Realistisch grün denken, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2017

Zu:

Boris Palmer: Wir können nicht allen helfen, Ein Grüner über Integration und die Grenzen der Belastbarkeit, Siedler Verlag, München 2017, gebunden, 256 Seiten, ISBN: 978-3-8275-0107-3, 18,00 Euro

Respekt Boris Palmer, das Buch stand lange auf Platz 2 der SPIEGEL-Bestsellerliste (beste Platzierung Platz 1 in Ausgabe 34/2017, Hardcover Sachbücher, Buchreport). Ich finde jedoch, dass es damit überbewertet ist. Damit will ich gar nichts gegen Boris Palmer sagen, der 2006 als Grüner mit 34 Jahren Oberbürgermeister von Tübingen wurde und 2014 für die nächsten acht Jahre im Amt bestätigt worden ist. Das Buch ist inhaltlich gar nicht mal schlecht, aber ich finde es nun mal sehr durchsichtig, dass die Gliederung dadurch entsteht, dass man vorhandene Gelegenheitstexte ordnet. Alle Texte stehen so eigentlich für sich und sind nicht aufeinander bezogen. „Realistisch grün denken, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2017“ weiterlesen

Islam? Scharia? Islamismus? Christoph Fleischer, Welver 2017

Notien für ein Referat.

Vorbemerkung: Das vorgegebene Thema „Islam? Scharia?“ habe ich um das dritte Stichwort „Islamismus?“ ergänzt. Weiterhin ist der Text zum Text noch sehr skizzenhaft, da er als Materialsammlung für einen Vortrag entstanden ist.

Impuls: Parallelgesellschaften.

Hinter der Frage Islam und Scharia steckt die Frage nach Parallelgesellschaften, die eventuell einer anderen Rechtsordnung unterliegen könnten, als der gewöhnlich in einer Gesellschaft gültigen. Daher möchte ich eingangs auf diese Frage in Gestalt einer historischen Reminiszenz eingehen.

Gebetsraum in der Werler Moschee, um 2012

In dem weiter unten erwähnten Buch von Navid Kermani, „Wer ist wir? Deutschland und seine Muslime“, las ich eine Bemerkung über die Selbstverständlichkeit von Parallelgesellschaften in verschiedenen Ländern oder Städten der Erde, auch in Europa. Wobei er erwähnte, dass in Czernowitz seit 1945 keine Deutschen mehr leben. Um die Situationen genauer zu eruieren, schlug ich eine Seite dazu im Internet auf. Czernowitz war bis 1918 die Hauptstadt der Bukowina, einer Provinz von Österreich-Ungarn. Danach gehörte es zur UdSSR, heute zur Ukraine. „Islam? Scharia? Islamismus? Christoph Fleischer, Welver 2017“ weiterlesen

Zeitkritischer Seismograph, Rezension, Christoph Fleischer, Welver 2017

Zu: Scheidewege, Jahresschrift für skeptisches Denken, Herausgegeben von der Max-Himmelheber-Stiftung, Jahrgang 46, 2016/2017, Redaktion: Michael Hauskeller, Stephan Prehn, Walter Sauer, S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2016, ISBN: 978-3-7776-2630-7: Paperback, 403 Seiten, Preis: Einzelheft 37,90 Euro, im Abo 33,50 Euro, erscheint einmal jährlich im September. Ein Verzeichnis sämtlicher Beiträge und Autoren mit Link zu einer Leseprobe findet sich im Internet (www.scheidewege.de).

Schon die Übersicht über die Beiträge der Jahresschrift auf dem Cover zeigt die Zielrichtung der Ausgabe an. Skepsis, so der kurze Text auf der Rückseite, ist eine geistige Situation, in der Tradition genauso wenig von einer Evidenz lebt wie der Fortschrittsglaube. In die Mitte des Denkens rückt die Gegenwart, die sich vom Überkommenen löst, ohne eine wunderbare Zukunft zu phantasieren. „Zeitkritischer Seismograph, Rezension, Christoph Fleischer, Welver 2017“ weiterlesen

Festrede der Absolventenfeier vom Fachbereich Oecotrophologie in der FH Münster am 23. 10.2015 von Prof. Gardemann

(Mediziner und Professor für Ernährungsmedizin, Dr. Joachim Gardemann ist in der vergangenen Wochen mit dem Ehrenpreis des Roten Kreuzes ausgezeichnet worden und Mitglied bei Ärzte ohne Grenzen)

Sehr geehrte Absolventinnen und Absolventen, sehr geehrte Eltern und Angehörige, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Heute möchte ich zu Ihnen über Menschlichkeit und Verantwortung sprechen.

Das sind sicherlich große Worte, aber die darf man im Zusammenhang mit humanitären Katastrophen getrost verwenden, vielleicht auch im Zusammenhang mit einem erfolgreichen Studienabschluss und mit dem Eintritt in ein berufliches Leben voller Verantwortung für Mitmenschen.

