiel kann 2.Korinther 12,10 angeführt werden: „Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark“. Inhaltlich wird hier ein resilientes Verhalten bezüglich misslicher Situationen dargelegt.

Durch die Behandlung von Krisenbewältigung als umfangreiches Thema der Bibel ist das Thema für die Kirche essentiell. Demnach wird Resilienz nicht ausschließlich aufgrund der Überleitung durch den Rahmen der Vulnerabilität bedeutend, sondern additional durch die biblische Darstellung der Thematik. Demzufolge ist Letztere relevant und wird durch seine Wichtigkeit innerhalb der Kirche gleichzeitig zu einem integralen Bestandteil kirchlicher Arbeit. Des Weiteren ist die mögliche Impulsgebung sehr vielseitig durch die Vielzahl an biblischen Narrationen, die von Krisenbewältigung erzählen.

Grundvollzüge der Kirche

In den Anfängen der Kirche wurden drei griechische Begriffe gewählt, um die Grunddienste der Kirche zu beschreiben [15]. Der dadurch formulierte Auftrag bezieht sich auf die Dimension „einzelner Gemeinden“, wie auch auf die „Weltkirche“ [14]. Umfassend ist bei der korrekten Auslebung der formulierten Aufgabe der Gemeinschaftsauftrag miteinzubeziehen. Die sogenannte „Koinonia“ (altgriechisch κοινωνία, „Gemeinschaft durch Teilhabe“) impliziert die Ausführung des kirchlichen Auftrags in Gemeinschaft und setzt darüber hinaus die Entwicklung der Gemeinschaft als Ziel [14]. An dieser Gemeinschaft soll jeder teilhaben und Impulse setzen können. Folgend werden die drei Grundvollzüge „Diakonia“ (altgriechisch διακονία diakonía „Dienst“, von διάκονος diákonos „Diener“), „Martyria“ (altgriechisch μαρτυρία martyría, „Zeugnis“) und „Liturga“ (λειτουργία leiturgía, „Gottesdienst“) ausgeführt [14].

Diakonia

Diakonia ist „der Dienst am Menschen“ [15], verbunden mit der „tätigen Nächstenliebe“ [15]. Der sogenannte „Geschwisterdienst“ [14] beinhaltet eine Vielzahl an kirchlichen Tätigkeiten wie „die Seelsorge in Kindergärten, Jugendarbeit, Nachbarschaftshilfe, Altenarbeit, Besuchsdienste und Hospizarbeit (Begleitung Sterbender)“ [14]. Insbesondere ist die Unterstützung von leidenden Menschen im Fokus, ebenso wie die Sicherung der Existenz von Menschen, die unter extremen Umständen der Armut leiden. Diakonische Dienste sind stets bezogen auf die Gegenwart und wirken vor Ort. Hilfsorganisationen wie die evangelische Diakonie sind Teil des Aufgabenfelds. In der Diakonia Wirkende bekleiden das geistliche Amt des Diakons.

Jesus demonstriert durch seine Taten und seine Botschaft, dass jeder Mensch unabhängig von seinem sozialen Stand ein Teil von Gottes Reich ist [14]. Hiermit definiert er seine Nachfolge. Der Inhalt der Bildrede „vom Weltgericht“ (Mt 25, 31-46) drückt hinzukommend aus, dass „der Dienst am Nächsten zum Auswahlkriterium dafür, wer von Gott gesegnet sein wird und gerettet werden wird“ [14].

Martyria

Martyria bedeutet grundlegend Zeugnis von seinem Glauben zu geben und die „Frohbotschaft“ [14] zu verkündigen. Auch bei Reaktionen wie „Spott, Häme, Unverständnis und (…) Ablehnung“ [14] gilt es gefestigt hinter seinem Glauben zu stehen und diesen zu vertreten.

Heutzutage steht eine Vielzahl an Mitteln zur Verbreitung des Bekenntnisses zu Jesus Christus zur Verfügung. Der Glaube kann über Erziehung und Religionsunterricht weitergegeben werden. Die Verkündigung findet statt über Medien, stellt einen Inhalt von Predigt dar, zeigt sich in der Bibelarbeit und ist ein zentraler Aspekt der Vorbereitungen auf die Feier der Sakramente [14]. Aktuelle gesellschaftspolitische Teilnahme kann mit der Verkündigung einer christlichen Perspektive verbunden sein. Insbesondere bei ethischen Debatten kann die Kirche ihre aktuelle Relevanz und ihren Einfluss steigern und insofern das Glaubenszeugnis verbreiten [14].

Biblisch wird die Mission der Verbreitung von Leben und Wirken Jesu Christi im Ersten Petrusbrief aufgenommen. „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“ (1 Petr 3, 15b). Jesus fordert außerdem: „Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu befolgen, was ich euch geboten habe“ (Mt 28, 19f). Damit wird die Martyria explizit formuliert [14].

