Franz Kafkas Beziehung zu Israel, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2019

Zu:

Benjamin Balint: Kafkas letzter Prozess, aus dem Englischen von Anne Emmert, Berenberg Verlag, Berlin 2019, gebunden, 336 Seiten, ISBN: 978-3-946334-48-4, Preis: 25,00 Euro

Der im Titel angesprochener Prozess ist keine Neuauflage eines der Bücher Kafkas, sondern ein Prozess um sein Erbe im Land Israel. Das Buch von Benjamin Balint über Franz Kafka ist kunstvoll komponiert, indem es zwischen der Darstellung des Prozesses vor dem Obersten Gerichtshof Israels im Jahr 2016 und seiner Vorgeschichte mit den biografischen Skizzen zu Franz Kafka und seinem Freund Max Brod wechselt.

Max Brod lebte, genau wie Kafka, ebenfalls in Prag und war Schriftsteller und späterer Herausgeber der Werke Kafkas. Da er auch die unveröffentlichten Skizzen Kafkas z. B. des Romans „Der Prozess“ für Weltliteratur hielt, nahm er sie an sich und veröffentlichte sie auch gegen den ausdrücklichen Willen von Franz Kafka posthum, der 1924 in Prag im Alter von nur 41 Jahren an Tuberkulose verstarb.

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Religion im Gedicht, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2018

Zu: Das Gedicht, hrsg. Von Anton G. Leitner und José F. A. Oliver, #25, Jubiläumsausgabe, Ein Vierteljahrhundert Das Gedicht, Religion im Gedicht, Anton Leitner Verlag, Weßling bei München 2017, 224 Seiten einschließlich Werbung, ISBN 978-3-929433-82-1, auch als e-Book erhältlich, Preis: 14,00 Euro

Es ist interessant und wichtig, dass die Religion zunächst formal gesehen einen so hohen Stellenwert hat, dass die Jubiläumsausgabe von „Das Gedicht“ diesem Thema gewidmet ist.

Die fortlaufende Lektüre hat mich allerdings wenig inspiriert. Es scheint, als müsse sich ein Lyriker, eine Lyrikerin an Religion abarbeiten.

Die Gedichte im Hauptteil sind offenbar in erster Linie dem Abschied von der Religion gewidmet, der doch in einer säkularen Gesellschaft längst erledigt sein müsste. Die Religion, so gewinnt man den Eindruck, hat hier beinahe die Funktion eines Schützenfestadlers, der alljährlich wieder aufsteht, um von den Schützen regelrecht zerlegt zu werden. „Religion im Gedicht, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2018“ weiterlesen

Als Dichter nur Narren? Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2018

Zu: Katharina Grätz, Sebastian Kaufmann (Hrsg.): Nietzsche als Dichter, Lyrik-Poetologie-Rezeption, Unter redaktioneller Mitarbeit von Armin Thomas Müller, Milan Wenner, in: Andreas Urs Sommer u. a. (Hrsg.): Nietzsche Lektüren, Band 1, De Gruyter, Berlin/Boston 2017, gebunden, 488 Seiten, ISBN 978-3-11-051888-7 (print), Preis: 129,95 Euro

Die Tagung der „Klassik Stiftung Weimar“ zum Thema „Nietzsche als Dichter“ war als 2. Forum Junger Nietzscheforschung ausgeschrieben und fand vom 23. bis 28. März 2015 in Oßmannstedt bei Weimar statt. Das Tagungsprogramm findet sich im Internet unter http://www.klassik-stiftung.de/uploads/tx_lombkswmargcontent/2._Forum_Junger_Nietzscheforschung___Nietzsche_als_Dichter.pdf.

