Dietrich Bonhoeffer: Das Gebetbuch der Bibel, Bad Salzuflen 1940

Eine Einführung in die Psalmen, zuerst erschienen im MBK-Verlag Bad Salzuflen 1940, spätere Ausgaben im Hänssler-Verlag und in den Dietrich Bonhoeffer Werken, Band 5, inzwischen gemeinfrei.

In aktuelle Rechtschreibung gesetzt von Christoph Fleischer, Welver 2017

„Herr, lehre uns beten!“

So sprachen die Jünger zu Jesus. Sie bekannten damit, dass sie von sich aus nicht zu beten vermochten. Sie müssen es lernen. Beten-lernen, das klingt uns widerspruchsvoll.  Entweder ist das Herz so übervoll, dass es von selbst zu beten anfängt, sagen wir, oder es wird nie beten lernen. Das ist aber ein gefährlicher Irrtum, der heute freilich weit in der Christenheit verbreitet ist, als könne das Herz von Natur aus beten.  Wir verwechseln dann Wünschen, Hoffen, Seufzen, Klagen, Jubeln – das alles kann das Herz ja von sich aus – mit Beten. Damit aber verwechseln wir Erde und Himmel, Mensch und Gott. Beten heißt ja nicht einfach das Herz ausschütten, sondern es heißt, mit seinem erfüllten oder auch leeren Herzen den Weg zu Gott finden und mit ihm reden. Das kann kein Mensch von sich aus, dazu braucht er Jesus Christus.

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Eine Kriegspredigt? Christoph Fleischer, Welver 2017

Die Predigt wird am kommenden Sonntag, den 21. Sonntag nach Trinitatis in Bad Sassendorf gehalten. Aber wer mag, kann sie auch als eher nachdenkliche Reformationspredigt lesen.

Matthäus 10, 34 – 39 (Lutherbibel)

34 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.

35 Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter.

36 Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.

37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert.

38 Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert.

39 Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.

Foto: Niklas Fleischer (c)

Liebe Gemeinde,

dieser Predigttext klingt zunächst unsympathisch, sodass ich mich schon frage, ob er überhaupt gepredigt werden sollte.

Trotzdem halte ich ihn für wichtig, ja sogar bedeutsam, und möchte daher die Gelegenheit nutzen, um auf einige Beobachtungen hinzuweisen.

Dazu möchte ich zunächst den ersten Satz herausgreifen und besonders thematisieren. Klipp und klar: dieser Satz Jesu enthält eine Aufforderung zur Gewalt. „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ „Eine Kriegspredigt? Christoph Fleischer, Welver 2017“ weiterlesen

Predigt über Philipper 3, Christoph Fleischer, Welver 2016

Predigt für den 23. Sonntag nach Trinitatis, gehalten in Lohne und Bad Sassendorf, 2016,

 

Philipper 3, 17 – 21 (Lutherbibel 2017)

17 Ahmt mit mir Christus nach,

Brüder und Schwestern,

und seht auf die, die so wandeln,

wie ihr uns zum Vorbild habt.

18 Denn viele wandeln so,

dass ich euch oft von ihnen gesagt habe,

nun aber sage ich’s auch unter Tränen:

Sie sind die Feinde des Kreuzes Christi.

19 Ihr Ende ist die Verdammnis,

ihr Gott ist der Bauch

und ihre Ehre ist in ihrer Schande;

sie sind irdisch gesinnt.

20 Wir aber sind Bürger im Himmel;

woher wir auch erwarten den Heiland,

den Herrn Jesus Christus,

21 der unsern geringen Leib verwandeln wird,

dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe

nach der Kraft,

mit der er sich alle Dinge untertan machen kann.

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Foto: Niklas Fleischer (c)

Liebe Gemeinde,

Es ist manchmal nicht einfach, das Thema eines Gottesdienstes herauszufinden, vor allem dann, wenn der Name des Sonntags nichts hergibt. Wenn ich persönlich in der Vorbereitung das mögliche Thema suche, dann versuche ich eine Gemeinsamkeit zwischen dem Evangelium und der Epistel zu sehen. Ein Hinweis könnte für heute das Wort „Bürger“ sein. Auf die Frage: Zu welchem Staat gehören wir Christinnen und Christen eigentlich antwortet Paulus: „Wir sind Bürger im Himmel.“ Jetzt könnte man meinen, dass wir dann in das Land, in dem wir leben, nicht gehören, aber das ist falsch. Eher handelt es sich um eine Gleichzeitigkeit: Wir sind Bürger im Himmel und leben gleichzeitig auf dieser Erde. „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“ (Matthäus 22,21).

Doch was bedeutet dann der Wochenspruch, der sagt: Dem König aller König und Herrn aller Herren sei ewig Ehre und Macht.“ (1. Timotheus 6,16)?

Wie kann man sich diese Gleichzeitigkeit von Himmel und Erde vorstellen? Luther sagt: „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen, er hilft uns frei in aller Not, die uns jetzt hat betroffen“ (eg 362).

Mit König ist also hier keinesfalls pure Herrschaft gemeint. Der König hat für das Wohlergehen eines Volkes zu sorgen. Das gilt auch für den Staat heute. „Predigt über Philipper 3, Christoph Fleischer, Welver 2016“ weiterlesen