Ergänzend zur Martyria steht der Begriff Kerygma (altgriechisch κήρυγμα kérygma „Bekanntmachung“, „Predigt“; Verb κηρύσσω). Während Martyria sich auf die Verkündigung durch Zeugen zentriert, richtet sich Kerygma auf die Botschaft des Evangeliums und die Predigt und nicht auf die Mission der Verkündigung des Glaubenszeugnisses. Jeder Bibeltext hat ein Kerygma und der Weitergebende ist ein Zeuge und erfüllt die Aufgabe der Martyria [16].

Liturgia (oder Leiturgia)

Liturgia beschreibt die Feier des Gottesdienstes einschließlich der verschiedenen christlichen Riten und Zeremonien. Formen der Liturgie sind unter anderem „das persönliche und gemeinschaftliche Gebet, Andachten, Wortgottesdienste, Meditationen, Wallfahrten usw.“ [14].

Anfänglich stellte die Liturgie „eine Erinnerung an Jesu Tischgemeinschaften und an die Feier des letzten Abendmahles (vgl. dazu Mk 14, 17-25 par; Apg 2,43-47)“ [14]   dar und Christen kamen als Tischgemeinschaft zusammen. Dadurch ergibt sich die hohe Bedeutung der Eucharistie, die in der evangelischen sowie katholischen Kirche zu den Sakramenten gehört, als Bestandteil des Gottesdienstes. Das Abendmahl steht besonders „für Versöhnung, Heilung und Gemeinschaft aller“ [14]. Zusätzlich wird der christliche Gedanke des miteinander Teilens betont.

Insgesamt wird durch den Gottesdienst „die Wirklichkeit Gottes erfahrbar“ [14], wodurch der Gottesdienst als Grundlage des christlichen Lebens Glaubende stärkt und ihnen Unterstützung gibt.

Neutestamentliche Verbindungen zur Resilienzfrage und neue Impulse anhand des Markusevangeliums

Im Folgenden soll das Kerygma des Markusevangeliums ausgeführt werden in Hinsicht auf Verbindungen und Anreize für den Resilienzdiskurs. Da die Verkündigung des Evangeliums Teil der kirchlichen Grunddienste ist, stellt diese Ausführung ein praktisches Beispiel kirchlicher Arbeit, die einen Bezug auf Resilienz hat, dar.

Grundsätzlich muss herausgestellt werden, dass Resilienz kein quellensprachlicher Begriff des Neuen Testaments ist. Trotzdem lassen sich Ansätze zum Umgang mit aus heutiger Sicht als Krise einzuordnenden Umständen, wie zum Beispiel „Ohnmacht und Angst, (…) Schwachheit, Misshandlungen, Nöte, Verfolgung, Bedrängnis (1Kor 12,10), (…) Krankheit und Tod“ ([12] S.47/48), finden. Im Zuge der Untersuchung der biblischen Elemente, die impulsgebend in Verbindung mit der Resilienzfrage und signifikant in Bezug auf Krisenbewältigung sind, werden folgend Inhalte des Markusevangeliums herangezogen.

In Mk 15,20b-29 wird die Todesgeschichte Jesu, die auf die Rezeption von Leid und Tod zentriert ist, erzählt. Ein wichtiger Aspekt der Narration ist die Erkenntnis des Hauptmanns beim Anblick des Sterbens Jesu. Dieser sprach: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn!“. Maßgebend für seine Einsicht ist die Art des Sterbens ([12] S.49). Erst aus dem mit Jesus Tod verbundenem Leid geht die Erkenntnis des Hauptmanns bezüglich der „Gottessohnschaft“ ([12] S.50) Jesu hervor. Seine Erkenntnis resultierte nicht aus der Lehre Jesu. Daher zeigt sich Gottes Präsenz hier im „schlimmsten Leiden und Sterben“ ([12] S.50). Die Erkenntnis gewinnt noch an Bedeutung dadurch, dass der Hauptmann als römischer Soldat Teil einer Kultur ist, in „der Leiden und Tod (…) geächtet und aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden“ ([12] S.50) mit Ausnahme des Heldentods. [[[Aus der Perspektive der Antike wird lediglich der Heldentod akzeptiert, wie der des Hektors, der ehrenvoll und seiner Familie sowie seinem Vaterland dienend stirbt. Somit erfolgte eine Anerkennung der Gesellschaft. Insgesamt trägt die Distanz antiker Götter zum Tod zur Betonung ihrer Göttlichkeit bei.]]]