Die Einführung des Buches geht ganz auf inhaltliche Aspekte ein und lässt Fragen der Edition bzw. einen Rückblick auf die Veranstaltung außen vor. Das Buch enthält 20 Aufsätze, von denen sechs im Tagungsprogramm nicht enthalten sind. Auch ein Verzeichnis der Autorinnen und Autoren mit einer Kurzinfo zur Person fehlt. Am Ende des Buches findet sich allerdings ein Namensregister. „Als Dichter nur Narren? Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2018“ weiterlesen

Literarischer Hausbesuch, Rezension von Joachim Wehrenbrecht, Herzogenrath 2016

Zu: Hubertus Halbfas: Das Christenhaus, Literatur und Religion, Ein Lesewerk,  Patmos Verlag, Ostfildern 2015, ISBN 978-3-8436-0666-0, Preis: 30,00 €

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Gorbatschow wollte am Haus Europa arbeiten. Es sollte in aller Verschiedenheit ein offenes Haus werden. Im Moment schließen sich mehr Türen als sie sich gastfreundlich öffnen. Hubertus Halbfas legt mit „Das Christenhaus“ ein Lesewerk vor, das über Literatur, besonders des 20.Jahrhunderts, sich mit den geistigen Wurzeln des christlichen Abendlandes kritisch auseinandersetzt. Verschiedenen Literaten kommen zu Themen wie: Gott, Schöpfung, Jesus, der Nächste, Juden, Kirche, Glaube, Gebet und Religion prägnant aus ihren Werken zu Wort. Sie alle waren mehr oder weniger im Christenhaus zu Gast, kennen Einrichtung und Geruch der Wohnung. Sie arbeiten sich an den großen Themen und der langen Wirkungsgeschichte des Christentums ab, lösen sich, distanzieren sich, radikalisieren das Evangelium, machen Vertrautes fremd, erkennen ungehobene Schätze und Werte, mit anderen Worten: Sie setzen sich mit dem Haus der Christen: wie sie leben, was sie denken, was sie glauben und hoffen, auseinander. Manch einer zieht aus dem Haus aus und sucht neue Räume, andere bleiben dem Haus verbunden, leben in ihm und versuchen seine Zukunft zu gestalten. Hubertus Halbfas hat ein gut gegliedertes Werk mit zahlreichen Bildern und Graphiken vorgelegt. Eine Fundgrube für jeden, der sich für den Resonanzboden des Christentums im aufgeklärten Haus Europa interessiert. Das Buch ist vor allem für die Bildungsarbeit in Kirche und Schule zu empfehlen. Mir persönlich bleibt die Auswahl zu sehr auf das 19/20.Jahrhundert beschränkt. Damit bleibt das Buch einer eurozentrischen Sicht und einer teilweise überholten Debatte verhaftet. Die neuen unverkrampften Annäherungen von Kunst, Literatur und Religion kommen nicht in den Blick (Navid Kermani: Ungläubiges Staunen, Jean Pierre Wils: Kunst. Religion: Versuch über ein prekäres Verhältnis, Martin Walser, Sibylle Lewitscharoff, Andreas Maier, Arnold Stadler, etc.)

Annette von Droste-Hülshoff zwischen Familie und Literatur, eine Pressemeldung

Spagat zwischen dichten und dienen / Themenabend im Stadtarchiv am Donnerstag, 18. September / Anmeldung erforderlich

Münster (SMS) „O, schaurig ist’s, übers Moor zu gehen“, so beginnt die Ballade „Der Knabe im Moor“, die den Schulweg eines sensiblen Jungen im Münsterland des 19. Jahrhunderts beschreibt. Diese aufregenden sechs Strophen sind den meisten Schülerinnen und Schülern geläufig. Verfasst hat sie Annette von Droste-Hülshoff. Um das Leben und Wirken der weltweit bekanntesten deutschen Dichterin des 19. Jahrhunderts geht es am nächsten Themenabend im Stadtarchiv. Dr. Rita Kauder-Steiniger, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Stadtmuseum Münster, stellt die Dichterin am Donnerstag, 18. September, vor.
Annette von Droste-Hülshoff wurde am 12. Januar 1797 als zweites von vier Kindern auf Burg Hülshoff geboren. Ihre Familie gehörte zum katholischen münsterländischen Adel. Da sie unverheiratet war, wurde von ihr erwartet, dass sie sich den Wünschen der Mutter oder des ältesten Bruders fügte und beispielsweise Krankenpflege oder Unterricht für Verwandte übernahm. „Annette von Droste-Hülshoff zwischen Familie und Literatur, eine Pressemeldung“ weiterlesen