Nicht nur für Sie, sondern auch für mich persönlich ist dieser heutige Abend eine ganz besondere und bewegende Situation, es ist ja sozusagen der zweite Anlauf zu diesem Vortrag. Vor genau einem Jahr war ich nämlich schon an dieser Stelle vorgesehen. Dann bin ich aber der Fachhochschule ganz plötzlich abhandengekommen, weil das Rote Kreuz wieder einmal dringend einen ärztlichen Leiter suchte, diesmal für die Ebola-Station in Kenema in Sierra Leone.

Wie immer habe ich sofort abends noch die Präsidentin unserer Fachhochschule zu Hause angerufen, um meine Beurlaubung zu beantragen. Sie kennt das schon von mir. Rektorat und später das Präsidium und auch Kollegen und Studierende haben seit 20 Jahren immer meine Auslandstätigkeit als Kinderarzt für das Rote Kreuz unterstützt und ermöglicht, wofür ich allen sehr dankbar bin. Als ich aber dann plötzlich Frau von Lojewski über die Anfrage für Westafrika informierte, da zögerte sie zum ersten Mal in all den Jahren.  „Festrede der Absolventenfeier vom Fachbereich Oecotrophologie in der FH Münster am 23. 10.2015 von Prof. Gardemann“ weiterlesen

Erschöpft, aber zufrieden – Pressemeldung Kreis Soest

Notunterkunft: Erstversorgung und Aufnahmeregularien bis in den frühen Morgen
Kreis Soest. Erschöpft, aber zufrieden. So lässt sich wohl die Stimmung bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kreises sowie bei den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern zusammenfassen, die dafür sorgen, dass in der Notunterkunft für Flüchtlinge am Lippe-Berufskolleg in Lippstadt alles reibungslos läuft. Nachdem bis 23 Uhr insgesamt 379 Flüchtlinge mit Reisebussen aus Dortmund angekommen waren, liefen Erstversorgung und Aufnahmeregularien bis in die frühen Morgenstunden.

Glücklich sind alle Beteiligten auch darüber, dass samstags Sonnenschein die Neuankömmlinge in Deutschland begrüßte. So mussten diese nicht in geschlossenen Räumen oder im Zelt verharren. Einige sahen sich schon in der näheren Umgebung des Berufskollegs um, machten Selfies für die Verwandten. Dass die elektronische Kommunikation übers Netz klappen kann, dafür haben die EDV-Experten des Kreises gesorgt. Sie verpflichteten einen Provider und installierten ein WLAN-Netzwerk. Dieser „Freifunk“ war äußerst gefragt, die Zugangsdaten samt Anleitung für die Anmeldung waren an der zentralen Infotheke eine begehrte Information.

Neben diesem Service gab es am Samstag freilich auch viel Wichtigeres zu regeln. Ein halbes Dutzend Ärztinnen und Ärzte war vor Ort, um die Flüchtlinge nach einem ersten Medizincheck am Vorabend genauer zu untersuchen. Medizinerinnen und Mediziner aus dem Gesundheitsamt, Krankenhausärzte und niedergelassene Kollegen arbeiteten Schulter an Schulter. Galt es bei der Ankunft zunächst die vorhandenen Listen abzugleichen, wickelte die Ausländerbehörde am Samstag eine gründliche Aufnahmeprozedur samt Fotoshooting per Webcam ab. Die Flüchtlinge ließen alles geduldig über sich ergehen und scherzten oft über die geschossenen Bilder. Die ermittelten Daten waren auch Basis für die Befundbögen der Ärzte.

Die Notunterkunft war bereits am Freitag um 15 Uhr trotz aller Unabwägbarkeiten auf die volle Kapazität hochgefahren worden war. Vorsorglich waren beim verpflichteten Caterer 400 Lunchpakete und in gleicher Anzahl Essen für das ganze Wochenende bestellt worden. Diese Entscheidung erwies sich angesichts der kompakten Anreise der Neuankömmlinge als goldrichtig. Die Essensausgabe und das notwendige Drumherum organisierten Helferinnen und Helfer des Caritasverbandes für den Kreis Soest. Landrätin Eva Irrgang nahm bei ihrem Besuch am Samstagmorgen erfreut und mit Respekt zur Kenntnis, dass es der Caritas gelungen ist, nach einem entsprechenden Aufruf binnen kurzer Zeit einen Pool von sage und schreibe 100 Ehrenamtlichen für die Notunterkunft zur rekrutieren, die sich in den kommenden Wochen ablösen werden. Die Schicht am Samstag ließ sich durch nichts erschüttern. Als die große Kaffeemaschine streikte, wurde in pragmatischer Weise kurzfristig für Ersatz gesorgt.