Unter der gesellschaftlichen Verdrängung von Leid und Tod liegt im Tod Jesu daher eine „echte Krise“ vor, die durch seine „Dissoziation von der Gesellschaft“ ([12] S.52) neben seinen Gewalt- und Leiderfahrungen zusätzlich an Dramatik gewinnt. Im Gegensatz zu den griechischen Göttern und den Menschen, die dem Tod ausweichen, ist Gott besonders hier präsent. Aus der Tatsache, dass Gott gerade in Krisen präsent ist, resultiert gleichzeitig, dass das Ausweichen einer Krise widergöttlich ist. Damit verbunden wäre demnach die aktive Vermeidung der Präsenz Gottes.

Ein weiterer zentraler Begriff ist die Leidesnachfolge, die durch das Bild Jesu als leidender Messias geprägt wird. Durch Jesus Leiderfahrungen ermutigt er die sich zu ihm bekennende Gemeinde, Krisen in Form von Isolierung und Bestrafungen, die bis zum Tod reichen, anzunehmen, indem er demonstriert, dass Leid und Sterben nicht mit Gottlosigkeit verbunden sind. Jedoch muss an dieser Stelle betont werden, dass „die Präsenz Gottes im Leiden weder Selbstzweck noch das Endziel von Gottes Handeln“ ([12] S.54) ist. Die Ostererzählung bestätigt die Präsenz Gottes über die Krise hinausgehend und es zeigt sich die Wichtigkeit der Präsenz bei der Überwindung der Krise.

Signifikant ist, dass Gott „kontrafaktisch“ ([12] S.56) präsent ist. Dies ergibt sich aus der Verlassenheit als Zeichen der Krise, die auch bei Jesus identifizierbar ist. „Mein Gott, mein Gott, wozu hast du mich verlassen?“ (Mk 15, 34) schreit Jesus kurz vor seinem Tod. Das Paradoxe entsteht dadurch, dass sich Gottes Präsenz in Jesus Verlassenheit des Sterbens zeigt. Jedoch lässt sich diese Antithese auflösen, da gerade das Abstinente durch die Verdeutlichung seines Mangels heraussticht. Zusätzlich führen die Gefühle von Hilflosigkeit und Isolierung zu einer Ernsthaftigkeit der Krise ([12] S.55,56).

Darüber hinaus ist es erforderlich herauszustellen, dass Gottes Präsenz in der Krise „kontradiktorisch“ ([12] S.56) ist, da Gott grundsätzlich Einwände gegen das Bestehen der Krise hat. Folglich wird Gott vielmehr durch seinen Einspruch und seine Solidarität mit den Leidenden präsent.

Anhand des Aspekts der Leidesnachfolge wird die Krisen erzählende Art des Markusevangeliums deutlich, die das Verständnis von „Wundergeschichten“ der Schrift als „Krisenerzählungen“ ([12] S.57) schafft.

Die biblischen Mittel der Lösung einer Krise lassen sich anhand der „sogenannte[n] Heilung eines besseren Jungen“ ([12] S.57), die in Mk 9, 14-29 zu finden ist, hervorheben. Der Vater des Jungen, der „von einem sprachlosen und tauben Geist vollkommen besessen“ ist, wendet sich in der Not an Jesus, um Hilfe zu erhalten. An dieser Stelle unterstreicht dieser: „dem Glaubenden ist alles möglich“ (V.23). Seine Aussage manifestiert die Relevanz des Glaubens als Weg der Lösung und zeigt, dass keine Wundertat zur Lösung führt. Jedoch ist dies simplifiziert und die Bedeutung des Glaubens verfügt in diesem Kontext über eine höhere Komplexität. Auch in diesem Zusammenhang ist eine antithetische Struktur vorherrschend. Der Vater spricht: „Ich glaube- hilf meinem Unglauben“ (V.24). Der Unglaube ist eine bedeutende Beeinträchtigung der Überwindung der Krise und steht dem Glauben als Mittel der Lösung gegenüber und macht diesen unmöglich ([12] S.58). Dadurch zeigt sich die Unlösbarkeit die Krise. Das entstehende Paradoxon mündet in einem Schrei des Vaters, dem die Heilung des Jungen folgt. Dieser Schrei bringt somit die Heilung herbei, und er ist mit einer Art Gebet gleichzusetzen. Daher wird das Gebet als Instrument der Lösung gezeigt, wobei das Markusevangelium die Kongruenz des Gebets und des Glaubens betont (Mk 11, 23f.). In dem Vers 24: „alles, was ihr nun bittet, glaubt“ wird die zentrale Bedeutung von Kommunikation ersichtlich.

Aus der im Folgenden dargestellten Vertiefung kann ein Ansatz mit Bezug auf die Resilienzfrage abgeleitet werden. Glauben als „Kommunikation mit einem Gegenüber“ ([12] S. 59) wirkt gegen Unglauben und Verzweiflung in der Situation, da die Kommunikation gleichzeitig im Verhältnis mit Vertrauen steht und beide sich gegenseitig erzeugen. Zusätzlich verstärkt die Sprachlosigkeit als Inhalt der Krise die Bedeutung der Kommunikation. Letztere findet sich in dieser Situation als „Schrei [, der] die Ausweglosigkeit der Krise benennt“ ([12 S.60), wieder, obwohl dieser als Negierung der Kommunikation intendiert ist. Gerade dadurch entsteht zwangsläufig „ein Gegenüber“ ([12] S.61), was zur Überwindung der Krise führt.

Ein weiteres Beispiel dafür ist die Kreuzigungserzählung. „Indem Jesus Gott anklagt abwesend zu sein, setzt er ihn unausweichlich als Gegenüber seiner Kommunikation“ ([12] S.61). Es stellt den Ausgangspunkt der Lösung der Krise dar.

Anhand dieser Impulse des Markusevangeliums ergibt sich die „vertrauensbildende Kommunikation als entscheidendes Element der Krisenbewältigung“ ([12] S.60). Es kann ein Beitrag zum Resilienzdiskurs geliefert werden, indem aufgezeigt wird, dass die „kommunikative Versprachlichung“ ([12] S.69) der Paradoxie der Krise entgegenwirkt und ein Hauptmerkmal des Lösungswegs wird.

Haus der Stille

Als Bestandteil des kirchlichen Grunddienstes Diakonia ist das Haus der Stille als ein Beispiel anzusehen, das für Resilienz relevante Elemente enthält und ist daher ein gutes Beispiel für die spezifische Verbindung zwischen kirchlicher Arbeit und Resilienz.

Das Haus der Stille ist das 1992 eröffnete Einkehr- und Meditationszentrum der evangelischen Kirche im Rheinland in Rengsdorf [10]. Ursprünglich war es als Ruheort für die Mitarbeitenden der evangelischen Kirche im Rheinland angedacht, der auf Besinnung orientiert ist. Allerdings stand 2015 die Schließung bevor, die letztendlich durch Spendengelder und Fundraising verhindert werden konnte. Es folgte eine zentrale Änderung der Orientierung mit Fokussierung auf Öffentlichkeitsarbeit [11].

Insgesamt besteht die Anlage aus drei Gebäuden mit Unterkunftsmöglichkeiten innerhalb eines Parks am Rheintal. Die Umgebung ist ruhig und naturnah, die Versorgung ist vegetarisch [10].

Das Kursangebot wurde 2015 signifikant erweitert und aktuell werden jährlich „über rund 140 verschiedene Tages-, Wochenend- und Wochenkurse von Tanz über Eutonie, Fasten und Schweigen bis biografischem Schreiben, sowie Fortbildungen für beruflich und ehrenamtlich Mitarbeitende der Kirchen in Geistlicher Begleitung“ angeboten [11]. Ermöglicht wird dies durch die 14 Mitarbeitenden, die zusätzliche Unterstützung von Förderkreisvereinen erhalten. Die Termine sind im Kalender auf der Seite der evangelischen Kirche im Rheinland (ekir.de) nachzuschlagen [12].

Resilienz ist thematischer Bestandteil mancher Seminare. Ein Beispiel ist der 2019 angebotene Einkehrkurs unter dem Thema „Von der Kunst aus der Fülle zu leben“ [12]. Als Untertitel der Veranstaltung wurde „Resilienz stärken- innere Kraftquellen entdecken“ [12] gewählt. Inhaltlich wurde sich mit dem Umgang mit Veränderungen im Leben auseinandergesetzt. Die Entdeckung eigener Ressourcen stellte ein Kernthema dar, das allgemein häufig Bestandteil verschiedener Kurse ist. Des Weiteren wurden „Perspektive[n] von Glauben, Hoffnung [und] Liebe“ [12] beleuchtet. Insofern wurde eine Verbindung zwischen dem internalen Glauben und der Resilienz geschaffen. Anhand des Beispiels wird deutlich, dass die Auseinandersetzung mit Resilienz innerhalb der Kursangebote des Hauses der Stille zum Thema kirchlicher Arbeit wird.

Das gesamte „Angebot will ermutigen, die Beziehung zu sich, zu anderen und zu Gott zu überdenken“ [10]. Ziel ist eine erhöhte Achtsamkeit, die Setzung wesentlicher Anker und eine Besinnung, die durch Stille und Meditation verstärkt wird [10]. Eine Beschäftigung mit biblischen Botschaften ist ebenso Teil der Seminare. Die Kirche schafft somit einen praktischen Beitrag zum aktuellen Resilienzdiskurs, indem christliche Perspektiven miteinbezogen werden und Teilnehmer angeregt werden, diese auf ihr Leben zu beziehen.

Seelsorge (UNFERTIG)

Seelsorge ist Teil des Grundvollzugs Diakonia

Alle zwei Jahre findet der Ökumenische Bundeskongress Notfallseelsorge und Krisenintervention statt, dessen 18. Auflage im Jahr 2017 vom 30. März bis zum 1. April andauerte und in Hannover ausgetragen wurde. Das abschließende Podiumsgespräch des Kongresses wurde unter der Fragestellung, ob Resilienz machbar ist, gehalten und kirchliche wie auch wissenschaftliche Perspektiven wurden zusammengeführt. Dabei wurde ein direkter praktischer Bezug geschaffen, indem die Faktoren einer „erforderlichen Anpassungsleistung“ [9] hinsichtlich einer Rückfindung ins eigene Leben und eines möglichen Wachstums nach dem Ereignen einer traumatisierenden Erfahrung, diskutiert wurden. Erkenntnisse dienen zur praktischen Anwendung in der kirchlichen Arbeit.

Glaube und kirchliche Gemeinschaft als Schutzfaktoren

Der Glaube, der die allgemeine Grundlage kirchlicher Arbeit darstellt und von dem Zeugnis gegeben werden soll, steht in Verbindung mit Resilienz.

In einer Studie der Columbia University unter Leitung von Myrna Weissmann werden die „Faktoren oder Lebensumstände [,die] gegenüber Depressionen resilient machen“ untersucht. 103 Personen wurden auf durch Hirnscans auf neurologische Merkmale untersucht. Die Personen verfügten über verschiedene Dispositionen, wobei „ein Teil (familiär bedingt) extrem anfällig für Depressionen war“ [17]. Besonders anhand dieses Teils der Probanden können Einflussfaktoren untersucht werden, da im Normalfall höchstwahrscheinlich eine Erkrankung als Konsequenz der genetischen Disposition erfolgen würde. Gläubige wiesen Verdickungen der Hirnrinde an verschieden Stellen auf, was sie signifikant von den anderen Probanden unterschied. Personen mit entsprechenden neurologischen Merkmalen und einer Selbstbeschreibung als gläubig oder spirituell werden insgesamt weniger krank. Daraus kann eine „statistische Korrelation“ abgeleitet werden und die „These, dass der Glaube für die Psyche einen Schutzfaktor darstellt“ konnte weiter verstärkt werden [17].

Harold G. Koenig trägt die Ergebnisse von Studien mit diesem Forschungsschwerpunkt in der Metastudie „ISRN Psychiatry, doi:10.5402/2012/278730“ zusammen [17]. Laut Harold G. Koenig seien in Hinsicht auf psychische wie auch gesundheitliche Parameter signifikant positive Zustände bei Gläubigen erkennbar [17]. Als mögliche fördernde Faktoren werden neben dem intrinsischen Glauben „stabilisierende religiöse Rituale und (…) soziale Bindungen“ [17] angesehen. Dementsprechend können auch Koinonia und Liturigia als Begriffe mit eingebracht werden, da die Gemeinschaft durch Teilhabe und die mit Riten verbundene Feier des Gottesdiensts für zuvor genannte Faktoren bestimmend sind.

Daten der National Longitudinal Study of Adolescent Health konnten eine Korrelation zwischen der Einbindung in eine religiöse Gemeinschaft und Resilienz ebenso bestätigen [24]. Ein positiver Effekt auf das physische und psychische Wohlbefinden ist darüber hinaus feststellbar.

Insbesondere der soziale Bezug der kirchlichen Gemeinde und der internale Glaube schaffen daher mögliche Schutzfaktoren und der potenzielle Einfluss auf individuelle Resilienz lässt sich herausstellen. Aufgrund der Tatsache, dass der Glaube offensichtlich mit der Resilienz von Menschen korreliert, ist die zukünftige Untersuchungen spezifischerer Zusammenhänge von Interesse der Forschung [17].

Kritik an kirchlichen Resilienz-Workshops und der Begriffsnutzung

Diverse kirchliche Sektoren greifen den Begriff Resilienz direkt auf und verwenden ihn in Titeln von Workshops und Artikeln. Einige Beispiele sind der vom Evangelische Kirchenkreis Berlin Stadtmitte 2018 gehaltenen Workshop, betitelt mit „Balance und Resilienz durch TRE“ [18]. Auch das Maria-Laach Kloster verwendet den Begriff: „Resilienz-Training“ als Oberbegriff eines 2020 stattfindenden Workshops [19]. Des Weiteren formuliert die evangelische Zeitschrift „Sonntagsblatt“ „6 Tipps für (…) psychische Widerstandsfähigkeit“ unter dem Hauptthema „Resilienz fördern“.

Diese direkte simplifizierte Einbringung der Resilienz ist jedoch kritisch zu betrachten, da damit die allgemeine Erlernbarkeit von Resilient impliziert wird. Diese Implikation muss eingeschränkt werden aufgrund der genetischen Disposition, die als Faktor der Resilienz nicht vernachlässigt werden kann [21]. Demnach wird das Förderungspotenzial individuell und eine Verallgemeinerung ist nicht möglich.

Die Ausbildung von protektiven Faktoren ist vor der „Einwirkung des Risikofaktors“ ([1] S.52) notwendig, da ausschließlich dadurch ein Rückgriff zur „Bewältigung der Herausforderung“ ([1] S.53) möglich wird. Demzufolge ist die Krisen unspezifische Betrachtung resilienzstärkenden Faktoren, die innerhalb der Workshops stattfinden soll, grundsätzlich sinnvoll. Dabei stellt das interdisziplinäre Forschungsprojekt „Resilienz und Spiritualität“ der Universität Bonn jedoch den zentralen Aspekt heraus, „dass Resilienz und Krise zumindest im Kontext individueller existentieller Krisen in einem intrinsischen Verweis- und Entwicklungszusammenhang stehen und Resilienz daher selbst ein Krisenphänomen par excellence ist“ ([22] S.12). Der Versuch der Ausbildung von Resilienz ist zwar weiterhin positiv, doch sind „ihre Wahrnehmung [und] möglicherweise sogar ihre Ausbildung nicht zu trennen vom Erleben einer schweren Lebenskrise“ ([22] S.12). Resultat dieser Feststellung ist die notwendige Untersuchung von passiv geprägten Wegen der Auseinandersetzung mit Krisen, die das Durchstehen einer Krise durch Aushalten darlegen. Ausschließlich Möglichkeiten der vollständigen Krisenbewältigung zu betrachten, kann als eindimensional gewertet werden und birgt in Verbindung mit der Annahme einer allgemein möglichen Erlernbarkeit der Resilienz Gefahren. Cornelia Richter beschreibt die Entwicklung der Resilienz zu einem allgemeinen „Sehnsuchtsbegriff“ ([22] S.11). Aktuell werde durch die Trendentwicklung Resilienz als ein Allheilmittel gegen Krisen und Probleme angesehen, so Klaus Ottomeyer [23]. Daraus resultiert eine „unkritische Erwartungshaltung“ ([22] S.11), die zu einer simplifizierten Sichtweise auf die Resilienz führt.

Von kirchlichen Sektoren wird der Begriff nicht wie im Maße der Coachingindustrie kommerzialisiert, doch aufgrund der voranschreitenden Simplifizierung komplexer Zusammenhänge verschiedener Faktoren muss ein äußerst kritischer Umgang mit der Thematik erfolgen, um in der Gesellschaft ein realistisches Bild der Resilienz und ihrer potenziellen Förderung zu erzielen.

Fazit

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass kirchliche Arbeit direkte Verbindungen mit dem Resilienzdiskurs aufweist.

Die Kirche ermöglicht neue gesellschaftliche Anreize, indem sie die Auswirkung spiritueller Ressourcen in Bezug auf Resilienz verdeutlicht. In der Forschung wird der positive Effekt von unter anderem der Gemeinschaftszugehörigkeit (Koinonia), des Glaubens und religiöser Rituale (Teil von Liturgia) nachgewiesen [17],[24], wobei weiterhin Forschungsbedarf besteht. Insbesondere der intrinsische Glaube muss herausgestellt werden, da dieser einen stabilen Schutzfaktor darstellen kann. Darüber hinaus könnte das positive psychische und physische Wohlbefinden Glaubender [17] einen Impuls im Gesundheitswesen setzen, der die Bedeutung von Spiritualität und Religion betont. Die spirituelle Dimension sollte daher insgesamt in der Gesellschaft mit Ernsthaftigkeit betrachtet werden.

Obgleich biblische Narrationen in einem anderen historischen und gesellschaftsstrukturellen Rahmen stattfinden, können wie anhand der Ostererzählung und der sogenannten Geschichte eines besessenen Jungen in Kapitel ((..)) dargestellt, Konzepte für die Resilienz anhand ihres Kerygmas abgeleitet werden. Durch die Menge an Krisenerzählungen ergibt sich eine vielseitige Chance für den Resilienzdiskurs [12].

Die Einbringung der passiv geprägten Verhaltensmöglichkeit in Krisen sticht als signifikante Anregung heraus, da eine neue Dimension des Umgangs mit Krisen geschaffen wird. Dieser dynamische Prozess des Aushaltens ist von aktiven Bewältigungsstrategien zu differenzieren und verhindert eine Verzweiflung an der scheiternden Überwindung der Krise.

Durch die vielseitigen Anregungen der Kirche kann diese innerhalb eines aktuellen und wichtigen Themas der Forschung und Gesellschaft eine prägende Rolle einnehmen. Daher profitiert die Kirche stark von der Thematik und zukünftig sollte dies zugunsten der Forschung und der Kirche augenutzt werden

Trotzdem muss der Resilienzbegriff grundsätzlich kritisch betrachtet werden. Oftmals wird der Terminus simplifiziert verwendet und funktionalisiert. Wie zuvor erläutert führt die kommerzialisierte Entwicklung der Resilienz zu der Entstehung eines „Sehnsuchtsbegriff[s]“, der mit einer „unkritischen Erwartungshaltung“ ([22] S.11) verbunden ist.

Es ist stets zentral, die individuellen Voraussetzungen miteinzubeziehen und die Begrenzung des Förderungspotenzials der Resilienz wahrzunehmen. Die Resilienz selbst ist grundlegend als „Krisenphänomen“ ([22] S.12) anzusehen und sie verfügt nicht über unendliche Möglichkeiten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Literaturverzeichnis

[1] Elias D. Stangl, Resilienz durch Glauben- Die Entwicklung psychischer Widerstandskraft bei Erwachsenen, 2016

[2] https://www.ekir.de/www/service/resilienz-19308.php?desktop=1

[3] Gabriel, Thomas, Resilienz- Kritik und Perspektiven, in: Zeitschrift für Pädagogik 51, 2005

[4] Oerter, Ralf, Entwicklungspsychologische Grundlagen, in Günter Esser (Hg.), Lehrbuch der klinischen Therapie und Psychotherapie bei Jugendlichen, 4. Auflage, Stuttgart 2011, 7

[5] Fiedler, Peter, Persönlichkeitsstörungen, in: Hans-Ulrich Wittchen / Jürgen Hoyer (Hg.), Klinische Psychologie und Psychotherapie, 2.Auflage Berlin 2011, 1107

[6] MThZ 67 (2016) 224–233, Vulnerabilität und Resilienz Christlich-theologische Perspektiven von Hildegund Keul

[7] https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/vulnerabilitaet/16544

[8] https://xn--vulnerabilittsdiskurs-h2b.de/vulnerabilitaetsdiskurs/

[9] https://www.zentrum-seelsorge.de/fortsetzungen_nachrichten/archiv_2017_1/2017_04_04

[10] https://www.ekir.de/haus-der-stille/unsere-arbeit-153.php

[11] https://www.ekasur.de/presse/details/haus-der-stille-feiert-silberjubilaeum/

[12] https://www.ekir.de/haus-der-stille/kalender-157.php

[13] Flebbe, Jochen „Ich glaube- hilf meinem Unglauben.“ Strukturen antithetischer Krisenbewältigung im Neuen Testament, in „Ohnmacht und Angst aushalten“ von Cornelia Richter, 1.Auflage 2017

[14] http://www.bsbzarchiv.de/unterricht/grundvollzuege_der_kirche.htm

[15] http://www.wuerzburg-martin-luther.de/nachgedacht/Der-vierfache-Auftrag-der-Kirche.htm

[16] https://de.wikipedia.org/wiki/Kerygma

[17] https://www.faz.net/aktuell/wissen/leben-gene/resilienz-schuetzt-der-glaube-vor-depression-12794604.html

[18] https://www.kkbs.de/event/4366697das

[19] https://www.maria-laach.de/aktuelles/veranstaltungen/resilienz-training-2020.html

[20] https://www.sonntagsblatt.de/artikel/achtsamkeit-resilienz/ratgeber/resilienz-foerdern-6-tipps-fuer-ihre-psychische

[21] S. Scarr, L. McCartney: How people make their own environments: A theory on genotype environment effects. In: Child Development. 54, 1983, S. 424–435.

[22] Einleitung in „Ohnmacht und Angst aushalten“ von Cornelia Richter, 1.Auflage 2017

[23]  Fit für die Katastrophe? Der Resilienzdiskurs in Politik und Hilfe. stiftung medico international, Frankfurt, 6. Juni 2015.

[24] Amber Anderson Johnson: Want Better Grades? Go to Church. In: Christianity Today. Mai 2002.

 

 

 

 

 

 

 

Das hilft in Zweifel und Versuchungen, Dennis Streichert, Hamburg 2021

Foto: Trübes Wetter in Kanada, Foto Dennis Streichert

Wenn das Leben hart ist und Versuchungen uns überfluten, können wir leicht das Gefühl haben, völlig untauglich als Christ zu sein. Die Versuchung schlägt gerade in diesen Momenten zu, in denen wir sie so gar nicht erwarten oder verkraften.

Wenn sich Ihr Glaube klein anfühlt, erinnern Sie sich an diese Tatsachen:

 

Gott hat uns zu seiner Freude geschaffen

Leiden und Herausforderungen in diesem Leben ist unausweichlich für jeden, der in dieser Welt lebt. Schwierigkeiten werden immer kommen. Trotzdem dürfen wir auf Gott vertrauen, weil diese harten Schicksalsschläge nie vergeblich sind.

Gott hat Sie geschaffen, weil er sich an Ihnen erfreut. Er wünscht sich, dass Sie ihn kennen, sich an ihm erfreuen und ihn lieben, selbst inmitten von Leid. Gott bietet Ihnen ein Leben voller Sinn an. Alle guten Dinge kommen aus seiner Hand. Seine Güte ändert sich nie, auch wenn wir es tun.

Egal, was wir erleben, wir erleben es niemals für uns allein. Es ist erstaunlich, dass Gott uns nahe ist und uns hört. Er hat die absolute Kontrolle über jede Situation, jeden Lebensbereich und jede Schwierigkeit.

 

Gott greift uns unter die Arme, wenn wir fallen

Wenn wir schon länger für etwas beten, dies aber nicht erhalten, weil Gott es momentan für nicht angebracht hält, können wir in Versuchungen geraten. Beispielsweise, wenn Sie schon lange Single sind und sich nach einem Partner sehnen.

Wenn wir schwach werden, so ist Gott dennoch da. Er wird seine geliebten Kinder niemals in Stich lassen. Er sandte Jesus, der in allem mit uns fühlt und um unsere Nöte weiß. Gott wusste, dass wir immer wieder fallen würden.

Gott hat sich zu uns in unserer Sünde herabgelassen, weil er sich mit uns verbinden möchte und uns wertschätzt. Christus nahm in Demut Menschengestalt an und war seinem Vater gehorsam bis in den Tod, damit wir mit ihm wieder vereint werden.

 

Gott liebt uns immer noch, auch wenn wir versagen

Selbst wenn wir ständig versagen, liebt Gott uns immer noch. Das gute Werk, das Gott begonnen hat, indem er uns durch den Glauben für gerecht erklärt hat, wird fortgesetzt, bis er diese Wiederherstellung und Vervollkommnung abschließt und uns seinem Sohn gleich macht. Nichts kann oder wird uns von seiner Liebe trennen – nichts!

Als Christus am Kreuz starb, machte sein Opfer es möglich, dass Sie in die Gegenwart Gottes eintreten können. Wenn der Vater uns anschaut, sieht er seinen Sohn.

Wir können uns Gott nun als seine eigenen Kinder nähern. Wir können uns diesem liebenden Vater nähern, der seine Kinder liebt und sich um sie kümmert, auch wenn wir versagen. Wir sind durch den Tod Jesu mit Gott versöhnt worden. Wie viel mehr werden wir dann durch sein Leben gerettet werden?

 

Gott schenkt uns eine neue Freude an ihm

Selbst wenn die Fluten dieser Welt uns zu ertränken scheinen, schenkt Gott sich uns immer wieder. Wir dürfen die Gemeinschaft mit ihm, seine Liebe und Erneuerung genießen.

Kein Abgrund von Sünde oder Zweifel ist zu entsetzlich für Gott, um uns zu erlösen! Wir haben einen Erlöser, der sich an uns erfreut, damit wir uns an ihm erfreuen können. Christus möchte, dass wir das Leben in seiner Gegenwart leben und uns an das Leiden erinnern, das er durchgemacht hat. Das Leiden, das uns die Erlösung ermöglicht und durch das er immer mit uns mitfühlt.

Wenn sich also Ihr Glaube klein und schwach anfühlt, wenn Sie in Versuchung geraten, wenn Sie an Gottes Güte oder Gnade zweifeln, halten Sie sich an Gott fest. Denken Sie daran, dass Gott uns Rettung und Glück, Freude und Wonne schenkt, weil er uns nichts Geringeres als sich selbst gegeben hat

 

Jeder von uns wird mit Situationen konfrontiert, in denen Zweifel, Verwirrung und Angst uns umgeben und das Vertrauen in Gott schwindet. Die Frage ist: Was werden Sie mit Ihrem Zweifel tun? Werden Sie entmutigt und laufen weg von Gott, oder werden Sie im Schmerz des Zweifels zu Gott rufen?

Sie und ich haben unsere Errettung nicht durch eigene Tugendhaftigkeit erkauft. Der Herr weiß, dass wir schwach sind, und deshalb hat er versprochen, unsere Stärke zu sein und seine Autorität in unserem Namen auszuüben.

Derjenige, zu dem Sie beten, ist gütig, langsam zum Zorn und überreich an Liebe. Er hat versprochen, dass er nie ein taubes Ohr für die leisen Gebete seiner Kinder haben wird, egal wie schwach sie sind.

Über den Autor

Dennis Streichert beschäftigt sich viel mit dem Thema Berufung und Lebenssinn. Mit seinem Blog dennis-streichert.de/blog verfolgt er das Ziel, Menschen zu einem sinnerfüllten Leben zu inspirieren. Andere Menschen zu ihrer Berufung zu führen – das ist seine Vision.